Direkt nach der Geburt, wenn das Kalb noch nass ist und noch nicht steht, sollte das Kalb mindestens drei, besser vier Liter Kolostrum von bester Qualität erhalten. Die Menge bei der ersten Gabe ist entscheidend. Versuche zeigen, dass Kälber mit vier Litern Kolostrum gegenüber Kälbern mit zwei Litern 200 Gramm höhere Tageszunahmen haben und in den ersten beiden Laktationen 2500 Kilo mehr Milch produzieren. Säuft das Kalb bei der ersten Gabe zu wenig oder nichts, ist es zu drenchen.

Neben der Menge ist auch der Zeitpunkt entscheidend. Die erste Kolostrummilch nimmt das Kalb via Darmwand ins Blut auf. Die Durchlässigkeit der Darmwand nimmt nach der ersten Gabe und den Lebensstunden ab. Weiter nimmt die Kolostrumqualität bei der nicht gemolkenen Milch um jede Stunde ab.

Kälber nicht hungern lassen

[IMG 2]Bis zum Alter von vier bis sechs Wochen sind die Kälber ad libitum zu tränken. Heisst, die Kälber können so viel trinken wie sie wollen. Versuche zeigen, dass die Futteraufnahme bei ad libitum und restriktiv getränkten Kälber sich in den ersten drei Wochen nicht unterscheidet. Dies zeigt, das Kalb frisst nicht mehr, weil es weniger Milch erhält. Kälber die hungern, leiden unter Stress und sind krankheitsanfälliger. In den ersten Lebenswochen findet zudem das Organwachstum statt. Bei ad libitum getränkten Kälber ist beispielsweise die Leber zweimal und das Eutergewebe viermal schwerer. Wachstumsverzögerungen in den ersten sechs Monaten können nicht mehr kompensiert werden. Mehr Milch am Anfang ist günstiger als ein späteres Erstkalbealter.

Nach der Ad-libitum-Phase ist die Tränkemenge zurück zu fahren. Dabei gibt es verschiedene Lösungen. Entscheidend ist, dass die Kälber von Geburt bis zum Abtränken Tageszunahmen von 900 bis über 1000 Gramm aufweisen. Weiter müssen die Kälber beim Abtränken mindestens 110 Kilogramm schwer sein. Das Wägen von Kälbern gehört zur professionellen Kälberaufzucht. Zu früheres Abtränken lohnt sich nicht, da der Pansen zu wenig entwickelt ist. Zu langes Tränken lohnt sich finanziell nicht. Das Abtränken muss langsam vollzogen werden. Zu schnelles Abtränken führt zu Übersäuerungen und Stress. Dies zeigt sich mit struppigem Fell und dünnem Kot.

Alle Kälber gleich füttern

Die Kälber sind mit einem zähen Nuggi zu tränken. Denn der Schlundrinnenreflex funktioniert erst ab zwei Minuten richtig. Weiter dauert der Saugreflex rund zwölf Minuten. Zu schnelles Tränken fördert Durchfall und gegenseitiges Besaugen.

Egal ob intensive oder extensive Aufzuchtstrategie, die ersten sechs Monate sind alle Kälber gleich zu füttern. Die Kälber sind die Zukunft – der Zukunft ist Sorge zu tragen.