Nässende, geschwürige Veränderungen zwischen Euterhaut und Innenschenkel sind kein schönes Thema worüber man sprechen will. Aber es ist wichtig, solche Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Rede ist von Zwischenschenkelekzemen bei Erstkalbinnen.

Die Erkrankung entsteht immer dann, wenn Hautpartien unter Luftabschluss aneinander reiben. Meist ist zunächst nur die Haut betroffen, im weiteren Verlauf können auch tiefere Gewebeschichten einbezogen sein und zu einer schmerzhaft blutigen Angelegenheit für das betroffene Tier werden.

Alarmsignale erkennen

«Besonders bei Erstkalbinnen ist die Belüftung des Spalts zwischen Euter und Innenschenkel durch ausgeprägte Euterödeme (Fluss) gefährdet», weiss Martin Kaske, Tierarzt und Geschäftsführer beim Rindergesundheitsdienst (RGD). Wie kommt es dazu? «Damit eine solche Entzündung entsteht, braucht es zwei eng aneinander reibende Hautflächen. Bei Erstkalbinnen ist das häufig ein massiv anschwellendes Euter, das vermehrt Druck auf den Innenschenkel ausübt», führt er weiter aus. Kommt keine Luft dazwischen, entsteht mit dem Schweiss eine schmierige Substanz. Ein idealer Nährboden für normale Bakterien auf der Haut, wodurch dann die eigentliche Entzündung entsteht. Häufig ist in der Nähe des Euters bereits nach zwei bis drei Tagen ein übler Geruch wahrnehmbar.

Viele Betriebsleiter sind sich der Ernsthaftigkeit einer solchen Entzündung nicht bewusst, weil das betroffene Rind zunächst kein auffällig verändertes Verhalten zeigt. «Rinder tolerieren eine solche Entzündung am Anfang verblüffend gut, erst beitiefgreifenden Veränderungen kommt es zu Schmerzen, Juckreiz und auch Fieber», erklärt Maren Feldmann, Tierärztin beim RGD. Wichtig bleibt aber eine frühe Erkennung und Behandlung, um das Schlimmste zu verhindern (siehe Bild).

Tägliche Behandlung ist nötig

Eine Behandlung ist im normalen Melkalltag meistens zeitaufwendig und nicht so einfach, wie beide berichten. Die entzündete Haut sollte am ausgemolkenen Tier mit warmen Wasser gereinigt, Krusten entfernt und anschliessend mit sauberen Frottee- oder Papiertüchern trocken getupft werden. Salben, Enzympräparate sowie manchmal auch Babypuder können die Entzündung lindern.

«Problematisch ist aber, dass durch die ständige Bewegung der Tiere wieder Reibung entsteht und man das Grundproblem so nicht in den Griffbekommt», so Martin Kaske. Trotzdem sind durch frühes Eingreifen und eine tägliche Behandlung tiefergehende Gewebeschäden vermeidbar. Gleichzeitig trägt die normale Rückbildung des Euters dazu bei, dass nach etwa acht bis zehn Tagen wieder Luft in den Spalt eindringt. Ist das Euterödem sehr massiv, können vom Tierarzt entwässernde Medikamente gegeben werden. Für die Tiere ist die Behandlung von Zwischenschenkelekzemen meistens unangenehm. Sind schon tiefe Gewebeschichten betroffen, kann sich die Behandlung über Wochen hinziehen.

Wissenschaftlich kaum beachtet

«Obwohl das Problem weit verbreitet ist, wird kaum wissenschaftlich daran gearbeitet», bedauert Martin Kaske. Es gäbe daher nicht den einen Schlüssel, um das Problem zu beseitigen. Als Massnahme greife daher bisher nur das frühzeitige Erkennen und Eingreifen. «Werden die entzündeten Stellen täglich behandelt, verhindert man wenigstens eine Verschlimmerung », sagt er.