Er schmeckt süsslich, fruchtig und lieblich, der Zwetschgenwein von Ruth und Ruedi Daepp aus Arbon TG. Vor 30 Jahren produzierten sie ihr erstes «Bleichi-Tröpfli». Ruedi Daepp erzählt: «Wir haben aus den überreifen, gesprungenen Zwetschgen, die wir nicht als Tafelobst verkaufen konnten, jeweils Schnaps gemacht. Da haben wir uns überlegt, ob man aus den Zwetschgen nicht auch einen Dessertwein machen könnte.»

Vom ersten Schluck an überzeugt

Das junge Betriebsleiterehepaar trat mit seiner Idee an das Reb- und Weingut Maienhalde der Familie Indermaur im st. gallischen Berneck heran. Der damalige Juniorchef, Peter Indermaur, hatte viel Interesse, Neues auszuprobieren und wagte den Versuch mit dem Zwetschgenwein.

Ruedi Daepp erinnert sich noch gut daran, als er und seine Frau ihren ersten Zwetschgenwein degustierten: «Unser erste Reaktion war: ‹Wow, schmeckt der gut!›» Und auch wenn es dem Seniorchef nie wirklich in den Kopf wollte, dass man aus Zwetschgen Wein machen könne, so sei auch dieser positiv überrascht gewesen. «Er sagte, das schmecke wie Rhabarber», erzählt Daepp.

Nur jedes zweite Jahr

Im ersten Jahr füllte der Kelterungsbetrieb Maienhalde 200 Flaschen ab. Inzwischen sind es fast 2000 Flaschen pro Jahr. Mengenmässig entspricht das etwa 300 Litern Wein respektive 600 Kilogramm Zwetschgen. «Interessanterweise produzieren wir nur jedes zweite Jahr Zwetschgenwein», sagt Ruedi Daepp. Das habe mit der Alternanz zu tun. Darunter versteht man Ertragsschwankungen bei Obstbäumen zwischen zwei Jahren. Bei der Fellenbergzwetschge, einer sehr alten Sorte, sei die Alternanz besonders stark ausgeprägt. In Jahren mit viel Ertrag hat es viele gesprungene Zwetschgen, aus denen Daepps Schnaps und Wein produzieren.

Im Hofladen und als Geschenk

Anfangs haben Ruth und Ruedi Daepp die Zwetschgen auf dem Heimbetrieb jeweils von Hand entsteint. «Die Steine müssen wegen der Blausäure entfernt werden und weil sie die Weinpresse kaputt machen würden», erklärt Ruedi Daepp und fährt fort: «Irgendwann fanden wir heraus, dass man die Zwetschgen mit einer Art Rührwerk zu Mus machen und dann durch ein Sieb ableeren kann. So bringt man die Steine auch raus.» Diese Arbeit macht heute der Kelterungsbetrieb. Die Reifung im Fass dauert lediglich zwei Monate.

Daepps verkaufen ihr «Bleichi-Tröpfli» hauptsächlich im Hofladen. Die Etikette entwarf ein Bleistiftzeichner aus Uttwil. Sie zeigt die inzwischen 20-jährige Zwetschgenanlage vor dem Wohnhaus und der Scheune.

«Das ist unser Hobby»

Frauen schmeckt der süssliche Dessertwein tendenziell besser als Männern, weiss Meisterlandwirt Ruedi Daepp. Er hat auch schon Glühwein aus dem Zwetschgenwein gemacht. «Wir waren vom Resultat überrascht, er schmeckte weniger herb als der Glühwein, den man sonst von Weihnachtsmärkten kennt.»

Die Veredelung von Obst zu verschiedenen Bränden oder Likören ist ein grosses Hobby von Ruth und Ruedi Daepp. Sie machen auch einen Nusslikör und einen Vieille Prune. «Wir würden mit den Zwetschgen gerne auch einen alkoholfreien Schaumwein machen, da sind wir noch etwas am rumtüfteln», verrät Ruedi Daepp.