Ihre Leidenschaft sind schöne Kühe, ihr Hobby ist das Jodeln und ihr Herz schlägt für das «Chüjern». Jakob und Sabine Schenk und ihre drei Kinder von der Oberen Steinbodenalp bei Eggiwil leben ihren Traum. Ein Traum hoch oben auf 1150 m ü. M. in der Bergzone 3, mit Milchwirtschaft, Viehzucht und Brauchtum. «Wir wollten nie was anderes als einen Bauernbetrieb führen», sagen sie bestimmt. 44 Hektaren ist sie gross, die Steinbodenalp, dazu kommen noch einmal 6,5 landwirtschaftliche Nutzfläche. Vom Hohgant bis zum Guggershörnli und weit bis zur Jura-Kette – soweit reicht das Panorama hier oben.

Mit wenig angefangen

Schon die Anreise ist ein Abenteuer. Sechs Kilometer lang schlängelt sich die schmale Strasse von Eggiwil hinauf auf die Steinbodenalp. Seit 2006 ist die Familie Schenk hier oben Pächter und Hirte vom Sömmerungsbetrieb, welcher der Alpgenossenschaft Affoltern i. E. gehört. 14 Kühe, 20 Rinder und Kälber sind ihr Eigen. Im Sommer kommen noch rund 100 fremde Rinder dazu. «Wir haben hier oben mit nichts angefangen», sagt der gelernte Landwirt und Käser Jakob Schenk. Und seine Frau Sabine doppelt nach: «Wir haben verschiedene Betriebe angeschaut, und hier auf der Steinbodenalp bekamen wir endlich den Zuschlag», erinnert sich die Bäuerin und gelernte Fachfrau Gesundheit.

Mit einem Lastenzug Heu, fünf Kühen, einem Stier, einem reinen Simmentalerrind und einem «Chrume» voll Mastkälber begann am 16. Dezember 2006 das Abenteuer auf der Oberen Steinbodenalp. «Dr Schwiegervater het üs denn no äs paar Plastigcheslä u äs paar Schnüer bracht», sagt Jakob Schenk lachend am Küchentisch. Wofür wusste er auch nicht genau. «Wir waren damals jung und vielleicht auch etwas naiv», erinnern sie sich beide zurück. Der Anfang sei sicher alles andere als leicht gewesen: Drei Kinder, die man jeden Tag zur Schule fahren musste, ein strenger Winter und ein Betrieb, der einen Nebenverdienst verlangte. Früher wurden auf dem Betrieb Kälber gemästet, heute wird die Milch in den Industriekanal geliefert. «Die bäuerliche Kälbermast ist eine grosse Herausforderung. Nicht nur wegen des Antibiotikaeinsatzes, sondern auch wegen der Milchmenge, die von Monat zu Monat unterschiedlich sein kann», sagt Jakob Schenk rückblickend.

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Betreutes Wohnen

Am Anfang hat die Familie Schenk auf ihrem Betrieb 17 Jahre lang betreutes Wohnen angeboten. «Wir arbeiteten vor allem mit jungen Drogensüchtigen zusammen, die eine geregelte Tagesstruktur benötigten», erzählt Sabine Schenk. «Mägisch hei si Nase scho grümpft, wes i hei müesse dä Chauber mischte», sagt der Landwirt. Rückblickend sei es nicht nur ein guter Nebenverdienst, sondern vor allem auch eine gute Erfahrung und Bereicherung für die ganze Familie gewesen. «Wir können heute noch davon profitieren. Erstens sind wir gelassener und zweitens nehmen wir die Leute, so wie sie sind», sagt das Bauernehepaar. Heute arbeitet Sabine Schenk 40 % auswärts im Lindenhofspital in Bern, ihr Mann Jakob einen Tag pro Woche im Käsekeller in Schangnau.

