Davon träumen die Tierhalter: ein Futtermittel, das den Antibiotikaeinsatz in der Kälbermast überflüssig macht. Eine Futtermischung für Mastgeflügel, das bei reduziertem Proteinanteil dieselbe Mastleistung und Fleischqualität bringt, zudem die Kotbeschaffenheit so verändert, dass Fussballengeschwüre selten werden.
50 Prozent mehr lebende Ferkel pro Wurf
Auf dem Bühl im aargauischen Hendschiken wird nicht nur geträumt, sondern auch geforscht. Der Versuchsbetrieb wird vom Futtermittelhersteller UFA betrieben. Spektakuläre Einzelerfolge sind selten, aber in der Summe können sich die Ergebnisse sehen lassen: Sie bringen die Nutztierhaltung in der Schweiz voran. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen sechzig Jahre. [IMG 2]
«Die Zucht hat vorwärts gemacht, wir bringen das Futter dazu», sagt Stephan Roth, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung bei UFA. Das Monitoring auf dem Bühl zeigt beispielsweise, dass heute pro Wurf 50 Prozent mehr lebende Ferkel geboren werden bei einem 1,8-fachen Wurfgewicht als 1965.
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Jetzt hat UFA den tausendsten Versuch unter der Bezeichnung «GMB 389» auf dem Bühl abgeschlossen. Untersucht wurde das eingangs beschriebene Szenario: Ob sich die Senkung des Proteingehalts im Futter durch die Zugabe der Ammoniumsäure Arginin kompensieren lässt und wie sich das auf die Einstreu und Mastleistung auswirkt.
Ein Wundermittel ist es nicht, aber: «Arginin hilft, effizienter zu werden», lautete das Ergebnis, jedenfalls die Kurzfassung von Stephan Roth. Die monatelange Arbeit und die Details der Versuchsanordnung werden kaum einen Tierhalter interessieren, Hauptsache, die angepassten Rezepturen kommen bei ihm an.
Stefan Streit ist Betriebsleiter seit zwanzig Jahren
Betriebsleiter Stefan Streit arbeitet seit bald zwanzig Jahren auf dem Bühl. Er und sein Team – insgesamt sieben Mitarbeitende, fünf davon in Vollzeit – betreuen Mastgeflügel, Junghennen, Legehennen, Muttersauen, Ferkel, Mastschweine und Mastkälber.
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Mit Füttern und Misten ist ihre Arbeit nicht getan. Für Versuchsanordnungen müssen die Tiere in Gruppen eingeteilt und genaueste Fütterungsanordnungen eingehalten werden. Die Gebäude in Hendschiken wurden 1959 von der UFA erstellt. Im Laufe der Zeit wurden sie labeltauglich gemacht; in nächster Zeit sind der Rückbau des Geflügelstalls und ein kompletter Neubau geplant.
Auf dem Bühl werden Rezepturen entwickelt, Verfahrensprozesse überprüft und Menschen ausgebildet. Geforscht wird von UFA-Mitarbeitenden wie auch von anderen Organisationen und Studierenden. Der Schwerpunkt liegt auf Fütterungsthemen, entwickelt werden zudem Managementtools wie «Gallosupport» für den Geflügelbereich.
«Wir sind der einzige Futtermittelhersteller, der sich eigene Versuchsbetriebe leistet», sagt Paul Steiner, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Das verschaffe eine Nasenlänge Vorsprung in der Branche. Und verschiedene Forschungsfragen gebe es so nur in der Schweiz. Beispielsweise wurde auf dem Bühl schon in den Sechzigerjahren zur Qualität von Schweinefleisch geforscht.
Nicht alles funktioniert
Tausend Versuche und tausend Erkenntnisse hat der Versuchsbetrieb Bühl der Landwirtschaft schon verschafft. Wobei die Erkenntnis manchmal auch einfach laute, dass etwas nicht funktioniert, kommentiert Paul Steiner den Forschungsalltag.