Der hohe Infektionsdruck durch Falschen Mehltau führte 2021 nicht nur bei den bekannt anfälligen Standardsorten, sondern auch bei vielen pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwi-Sorten) zu hohem Befallsdruck. Michael Gölles, Fachstelle Rebbau am Strickhof, präsentierte an den Wädenswiler Weintagen Ergebnisse einer Umfrage, die 2021 bei den Produzenten durchgeführt wurde. Sie ermöglichte u. a.  Praxisbeobachtungen bezüglich Pflanzenschutzmassnahmen und Befallsentwicklung des Falschen Mehltaus. 

Mit 14 Millionen FrankenKanton Wallis greift Weinbauern unter die ArmeDienstag, 25. Januar 2022 Mit Ausnahme der Region Nordwestschweiz (AG, BL, BS, SO), in welcher eine eigene Umfrage zum selben Thema durchgeführt wurde, wurden alle Deutschschweizer Kantone einbezogen und dabei 18 Fragen gestellt. Die Umfragebeteiligung (136  Teilnehmende) bezeichnete Gölles als zufriedenstellend. Auf wissenschaftliche Kriterien wurde bei dieser Umfrage keine Rücksicht genommen.

Erste Symptome in den Bereichen Blüte bis Traubenschluss

Basierend auf einer Auswertung zeigte sich,  dass rund 50 % der Teilnehmenden bereits nach der zweiten Frage «Haben Sie auch Piwi-Sorten im Anbau?» ausstiegen und die restlichen Fragen nicht mehr beantworteten. Zumindest liess sich bspw. eruieren, dass von den Umfrageteilnehmenden 53 % Piwi-Sorten im Anbau haben, 47 % nicht.

Es wurde für beide Sortengruppen die Frage nach dem ersten Auftreten der Symptome gestellt: 50 % gaben an, bei den Piwi-Sorten in den Bereichen Blüte bis Traubenschluss erste Symptome festgestellt zu haben. Rund 2/3 der Teilnehmenden beobachtete bei den Standardsorten bereits vor der Blüte bis Schrotkorngrösse Symptome. Dies sei sicher wenig überraschend, sind doch die Standardsorten deutlich anfälliger, so Micheal Gölles. 

Grosse Streuung innerhalb der Piwi-Sorten

Zusätzlich wurde nach der Gesamtanzahl an Pflanzenschutzbehandlungen gefragt. Dies unter der Annahme, dass immer auch gegen den Falschen Mehltau behandelt wurde. Eine weitere Frage richtete sich nach dem Traubenbefall. Bei der Behandlungshäufigkeit gab es bei den Piwi-Sorten eine grosse Streuung sowohl innerhalb wie auch zwischen den Sorten. Auffällig erschien, dass die Sorten mit der höchsten Behandlungshäufigkeit auch häufigere Nennungen in den höheren Schadklassen aufweisen. Bei den Piwi-Sorten betraf das vor allem Johanniter, Cabernet Jura, Regent und Souvignier gris. Laut Gölles sei anzunehmen, dass häufigere Behandlungen erfolgten, um die Epidemie einzudämmen und nicht, um den Erstbefall zu vermeiden. 

Optimierungen der Pflanzenschutzmittelanwendungen durch Berücksichtigung der Sortenunterschiede sind sowohl bei Piwi- wie auch bei Standardsorten möglich, sagt er. Regionale und lokale Ge­gebenheiten können einen grossen Einfluss haben und möglicherweise den Sortencharakter überdecken: In einem Extremjahr wie 2021 treffe dies jedoch nicht zu.

Fazit der Umfrage

Anhand der Daten der Umfrage bestätigen sich bisherige Kenntnisse und Annahmen auch für das Extremjahr 2021. Bei den Piwi-Sorten führen die unterschiedlichen Anfälligkeiten gegenüber Falschem Mehltau zu stark schwankenden Behandlungsintensitäten. In Abhängigkeit von der Erfahrung der Winzer wird auch innerhalb eines Betriebes oft auf die Sortenunterschiede eingegangen.

Gleichzeitig zeigt sich ein Trend zu eher späten Behandlungen. Dies mit ungünstigen 
Auswirkungen auf den Befallsverlauf bei frühem und starkem Auftreten von Falschem Mehltau. Bei den Standardsorten sind, aufgrund der höheren Anfälligkeit und der dadurch generell höherenBehandlungsintensität, die Unterschiede weniger deutlich.