Nach fast 20 Jahren besitzt heute die Familie Schenk eine stattliche Holsteinherde mit etlichen Schautieren. «Chum, i zeigä dir mau Chüeh», sagt der Züchter. Die Tiere finden wir an diesem Abend zuhinterst auf einer Alpweide. Sie müssen jeden Tag weit laufen und ihr Futter selbst suchen. Die grossrahmigen Kühe, mit ihren sehr gesunden und gut geformten Eutern, stechen einem sofort ins Auge: «Sidekick, Delta-Lambda, Bad, Chief oder Tantum haben unsere Herde stark beeinflusst», sagt Jakob Schenk. Sein Herz schlug immer für die schwarze Kuh. «Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie bei uns auf dem elterlichen Betrieb, wo wir Red Holstein hatten, das erste Holsteinkalb auf die Welt kam. Ich rannte damals von der Schule, direkt in den Stall», weiss er noch. Die Holsteinkuh fasziniere ihn nicht nur wegen ihres Exterieurs, sondern vor allem wegen ihrer Leistungsbereitschaft. «Die Auswahl an guten Stieren ist bei den Holstein gewaltig», so sein Fazit. In der Zwischenzeit ist auf ihrem Betrieb der Nutzviehverkauf zu einem wichtigen Betriebszweig geworden.

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Gerne Viehschauexperte

Schöne Kühe, davon träumen Jakob und Sabine Schenk fast jeden Tag. Er, der seit 2017 Viehschauexperte ist, ist auch viel als Schaurichter unterwegs und leitet seit diesem Frühling die Beständeschaukommission. «Ich bin gerne Viehschauexperte. Man sieht viel und das Amt ist eine gute Lebensschule», hält er fest. Sabine ihrerseits hat vor einigen Monaten den Besamungskurs absolviert und unterstützt ihren Mann, wo sie nur kann. «Wir ziehen am gleichen Strick», sagen sie zufrieden. Ist Jakob im Frühling und im Herbst am Punktieren, schaut sie zu Hause zum Rechten.

Eine klare Linie

So ist es nicht verwunderlich, dass man die Beiden nicht nur auf den Schauplätzen, sondern auch im Schauring antrifft. «Ich geniesse es sehr, wenn ich als Richter tätig sein darf und meine Frau im Ring als Ringwoman für Ordnung sorgt», sagt Jakob Schenk. Sie harmonieren als Paar so gut zusammen, dass sie jährlich mehrmals als Richterteam an verschiedenen Viehausstellungen engagiert werden. «Bei der Richterarbeit habe ich eine klare Linie», sagt der Züchter. Das Wichtigste: Wenn die Kühe den Ring betreten, müsse es ihn packen und er denken: «Wow, was ist das für eine Kuh.» «Erst an zweiter Stelle schaue ich mir ihr Euter und ihre Typeigenschaften an», sagt er.

Doch auch die Beständeschau bei ihnen zu Hause in Eggiwil sei für sie jeden Frühling und jeden Herbst ein Erlebnis. «Im Herbst zügeln wir mit den Kühen und laufen rund zwei Stunden auf den Schauplatz und wieder nach Hause», erzählen sie. Dieser Tag sei Familiensache und so wertvoll, dass man das ganze Jahr davon profitieren könne. «Wenn die Kühe im Morgengrauen loslaufen und man im Hintergrund das Treichelgeläut hört, da bekomme ich regelrechte Hühnerhaut», schwärmt die Bäuerin. Immer am ersten Samstag im Oktober findet ihre Beständeschau in Eggiwil mit zirka 240 Tieren statt, dieses Jahr ist es der 4. Oktober. «Wir freuen uns schon jetzt darauf», sagt das Ehepaar am Küchentisch.

Keinen Noten lesen

Gänsehaut bekommen Sabine und Jakob Schenk auch, wenn sie mit dem Jodlerchörli Zulgtal unterwegs sind. Das Jodlerchörli wurde 1992 gegründet, Jakob Schenk singt seit 2001 dort mit und seine Frau seit 13 Jahren. «Wir haben innerhalb des Chörlis einen grossen Zusammenhalt, und das Singen und die Kameradschaft geben uns sehr viel zurück», sagen sie. Die Lieder werden dabei nicht nach Noten, sondern im Stegreif einstudiert. «Wir können alle keine Noten lesen», sagt Sabine Schenk lachend. Vor allem die Naturjutze gehören zu den Stärken des Chörlis. «Wenn ich am Putzen oder im Stall bin, kommen mir am meisten Melodien in den Sinn», sagt die Bäuerin. Danach nehme sie die Melodie provisorisch auf dem Natel auf und singe sie dann an einer Singübung vor. «Singen ist für uns wie das Chüjern. Eine Leidenschaft, die uns so viel Kraft und Zufriedenheit gibt, wie hier oben auf der Steinbodenalp sein dürfen.»