BauernZeitung: Um die Tiere vor dem Wolf zu schützen, ist ein guter Herdenschutz wichtig. Wie sieht dieser optimal aus und wo passieren noch Fehler?
Christina Steiner: Der sicherste Schutz ist: Der Einsatz eines Hirten mit Hütehunden, der Einsatz von Herdenschutzhunden und Nachtpferch. Ein optimaler Herdenschutz muss jedoch immer auf die jeweilige Alp, die Anzahl Schafe, das Gelände und die Wolfsituation angepasst werden. Die grössten Fehler sind: Wenn der Zaun schlecht aufgestellt, verwachsen ist und Schlupfmöglichkeiten aufweist. Wichtig ist ein lückenloser Bodenabschluss, da der Wolf meist unter dem Zaun durchschlüpft und praktisch nie über den Zaun springt. Wenn der Zaun nicht oder zuwenig elektrifiziert und schlecht geerdet ist – der gesamte Zaun muss eine Spannung von mindestens 3000 Volt aufweisen. Besser mehr! Wölfe testen immer wieder und finden jede Schwachstelle! Deshalb muss Herdenschutz immer lückenlos und konsequent umgesetzt werden.
Der Verein CHWolf unterstützt die Tierhalter auch finanziell und fachlich. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit und wie hoch ist der Beitrag?
Nach anfänglicher Skepsis der Alpbewirtschafter haben wir durchwegs sehr positive Erfahrungen gemacht. CHWOLF legt grossen Wert auf den persönlichen Kontakt zu den Alpbewirtschaftern und Hirten, was von diesen auch immer sehr geschätzt wird. Durch die meist mehrjährige Projektbegleitung ist es uns möglich, beratend auf die Herdenschutzmassnahmen einzuwirken. Vor allem das Wissen über das Verhalten von Wölfen fehlt vielerorts komplett. Doch genau dieses ist enorm hilfreich, wenn man sich erfolgreich schützen möchte. Denn guter Herdenschutz bedeutet auch, schlau zu sein und dem Wolf immer einen Schritt voraus zu sein. Der finanzielle Beitrag variiert von mehreren hundert bis mehrere tausend Franken. In den ersten Jahren ist der Beitrag höher, später bezahlen wir nur noch einen kleineren Beitrag für die Unterstützung der Herdenschutzhunde.