Die Nährstoffeffizienz vor allem beim Stickstoff und Phosphor zu verbessern und die Emissionen zu reduzieren, sind politische Ziele, die im Absenkpfad Nährstoffe definiert wurden. Einen Beitrag, um diese Ziele zu erreichen, leistet seit 2021 die Versuchsstation «Nährstoffflüsse» von Agroscope in Sursee. Im Steuerungsgremium mit dabei sind der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV), die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), der Kanton Luzern, Suisseporcs sowie Agridea.

Auf bis zu zwei Dutzend Luzerner Betrieben sollen in Zukunft unter Praxisbedingungen Massnahmen getestet und optimiert werden, um so wirksame und praxistaugliche Empfehlungen abzuleiten. Damit rücken Forschung und Praxis näher zusammen. So wurden in den letzten Jahren Futtermittel- und Hofdüngerproben auf ihre Nährstoffe analysiert. Erste Ergebnisse wurden den Medien letztmals im Juni 2023 an einer Fachtagung auf dem Betrieb von Markus Gisler, Erlosen, Gunzwil, präsentiert (siehe BauernZeitung vom 16. Juni 2023).

Gehalte in Gülle schwanken

So wurde festgestellt, dass selbst bei ähnlichen Betrieben die Nährstoffgehalte in Hofdüngern sehr unterschiedlich sind. Fütterung, Haltung und Leistung würden eine grosse Rolle spielen. Deshalb müsse jeder Betrieb als ein Einzelsystem betrachtet werden. Mit optimierter Fütterung und Hofdüngernutzung liessen sich die Effizienz von Nährstoffen durchaus verbessern und die Emissionen senken. Pauschale Anforderungen seien aber nicht immer sinnvoll, aufgrund der betriebsindividuellen Unterschiede.

Wo steht die Forschung bei der Versuchsstation heute, zwei Jahre später? Wir fragten nach beim Leiter der Versuchsstation, Thomas Steinsberger von Agroscope.

Daten sind erhoben

Das erste Teilprojekt «Grundbilanzierung», in dem es um die Quantifizierung der Nährstoffflüsse Phosphor und Stickstoff ging, sei nach rund zweieinhalb Jahren Probenahme und Datenerhebung auf den Praxisbetrieben abgeschlossen worden. Nun würden die Daten analysiert, plausibilisiert und ausgewertet, die Berichte dazu würden voraussichtlich Anfang 2026 veröffentlicht. Dann sei auch wieder ein Informationsanlass vorgesehen, voraussichtlich im Juni 2026, sagt Steinsberger.[IMG 2]

Derzeit würden die Vorbereitungen für das zweite Teilprojekt «Nährstoffeffizienz» laufen. Dabei sollen die von der Landwirtschaft bereits ergriffenen Massnahmen erfasst und auf Wirksamkeit überprüft werden. «Und wir wollen zusammen mit den Betrieben und der Branche weiteres Nährstoffeffizienz-Potenzial aufdecken», erklärt der Agroscope-Forscher. Der Start dieses Projektes sei Anfang 2026 vorgesehen. Im Übrigen wurden auf den meisten Betrieben, die bei der Versuchsstation mitmachen, schon verschiedene Massnahmen zur Reduktion von Emissionen umgesetzt. Steinsberger erwähnt den Schleppschlauch, Güllelagerabdeckungen, Harnsammelrinnen im Stall, Kuhtoilette oder Ansäuerung von Gülle.

Herausforderung Verdünnung

Angesprochen auf die bei der Beprobung auf den Betrieben festgestellten unterschiedlichen Güllegehalte, erklärt Steinsberger, dass die Daten durchaus den Durchschnittswerten gemäss «Grundlagen für die Düngung landwirtschaftlicher Kulturen» (Grud) von Agroscope entsprechen. Variationen konnten in erster Linie auf die unterschiedliche Verdünnung der Hofdünger zurückverfolgt werden. Eine Herausforderung für gezielte Düngung sei nicht nur, den aktuellen Pflanzenbedarf abzuschätzen, sondern auch, die aktuelle Hofdüngerqualität messen zu können. Die zwar bezüglich Ammoniakemissionen sehr sinnvolle Verdünnung mit Wasser führe dazu, dass es schwierig werde, abzuschätzen, wie viel Stickstoff und Phosphor effektiv mit einer durchschnittlichen Güllegabe auf die Fläche gebracht werde.

