Die Milchbildung ist nur scheinbar eine Black Box. Viele Vorgänge sind nämlich bekannt: Eiweiss im Futter liefert den Mikroben den Grundstoff für das Wachstum. Ein Überschuss an Eiweiss wird als Harnstoff ausgeschieden. Energie im Futter liefert im Pansen die Energie für das Mikrobenwachstum. Die Mikroben werden verdaut und liefern die Bauteile für das Milcheiweiss. Damit kann mit Hilfe des Harnstoff-Eiweiss-Diagramms eine Aussage zur Energie- und Eiweissversorgung der Kühe (vom letzten Monat …) gemacht werden.[IMG 2]

Seit gut einem Jahr wird im Laborprüfbericht bei den Gehaltswerten der «FEQ» angeben. FEQ beschreibt das Verhältnis zwischen dem Fett- und dem Eiweissgehalt: Der Fettgehalt wird durch den Eiweissgehalt geteilt. Bei einem Fettgehalt von 4,0 % und einem Eiweissgehalt von 3,3 % beträgt beispielsweise der FEQ-Wert 4,0 % : 3,3 % = 1,21.Der typische Bereich vom FEQ-Wert liegt zwischen1,0 und 1,4 (oder enger von 1,1 bis 1,3). Das Beispiel liegt also im gewünschten Bereich. Liegen mehrere Tiere ausserhalb des Idealbereiches, sollte die Situation aufmerksam beobachtet werden.

Werte richtig interpretieren

Was bedeuten Werte über 1,4? Hier ist in der Regel der Fettgehalt erhöht. Ein erhöhter Fettgehalt deutet auf einen übermässigen Fettabbau hin und tritt vor allem in der Startphase auf. FEQ-Werte über 1,4 weisen also auf eine mögliche Erkrankung an Aceton/Ketose hin. Hierliefert zum Beispiel die Aceton-Bestimmung ergänzende Auskünfte.

Was bedeuten Werte unter 1,0? In diesem Fall weisen die Tiere oft einen tiefen Fettgehalt auf. Die Bausteine für das Milchfett liefert die Rohfaser. Wenn nun zu wenig Rohfaserin der Ration verabreicht wird, oder die Rohfaser nicht (mehr) korrekt verdaut wird, ist das ein Hinweis für eine mögliche Pansenübersäuerung. Die Ursachen sind vielfältig und können auch schleichend auftreten: Der Ration fehlt es an Struktur, die Ration ist zu energiereich oder die Ration hat zu viel Zucker. Achtung: Zu viel Zucker kann auch vom Grundfutter kommen!

Im Zweifel eine Fachperson beiziehen

Diese Interpretation ist sehr pauschal und nicht abschliessend. Zudem lässt sich mit einem einzigen Wert nicht die ganze Situation erklären.

Die Fütterung und die Verdauung der Kuh sind komplex. Bei Fragen, oder wenn widersprüchliche Signale vorliegen, lohnt sich eine vertiefte Analyse der Sachlage; wenn nötig auch mit Hilfe und Unterstützung einer fachlichen Beratung.