«Sie können sich vorstellen, wie wir dieses Jahr zusammenfassen können: nass und schwierig.» Lena Heinzer, Ackerbauberaterin im Kanton Schaffhausen, benennt das, was aktuell alle Produzenten empfinden. Die Zeitfenster waren kurz, der Sommer bescheiden, der Herbst neblig und die Erträge schwach. In ihrer Region hätten viele die geplante Wintergerste nicht säen können, so die Beraterin. Zu nass der Boden, zu empfindlich die Kultur. So seien viele Getreideproduzenten alternativ auf andere Wintergetreide umgestiegen.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit
Die Weizensaat läuft, sofern man denn fahren kann – egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. «Der Nebel macht einen gewaltigen Unterschied betreffend der Luft- und Bodenfeuchtigkeit», berichtet Lena Heinzer. An den nebligen Standorten sei der Boden am Abend immer noch gleich nass wie am Morgen.
Nichtsdestotrotz, Panik sei nicht nötig. Die Landwirte organisierten sich, würden das Beste aus der Situation machen, so Heinzer.
Viele Fragen beschäftigen
Auf die Frage, ob es angesichts der schwierigen Umstände denn vermehrt produktionstechnische Anfragen von bäuerlicher Seite habe, geht die Beraterin vor allem auf das Programm der angemessenen Bodenbedeckung ein.
Die Beraterin fasst zusammen: «Es war ein durchgängig schwieriges Jahr, vom Rapsglanzkäfer im Frühling, über Hagelschäden an den Kulturen, dann Mykotoxin-Belastung im Getreide, Mindererträgen bei den Zuckerrüben, feuchte und ertragsschwache Sonnenblumen im Herbst, unterschiedliche Maiserträge und nun die herausfordernden Säbedingungen.»
Gute Bedingungen zur Saat
Auch im Kanton Zürich sei aktuell viel auf dem Acker los, berichtet Martin Bertschi, Berater am Strickhof. Die regenfreie Zeit ermöglichte vielerorts die Ernte noch auf dem Feld stehender Kulturen. «Auf dem Acker steht momentan hauptsächlich noch Körnermais und Zuckerrüben, vereinzelt auch noch Soja und Sonnenblumen», so der Berater.
Diese Woche ginge es vielerorts noch um die Saat des Winterweizens. Aufgrund der grösseren Nachfrage nach Bio-Dinkel würden zudem einige Biobetriebe auch noch eine Dinkelsaat vornehmen. «Im Gegensatz zur Gerste sind die Anforderungen von Weizen und Dinkel an ihr Saatbett und ihre Herbstentwicklung weniger gross und die Kulturen können problemlos auch jetzt noch gesät werden», erklärt Bertschi. Im Allgemeinen könne man sagen, dass der Unterboden durch die bessere Wetterperiode der letzten Woche gut abtrocknen konnte. Die Bedingungen seien im ganzen Oktober noch nie so gut gewesen wie aktuell. «Diese Periode muss nun genutzt werden», betont der Berater.
«Nicht immer möglich»
Wichtig sei, zwischen der Bodenbearbeitung und der Saat nicht lange zu warten. «Wenn man geackert hat, sollte man möglichst rasch auch säen», erklärt Bertschti. Der Nebel, der die obere Bodenschicht immer wieder anfeuchte, sei dabei nicht relevant. «Der Boden konnte unten meist relativ gut abtrocknen. Bearbeitet man den Boden tiefer, spielt die Nässe an der Oberfläche nicht so eine Rolle», so der Berater. Optimal wäre natürlich, wenn am Nachmittag der Boden bearbeitet werden könne und erst am darauffolgenden Nachmittag, wenn die Oberflächen abtrocknen konnte, gesät würde. «Je nach Arbeiten, die sonst noch anstehen, ist das nicht immer möglich», weiss Bertschi. Dann solle die Saat lieber bereits vorher durchgeführt werden. Ähnlich sieht es Andreas Pfister vom Birkenhof in Uster ZH. Er habe noch 2 ha Weizen zum Säen. «Gestern Nachmittag habe ich geackert und heute geht es dann mit dem Säen weiter», erklärt er.
Gras trocknet nicht ab
Eine grössere Herausforderung als im Ackerbau sieht der Berater aktuell im Grünland. «Durch den Nebel bringt man das geschnittene Gras gar nicht trocken», schildert Martin Bertschi. Ähnlich sieht es Landwirt Andreas Pfister vom Birkenhof in Uster ZH. Er habe am Montag 10 ha Kunstwiese und 7 ha Ökowiese gemäht. Durch den morgendlichen Nebel, der sich bis in den Nachmittag nicht auflösen will, werde das Gras jedoch immer wieder feucht. «Die maximal zwei Stunden Sonne gegen Abend helfen hier auch nicht gross.» Durch das Mähen der Ökofläche mit dem Doppelmesser, kann Pfister auf das Zetten verzichten und somit eine Verschmutzung des Futters verhindert werden.
Um eine Verschmutzung des Futters zu vermeiden, habe er die Ökoflächen mit dem Doppelmesser gemäht, sodass auf das Zetten verzichtet werden kann. «Bei der Kunstwiese haben wir entsprechend auf die Maschineneinstellung geachtet und halten das Zetten auf dem Minimum.»