Dass im indischen Uttar Pradesh die Situation mit freilaufenden Kuhherden laut Medienberichten zusehends aus dem Ruder läuft, hat politische Gründe. Wie die NZZ am Sonntag (NZZ a. S.) berichtet, ist mit Narendra Modi ein strenger Hinduist in Indien an die Macht gekommen. Er habe erlassen, dass auf die Schlachtung einer Kuh – die in Indien bekanntlich als heiliges Tier gilt – im grössten Teilstaat des Landes 10 Jahre Gefängnis stehen.

Schlachthof oder Altersheim

Bisher hätte ein indischer Bauer zwei Möglichkeiten gehabt, wenn eine seiner Kühe nicht mehr für die Milchproduktion oder als Arbeitstier genutzt werden konnte: Entweder brachte er sie zu einem muslimischen Schlachter oder er überliess sie einem Kuh-Altersheim, wie sie von Tempeln betrieben werden. Erstere Variante sei «diskret» genutzt worden, schreibt die NZZ a. S. Dieses muslimische Schlachtgewerbe sei durch Modis Politik aber zum Erliegen gekommen, da Schlachtungen in den meisten Teilstaaten Indiens mittlerweile politisch praktisch verunmöglicht worden seien.

1,2 Millionen ausgewilderte Kühe

Dass die Altersheime der Entwicklung nicht gewachsen sind, liegt auf der Hand. Zumal freie Plätze bereits in der Vergangenheit Mangelware waren. In Uttar Pradesh soll es nun bereits 1,2 Millionen herrenlose Kühe und Stiere geben, die Felder zertrampeln, Ernten fressen oder sogar Menschen attackieren.  Die Folge sind Chaos, Verkehrsunfälle und Tote.

Neue Tierheime bauen

Finanziert über eine Sondersteuer auf Alkohol plane die Regierung nun den Bau zusätzlicher Kuh-Altersheime. Derweil sind die heiligen Tiere – oder vielmehr die Probleme mit ihnen – zu einem wichtigen Wahlkampfthema der indischen Politik geworden