In den Jahren 2021 und 2022 sind die aktualisierten Roten Listen zu den Libellen, Säugetieren und Vögeln erschienen, wie das Bafu in einer Mitteilung schreibt. Für die Singzikaden sei erstmals eine Rote Liste erarbeitet und 2021 publiziert worden.

Das Mauswiesel braucht Vernetzung

Als kleinster Beutegreifer der Schweiz ist das Mauswiesel nicht viel schwerer als die Wühlmäuse, von denen es sich ernährt. Und somit ein guter Gehilfe für Landwirt und Landwirtin - doch das Verbreitungsgebiet des Mäusefängers nimmt ab. Deshalb wurde es in der Roten Liste der Säugetiere als gefährdet eingestuft. Die Rote Liste gibt laut Bafu Auskunft zum Risiko, dass Arten aussterben könnten und signalisiert, dass es Massnahmen braucht, um die Art zu schützen und zu fördern. Dafür braucht das Wiesel vielfältige Landschaften mit Versteckmöglichkeiten. [IMG 3]

Das ist jedoch nicht genug. Denn es auch zwingend darauf angewiesen, dass die verstreut lebenden Populationen miteinander vernetzt sind. Denn der Bestand des Mauswiesels schwankt von Natur aus stark. Verwaiste Flächen können nur wiederbesiedelt werden, wenn Blumenwiesen, Brachen, Ast- und Steinhaufen, Hecken oder Bäche mit naturnahen Ufer die Lebensräume des Mauswiesels verbinden und so ein landesweites Netzwerk bilden.

Hirsch und Luchs haben das gleiche Problem

Doch nicht nur das Mauswiesel leidet unter eintönigen Lebensräumen. Besonders auch grösseren Säugetierarten wie Hirsch oder Luchs, die mobil sind und viel Raum benötigen, leiden laut Bafu unter mangelnder Vernetzung. Ausserdem sei der Tod beim Überqueren von Strassen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das langfristige Überleben gewisser Wildtierarten. Die Einzäunung der Verkehrswege führe jedoch wiederum zur Unterbrechung der Wanderkorridore der Wildtiere. Daher sei es anspruchsvoll, dafür zu sorgen, dass raumbeanspruchende Wildtiere in der Kulturlandschaft leben können, so das Bafu

Hier gehts zur Roten Liste der Säugetiere.

Die Singzikaden sind auf extensive Landwirtschaft angewiesen

[IMG 4] Gehandelt werden müsse vor allem bei der Erhaltung und Verbesserung der Qualität der Lebensräume. Die meisten Arten benötigen nämlich laut Bafu ganz bestimmte Umweltbedingungen. Sie haben sich auf gewisse Lebensräume spezialisiert, zum Beispiel auf sehr feuchte oder sehr trockene Standorte. Dies spiegle sich in den Roten Listen bei verschiedenen Artengruppen wider: Arten feuchter oder trockener Standorte stünden deutlich häufiger auf den Roten Listen als Arten, die durchschnittlich feuchte Böden bevorzugen, heisst es beim Bafu.

So auch die Singzikaden, die trockene und gut besonnte Lebensräume im Landwirtschaftsland und im Wald benötigen. 2021 ist erstmals eine Rote Liste für diese Gruppe erschienen. Von den 10 einheimischen Arten werden 8 als gefährdet eingestuft. Zwei unterschiedliche Einflüsse gefährden laut Bafu die Singzikaden: Zu viel Dünger, zu viel Vieh oder die Bewässerung führe dazu, dass bunte Wiesen zu artenarmen Lebensräumen werden, in denen auch die Singzikaden keinen Platz mehr finden. Zum anderen sei die Ausbreitung des Waldes auf Trockenwiesen und -weiden in den Berggebieten ein Problem für Singzikaden und viele weitere Insektenarten. Auch weil weniger Holz genutzt wird und lichte Wälder zuwachsen, verlieren Singzikaden Lebensraum.

Hier gehts zur Roten Liste der Singzikaden.

Vögel sind besonders bedroht

Rund 40 % der 205 in der Schweiz brütenden Vogelarten gelten laut Vogelwarte Sempach als gefährdet, dies sei dreimal mehr als im europaweiten Vergleich. Damit rangiere die Schweiz auf einem der letzten Plätze in ganz Europa, informiert die Vogelwarte in einer Mitteilung.

In den letzten 20 Jahren habe sich die Situation insgesamt sogar leicht verschlechtert, weil immer mehr Arten als «potenziell gefährdet» eingestuft worden seien. Der Anteil der Vogelarten in dieser als «Vorwarnliste» geltenden Kategorie stieg auf 20%. Die Schweiz sei also bei weitem keine Musterschülerin in Sachen Vogelschutz, so die Vogelwarte.

Der Zustand der Vögel sei stets auch ein Abbild der Lebensraumqualität und in allen Lebensräumen sind gefährdete Arten zu verzeichnen. Besonders prekär sei die Situation laut Vogelwarte in den Feuchtbiotopen, mit 64 % der Vogelarten auf der Roten Liste, und im Kulturland, wo mit 48 % fast die Hälfte der Vogelarten bedroht seien, darunter Feldlerche und Wachtel. Der Rückgang vieler Kulturlandarten sei eine Folge der weiterhin anhaltenden Intensivierung der Landwirtschaft.

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Die aktualisierte Rote Liste zeigt aber auch, wie wichtig Lebensraumaufwertungen, biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungsmethoden und gezielte Artenförderung sind. So konnten sich Arten erholen, die mit Fördermassnahmen unterstützt wurden; zum Beispiel Dohle, Weissstorch und Kiebitz. Insbesondere die Landwirtschaftspolitik sei gefordert, die Bewirtschaftungsintensität zu verringern, Fördermassnahmen für die Biodiversität zu optimieren und naturnahe Strukturen stärker zu fördern heisst es in der Mitteilung der Vogelwarte Sempach.

Hier gehts zur Roten Liste der Brutvögel.

Libellen immer noch gefährdet

Im Gegensatz zu den Vögeln sei das Risiko, dass Libellenarten aussterben in den letzten 20 Jahren kleiner geworden, so das Bafu. Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden, es sind immer noch 36 % der Arten gefährdet. Die positive Entwicklung sei vor allem auf die Revitalisierung und Aufwertung von Gewässern und Feuchtgebieten zurückzuführen. Hier zeige sich: Wird etwas für die Biodiversität getan, kommen die Arten zurück und die Roten Listen werden kürzer.

Hier gehts zur Roten Liste der Libellen.

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