Seit Beginn September explodieren die Fallzahlen der Blauzungenkrankheit. Laut Tierseuchenradar kommen täglich Dutzende neue Fälle hinzu – längst sind nicht mehr nur ungeimpfte Tiere betroffen. Besonders der Serotyp BTV-3 breitet sich aktuell massiv aus. Damit wächst auch die Sorge in den Ställen: Woran erkenne ich, dass meine Kuh krank ist? Welche Rolle spielt Fieber, und wie gehe ich damit um – gerade auch mit Blick auf trächtige Tiere und das ungeborene Kalb?
Woran erkenne ich Fieber bei der Kuh?
Fieber ist eines der häufigsten Begleitsymptome der Blauzungenkrankheit, tritt aber auch bei vielen anderen Erkrankungen auf. Typische Anzeichen sind:
- Teilnahmslosigkeit, matte Augen, weniger Bewegung
- Fressunlust oder vollständiger Futterverzicht
- Rückgang der Milchleistung
- trockene, warme Ohren und heisser Kopf
bei BTV oft zusätzlich: rote oder bläuliche Nase, vermehrter Speichelfluss, Nasenausfluss, Lahmheit, Schwellungen im Kopfbereich.
Warum gibt es überhaupt Fieber?
Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion. Der Körper erhöht seine Temperatur, um Krankheitserreger zu schwächen und das Immunsystem zu aktivieren. Ein moderates Fieber ist für den positiven Krankheitsverlauf also nützlich. Wird es aber zu hoch oder hält es lange an, schwächt es das Tier und kann gefährlich werden.
Fieber belastet nicht nur die Kuh, sondern auch den Fötus:
- Hohe oder langanhaltende Temperatur kann die Frucht schädigen.
- Blauzungenvirus selbst kann zu Aborten oder Missbildungen führen – besonders bei einer Infektion im frühen Trächtigkeitsstadium.
Deshalb gilt: Bei Fieber bei trächtigen Kühen immer den Tierarzt beiziehen.
Was tun gegen Fieber?
Bestätigt sich der Verdacht und das Thermometer zeigt eine erhöhte Temperatur, ist auf dem schulmedizinischen Weg ein Tierarzt beizuziehen – gerade bei Temperaturen > 39,5 °C oder deutlich reduziertem Allgemeinzustand.
Dieser verabreicht entzündungs- und fiebersenkende Mittel wie:
Vetoprofen (Ketoprofen): wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzlindernd.
Minalgin (Metamizol): in Absprache mit dem Tierarzt, je nach Zulassung und Situation.
Weiter braucht es eine unterstützende Pflege: Flüssigkeitsversorgung sichern, energiereiches Futter, Schonung, ggf. Infusionen. Bei Blauzunge ist nur eine symptomatische Behandlung möglich.
Neben der schulmedizinischen Behandlung haben sich auch homöopathische Therapien zur Unterstützung und Ergänzung der Schulmedizin bewährt. Auch hier gilt: Ein erfahrener Tierhomöopath sollte die Mittel individuell auswählen. In der Schweiz hat sich das Netzwerk Kometian etabliert. Zu dessen Beraterteam, welches der Tierärztin Nicole Studer-Hasler untersteht, gehören ausgewiesene Tierärzte mit Fähigkeitsausweis in Homöopathie, sowie Tierheilpraktiker und Tierhomöopathen mit anerkannter Ausbildung. Ständige Weiterbildung ist Programm und Pflicht. Aktuell werden die drei Kometian-Beratungsformen telefonische Beratung an der Hotline, Beratung vor Ort und komplementär-medizinische Bestandesbegleitung angeboten.
Wie messe ich Fieber richtig?
Am zuverlässigsten ist die rektale Temperaturmessung:
• Sauberes, eingefettetes Thermometer vorsichtig in den Enddarm einführen.
• Einige Minuten abwarten, bis die Anzeige stabil ist.
• Temperatur ablesen und notieren.
• Moderne Alternativen: Bolus-Sensoren oder Halsbänder mit Temperaturmessung – praktisch für die kontinuierliche Herdenüberwachung.
Wann spricht man von Fieber?
Die Körpertemperatur ist etwas, das sich auch bei Kühen innerhalb einer Herde unterscheiden kann. Das heisst, dass bei einem Tier eine um 0,5 °C höhere Temperatur gegenüber eines anderen längst noch normal sein kann. Wichtig ist, dass ab dem Erreichen von 40 °C sofort gehandelt werden muss.
• Normal bei Kühen: 38,0–39,0 °C
• Fieber: ab ca. 39,5 °C
• Bei Kälbern sind leicht höhere Werte (bis 39,5 °C) noch normal.



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