Güllegehalte messen

Getestet werden deshalb mobile Geräte wie Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) und der Güllehydrometer, um die Nährstoffgehalte in der Gülle abzuschätzen resp. zu messen. «Diese Instrumente haben durchaus das Potenzial, den Landwirten verlässliche Informationen über ihre Gülle zu liefern.»

«Wir bleiben am Ball bei der Beurteilung von Güllezusätzen.»

Thomas Steinsberger von Agroscope will auch dieses Potenzial für mehr Nährstoffeffizienz prüfen.

Allerdings wurde bei der bisherigen Datenerhebung festgestellt, dass Hofdünger sehr heterogen auf die Parzellen ausgebracht und verteilt würden. Das tatsächliche Potenzial einer verbesserten, präziseren und bedarfsgerechteren Ausbringung auf die jeweiligen Kulturen müsse allerdings noch detailliert evaluiert werden. «Die teilflächenspezifische Stickstoffdüngung ist aber eine sehr effiziente Massnahme, um die Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft zu senken.» Grosses Potenzial zur Effizienzverbesserung sieht Steinsberger auch bei der Fütterung. «Jedes Gramm Nährstoffe, das hier reduziert wird, muss nicht später in Prozessen der Hofdüngerkaskade wieder aufgefangen werden.»

Weniger Protein füttern

Derzeit werde beispielsweise gemeinsam mit der Fachhochschule Zollikofen eine Reduktion der Rohproteinfütterung in der Schweinemast evaluiert. Daran beteilige sich auch ein Pilotbetrieb der Versuchsstation. Untersucht werde, wie ein um rund 10 Prozent proteinreduziertes Mastfutter sich auf Mastleistung, Stickstoffeffizienz und praktische Umsetzbarkeit im Betriebsalltag auswirke. Steinsberger weist auch auf die positive Wirkung der Phasenfütterung von Schweinen hin, welche im Kanton Luzern bereits seit 2024 Pflicht ist.

Viele Merkblätter vorhanden

Und was meint Steinsberger zum Potenzial von Futter- und Güllezusätzen? Ja, es werde auch weiter beobachtet, ob Güllezusätze einen Einfluss auf die effektiven Nährstoffgehalte haben. Bisher konnte dieser Nachweis allerdings von der Versuchsstation Nährstoffe im Kanton Luzern noch nicht erbracht werden. Er weist auch auf mögliche Zielkonflikte hin, so, wenn Güllezusätze zwar CH₄ (Methan) reduzieren, aber NH₄ (Ammonium) erhöhen. «Wir bleiben aber auch hier am Ball.»

Steinsberger weist abschliessend darauf hin, dass die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Optimierung von Nährstoffkreisläufen in einer Serie von Merkblättern von Agroscope zusammengefasst und publiziert wurden. «Dort finden Landwirtinnen und Landwirte und die Beratung Vor- und Nachteile, Zielkonflikte und wirtschaftliche Aspekte von einzelnen Massnahmen kurz und bündig zusammengefasst.»

Weitere Infos

Versuchsstation Nährstoffflüsse

In Regionen mit hohen Tierbeständen entstehen hohe Überschüsse an Stickstoff und Phosphor aus Gülle und Mist. Diese belasten die Umwelt. Die Agroscope-Versuchsstation Nährstoffflüsse im Kanton Luzern sucht nach Lösungen, um die Nährstoffeffizienz zu erhöhen und die Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren. Dabei soll auch aufgezeigt werden, welche Massnahmen überhaupt realistisch und praxistauglich wären. An den Versuchen ist auch ein landwirtschaftliches Betriebsnetz beteiligt. Der Betrieb der Versuchsstation dauert bis mindestens Ende 2028.