Unter die Lupe genommen hat die Forschergruppe die Phänologie der Pflanzen, wie die Universität Bern am Montag mitteilte. Unter Phänologie versteht man den Zeitplan, der bestimmt, wann Organismen beispielsweise wachsen, blühen, sich fortpflanzen oder Winterruhe halten. Diese Dinge sind entscheidend für das Überleben.

Pflanzen blühen früher

Auf den Klimawandel reagieren Organismen sehr häufig mit Veränderungen in ihrer Phänologie, beispielsweise wenn Pflanzen früher blühen. Wenig weiss man bisher jedoch darüber, ob solche Veränderungen an Sprossen und Wurzeln im Gleichklang verlaufen.

Viele Modelle basieren heute auf der Vorstellung, dass das Oben und Unten der Pflanzen gleich reagiert. Doch dem ist nicht so, wie die Forschergruppe in ihrer Publikation in der Fachzeitschrift «Nature Climat Change» aufzeigt.

Tatsächlich gebe es grosse Unterschiede in der Art und Weise, wie sich die oberirdische Phänologie im Vergleich zur unterirdischen Phänologie der Pflanzen aufgrund des Klimawandels verändere, kommen die Forscher zum Schluss. Die Studie ist eine Synthese von weltweit experimentell erhobenen Daten.

Drohendes Ungleichgewicht

Demnach reagieren Gehölzpflanzen wie Bäume unterirdisch stärker als oberirdisch, während krautige Pflanzen wie Gräser und Kräuter oberirdisch stärker reagierten als unterirdisch.

Wenn sich aufgrund der Erwärmung die Wurzelphänologie verschiebt - oder eben nicht - hat dies auch einen Einfluss auf die vielen weiteren Organismen im Boden, die von der Wurzel als Ressource abhängig sind.

«Wenn oberirdische Organismen wie Insekten die pflanzlichen Ressourcen anders nutzen als die unterirdisch Lebenden, ist davon auszugehen, dass ein Ungleichgewicht in den Ökosystemen entsteht. Über die effektiven Auswirkungen eines solchen Ungleichgewichts, das durch phänologische Abweichungen ausgelöst wird, wissen wir aber noch sehr wenig», betont Professor Madhav P. Thakur vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern laut Mitteilung.

Die Pflanzenphänologie ist nicht nur für die Pflanzen selber wichtig, sondern auch für Pflanzenfresser und Mikroorganismen, die von Pflanzen abhängig sind. Daher braucht es weitere Forschung in dieser Richtung.