Die Rapsernte ist in vollem Gange. Vielerorts ist das Gros bereits geerntet. Die restlichen Posten werden Ende dieser Woche/Anfang nächster Woche von den Getreidesammelstellen erwartet, sollte das Wetter mitspielen. Doch die Rapsernte erfolgte in diesem Jahr viel zu spät. Die nassen Bodenverhältnisse liessen eine rechtzeitige Ernte Mitte/Ende Juli nicht zu. So werden die Getreidesammelstellen etwa drei Wochen verspätet mit Raps beliefert, wie Victor Nondjock vom Silocenter Landi Frila in Eiken, Aargau berichtet.

Durch die Unwetter der vergangenen Wochen fallen entsprechend auch die Menge und Qualität des Rapses gegenüber dem Vorjahr unterdurchschnittlich tief aus. Nur in Einzelfällen werden gute Erträge von 40 bis 50 kg/Are gemeldet. Grösstenteils liegen diese bei durchschnittlich 30 kg/Are. Damit fallen diese ähnlich tief aus wie 2019 (34 kg/Are), das geprägt war von grosser Hitze und Trockenheit. Die durchschnittliche Kornfeuchte liegt heuer bei etwa 10 %.

Nachtrocknung notwendig

Das Silocenter Landi Frila hat bisher 94 % der Holl-Rapssorten erhalten. Diese waren mit einer Durchschnittsfeuchtigkeit von 8 bis 9 % «ziemlich nass», wie Victor Nondjock sagt. Die Erträge liegen beim Holl-Raps bei 38 kg/Are, beim klassischen Raps bei 41 kg/Are. Vom klassischen Raps wurden bisher 70 % gedroschen. Hier fällt die durchschnittliche Feuchtigkeit mit 9 % ähnlich hoch aus wie beim Holl-Raps. Beide Posten mussten auf 6 % Feuchtigkeit nachgetrocknet werden.

Bioraps ist teils besser dran

Der Bioraps konnte im Fricktal hingegen relativ früh gedroschen werden (13. bis 23. Juli). Von der Qualität falle dieser gemäss Victor Nondjock deshalb besser aus als der ÖLN-Raps. Die durchschnittliche Feuchtigkeit beträgt 10,7 %. Die Produzenten verkündeten der Sammelstelle zufriedene 38 kg/Are.

Verluste durch Hagelschlag

Das Getreidecenter Münchrüti in Sursee, Luzern meldet Verluste aufgrund von Hagelschlägen, weshalb keine Angaben zu den Erträgen gemacht werden konnten. «Die Erträge wären gut gewesen, hätten wir nicht den Hagel gehabt», sagt Chris Götschmann. Bisher hat die Sammelstelle 70 % der Ernte erhalten.

Vom Hagel betroffen, waren auch die Posten, die an das Silo Auhafen in Muttenz, Basel-Landschaft gingen. «In manchen Regionen gibt es einen Verlust von 50 bis 80 % dadurch», so Konrad Freiermuth. Der Rest stand lange nass auf dem Feld, zum Teil gibt es aufgesprungene Schoten. Entsprechend tief fallen die Erträge mit durchschnittlich 30 kg/Are der bisher gelieferten Holl-Raps-Menge (75 %) aus. Es gäbe aber auch Einzelfälle mit guten 40 kg/Are. «Dort haben Boden, Blüte und Düngung gepasst», sagt Freiermuth.

Raps hat vermehrt gekeimt

Viele Sammelstellen berichten von Auswuchsraps in den Posten aufgrund der verspäteten Ernte. Der Ölsäuregehalt könnte deshalb weniger gut ausfallen als normal. Für den Speisesektor sei der Raps aber immer noch brauchbar, wie Victor Nondjock sagt. Denn die Keimlinge können teilweise nach der Trocknung und Reinigung entfernt werden. Auch betroffen von Auswuchs waren die Posten, die an die Mühle Knecht in Leibstadt AG gingen, sagt Philipp Jucker von der Sammelstelle. Die Erträge liegen auch deshalb bei tiefen 25 bis 30 kg/Are (Holl-Raps) bzw. 28 bis 32 kg/Are (klassischer Raps). Es habe aber auch Ausnahmen mit besseren Erträgen gegeben. 

 

Geringer Einfluss der Sorte

Die BauernZeitung fragte bei Agroscope nach, wie sich die verschiedenen Rapssorten unter den aussergewöhnlichen Wetterverhältnissen zeigten. Eve-Anne Laurent von der Agroscope erklärt: «Der Druck durch Schädlinge und Pilzkrankheiten ist je nach Standort und Anbaumethoden unterschiedlich. In einigen Agroscope-Versuchen war der Schädlingsdruck relativ hoch, bei den Pilzkrankheiten war dies nicht der Fall. Die Kompensationsfähigkeit des Rapses ist wichtig und kann in einigen Fällen die Auswirkungen auf den Endertrag begrenzen», so Laurent. Die empfohlenen Sorten haben sich insgesamt gut entwickelt. In den von Stürmen betroffenen Gebieten war dies nicht unbedingt der Fall. Im Agroscope-Versuchsnetz war nur ein Standort betroffen, und die Sorten unterschieden sich hinsichtlich Schaden durch Hagel nicht. «Da die klimatischen Bedingungen vonJahr zu Jahr variieren, gibt es keine Möglichkeit, Sorten unter bestimmten klimatischen Bedingungen zu be-werten», schliesst Eve-Anne Laurent ab.

Für die Ernte 2022 wurden die Sorten Picasso (frühreif) und Angelico (mittelreif) neu in die Liste aufgenommen, Leopard wurde gestrichen, Trezzor ist zum letzten mal drauf. Die Kohlhernie-tolerante Sorte Croozer steht zur Verfügung.