Rapsfelder bedecken in der Schweiz 24'500 Hektaren Ackerland, das entspricht der Fläche des Neuenburger- und Bielersees zusammen. Am zweitmeisten einheimisches Speiseöl liefern Sonnenblumen mit 4500 Hektaren. Insgesamt beträgt der Selbstversorgungsgrad an pflanzlichen Ölen und Fetten in der Schweiz fast ein Viertel.

Rapsöl für die Gastronomie

Davon stammen gemäss neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) fast zwei Drittel vom Raps. Dessen Anbaufläche hat sich in den letzten 100 Jahren um das Fünfzigfache vergrössert. Das Wachstum war fast linear - mit einem Zwischenhoch im Zweiten Weltkrieg in Folge des Anbauplans Wahlen und einem Zwischentief Ende der 1990er, als die Öffnung der Märkte zu einem Preiszerfall führte. Letzterer wurde durch zusätzliche Subventionen aufgefangen.

2020 konsumierte die Schweizer Wohnbevölkerung pro Kopf und Jahr fast sechs Kilo Rapsöl; es war das Öl, das gemäss BFS am häufigsten verzehrt wurde. Das mag erstaunen, denn in der privaten Küche fristet es eher ein Schattendasein neben Sonnenblumenöl (5,2 Kilo) und Olivenöl (2,2 Kilo). Ein Grossteil des Rapsöls dürfte in die Gastronomie fliessen: als Frittierfett und Speisemargarine etwa.

Auch zur Herstellung von Schokolade und Kosmetika wird es verwendet. Der Ölkuchen, der nach der Pressung von einheimischen Pflanzenölen übrigbleibt, deckt zudem 0,6 Prozent des Schweizer Futtermittelbedarfs für Nutztiere.

Der kurze Traum vom Rapsdiesel

Als erneuerbare, umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen erfuhr Raps in den 1990er Jahren neue Wertschätzung. Auf 1600 Hektaren wurde die Produktion von Rapsdiesel gestartet. Dank einer 2008 eingeführten Mineralsölsteuererleichterung rentierte das sogar.

Doch dann kam der Dämpfer: Anfangs der 2010-er Jahre musste gemäss Studien der OECD, der Weltbank und der Empa festgestellt werden, dass ein grosser Teil der Agrotreibstoffe aus industriellem Pflanzenanbau ein ökologisch und ökonomisch ineffizienter Ersatz für Erdöl sind. Deshalb sei Raps als nachwachsender Rohstoff innert kürzester Zeit praktisch verschwunden, heisst es in der BFS-Statistik vom Donnerstag.

Schlechtes Verhältnis Fläche/Ertrag

2020 wurden in der Schweiz 106'000 Tonnen Ölsaaten geerntet - neben Rapssamen etwa Sonnenblumenkerne, Soja, Leinsamen und Kürbiskerne. Im selben Jahr wurde auf einem Drittel der Fläche fast fünfmal mehr Kartoffeln (490'000 Tonnen) produziert. Das schlechte Verhältnis zwischen Anbaufläche und Ertrag bei Ölsamen erklärt sich aus dem im Verhältnis zur Kartoffel viel geringeren essbaren Anteil der Ölpflanzen.

Zudem sank seit 1985 der Herstellungspreis. Ölsaaten sind deshalb in hohem Masse unterstützungsbedürftig. Gemäss Landwirtschaftsgesetz (LwG) werden für Ölsaaten zusätzlich zu den allgemeinen Direktzahlungen Einzelkulturbeiträge ausgerichtet. Seit 1999 leistet der Staat Flächenbeiträge für Ölsaaten. 2021 stammte fast ein Fünftel des Produktionswerts aus Flächenbeiträgen - 23 der 107 Millionen Franken.

Relativ tiefer Selbstversorgungsgrad

Das alles erklärt, warum der Selbstversorgungsgrad bei pflanzlichen Speiseölen weit tiefer liegt als bei anderen Nahrungsmitteln: Der Inlandanteil über alle Nahrungsmittel lag 2020 bei rund 56 Prozent. Dieser Anteil betrug für die pflanzlichen Öle und Fette 24 Prozent.

Doch nicht nur die Anbaufläche wächst, auch der Bedarf scheint tendenziell zu steigen: 2020 war der Verbrauch von Ölen und Fetten allgemein in der Schweiz um 13 Prozent höher als im Jahr davor. Das BFS führt dies auf die veränderten Essgewohnheiten während der Covid-19-Pandemie zurück.