Mit dem Entlauben der Reben vor der Blüte verfolgt man drei Ziele: den Druck durch Pilzkrankheiten reduzieren, den Ertrag zur Einhaltung von Produktionsquoten reduzieren und die Zusammensetzung der Trauben verbessern. Bereits eine frühere Studien hat laut einem Beitrag in «Agrarforschung Schweiz» gezeigt, dass eine Entblätterung vor der Blüte in der Schweiz bei fünf Rebsorten einen positiven Effekt hatte. Nun hat ein Forscherteam von Agroscope untersucht, ob sich diese Arbeit an eine Maschine delegieren lässt.

Fünf Jahre, zwei Rebsorten

Der Versuch mit einem Gerät zur maschinellen Entlaubung dauerte fünf Jahre und umfasste die Rebsorten Doral und Gamay. Die Maschine arbeitet laut Agroscope mit einem doppelten Niederdruck-Luftstrom und die Ergebnisse wurden mit der Wirkung einer manuellen Entlaubung verglichen.

Vor der Blüte generell wirkungsvoll

Was die generelle Wirkung der Entlaubung vor der Blüte angeht, bestätigte der neuerliche Versuch die oben erwähnte Studie: Jedes Jahr sei die Anzahl Beeren pro Traube damit um 20 bis 30 Prozent gesunken, entsprechend auch der geschätzte Ertrag – im Gegensatz zur Entlaubung nach der Blüte. Gleichzeitig stieg die Zuckerkonzentration der Trauben um durchschnittlich zwei Prozent und der Gesamtsäuregehalt sank um drei Prozent. Dieser Effekt sei allerdings nicht in jedem Jahr statistisch signifikant gewesen.

Die Forschenden können keine Aussage dazu machen, ob die Entlaubung gegen Pilzkrankheiten nützt – der Erreger Botrytis cinerea sei während der Versuche nicht aufgetreten.

Stärkerer Einfluss auf die Reifung

«Mit der mechanischen Methode kann vor der Blüte effizient entlaubt werden, ohne die empfindlichen Triebe zu beschädigen, auch wenn der Verlust einiger Blütenknospen beobachtet wurde», schreibt Agroscope. Im Vergleich zum manuellen Entlauben war der Einfluss auf die Anzahl Beeren pro Traube und die Reifung (-1 Prozent Zucker und + 5 Prozent Gesamtsäure) stärker. Der geschätzte Ertrag fiel bis zu 20 Prozent tiefer aus, als zum selben Zeitpunkt im manuellen Verfahren

Weniger bittere Weine

Während aber in Handarbeit die Seitentriebe vollständig entfernt werden, fördert die maschinelle Entlaubung deren Wachstum. Die Triebe haben laut Agroscope als Folge die Traubenzone teilweise bedeckt. Tendenziell präsentierten sich die Gamay-Weine aus der mechanischen Entblätterung 7 Prozent weniger bitter und mit weicheren Tanninen. Bei Doral-Weinen stellte man keine Unterschiede je nach Verfahren fest.

Verringerte Fruchtbarkeit

Insgesamt sei die mechanische Entlaubung vor der Blüte trotz der positiven Wirkungen auf Gamay-Weine zu intensiv gewesen, schreibt Agrsoscope. Im Vergleich zum manuellen Vorgehen nach der Blüte, wie es üblicherweise praktiziert wird, gebe Einbussen bei der Fruchtbarkeit um durchschnittlich 10 Prozent bei Doral und 8 Prozent bei Gamay. Es gelte daher, die Vor- und Nachteile eines Maschineneinsatzes zur Entlaubung abzuwägen. Er sei grundsätzlich nicht empfehlenswert bei jungen Reben oder bei starkem Wasser- und Nährstoffmangel.

Die vollständige Studie «Mechanische Entlaubung der Reben vor der Blüte: Vorteile und Risiken» finden Sie hier.