Ob im Gewächshaus oder im Freiland – Pflanzenparasitäre Nematoden können an einer Vielzahl von Kulturen grosse Schäden verursachen, indem sie das Wachstum und die Erntequalität stark beeinträchtigen. Global gesehen verursachen gallenbildende  Meloidogyne-Arten den grössten Schaden. In der Schweiz spielt die Art Meloidogyne incognita vor allem im geschützten An­bau in Gewächshäusern und Folientunneln eine bedeutende Rolle.

Befall schwierig zu erkennen

Es ist schwierig, einen Befall mit pflanzenparasitären Nematoden an der Kulturpflanze auszumachen. Die oberirdischen Symptome sind recht untypisch und können schnell mit abiotischen Schäden verwechselt werden:
reduziertes/gestörtes Pflanzenwachstum,
reduzierter Blüten- und Fruchtansatz
verzögerte Reife.

Die unterirdischen Symptome sind wiederum eindeutig: Die Wurzeln sind deformiert und besitzen sogenannte Gallen bei Wurzelgallennematoden (Anschwellen des Wurzelgewebes). Diese entstehen, wenn die Meloidogyne mittels Mundstachel in die Wurzel eindringen und die Bildung von Nährgewebe induzieren, welches ihnen kontinuierlich Nahrung liefert. Das darin befindliche Weibchen kann dann bis zu 400 Eier produzieren – je nach Klimabedingung können sich mehrere Generationen im Jahr entwickeln.

Wegen Mangel an alternativen Möglichkeiten diese zu kontrollieren, testeten mehrere Wissenschaftler der Agroscope während vier Jahren (2017–2021) den optimalen Einsatz des einzigen in der Schweiz zugelassenen biologischen Produkts «Bioact WG» (Andermatt Biocontrol) gegen Wurzelgallennematoden  – mit Erfolg, wie aus dem kürzlich publizierten Forschungsbericht hervorgeht. 

Nur zwei Produkte gelistet 

Das grosse Wirtsspektrum und das lange Überdauern der Eier und Juvenile im Boden machen eine Bekämpfung von Wurzelgallennematoden schwierig. Hierzulande sind zwei Produkte in der Betriebsmittelliste gelistet, die nur unter entsprechenden Auflagen als Nematizid eingesetzt werden dürfen.

Basamid (Wirkstoff Dazomet): Ein chemisches Pflanzenschutzmittel, vor allem zur Flächen- und Substratbehandlung (fungizide und herbizide Wirkung) im Gemüsebau. Im Bioanbau nicht erlaubt, im konventionellen Anbau nur einmal alle drei Jahre auf der gleichen Parzelle.

Bioact WG: Basierend auf dem Fadenpilz Purpureocillium lilacinum Stamm 251 und damit einziges Nematizid in der Schweiz, welches für eine regelmässige Applikation gegen Wurzel- gallennematoden und auch für den Bioanbau zugelassen ist. Bisher nur in Gurken und Tomaten zugelassen.

Bioact WG besteht aus einem wasserlöslichen Granulat, versetzt mit lebenden Pilzsporen. Damit diese die Eier und immobilen Stadien der Nematoden parasitieren können, benötigt der Pilz eine Bodentemperatur zwischen 20 bis 30°C.

Wenig über den Einsatz bekannt

Bioact WG ist bereits seit längerer Zeit auf dem Markt und bei Andermatt Biocontrol erhältlich. «Bisher belegten aber nur wenige Studien dessen Wirksamkeit und über alternative bzw. optimierte Einsatzmöglichkeiten war auch nur wenig bekannt», so Paul Dahlin von der Agroscope und Mitverantwortlicher des Versuches zu den Beweggründen der Studie.

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Die Wissenschaftler untersuchten neben der Wirksamkeit von Bioact WG gegen unterschiedliche Populationsdichten von Meloidogyne incognita auch dessen Wirkung bei einer wiederholten wöchentlichen, zweiwöchentlichen und monatlichen Anwendung. 

Gute Wirkung bei geringer Anfangspopulation

Im ersten Versuch konnte beobachtet werden, dass die Nematodenpopulation im Boden langsamer zunahm mit Bioact WG im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. «Zwar ist die Wirkung mit einem chemischen Nematizid nicht gleichzusetzen, trotzdem erzielen wir eine gute Wirkung, besonders wenn die Anfangspopulationsdichte der Nematoden gering ist», konstatiert Paul Dahlin. Das sei in den meisten Fällen gegeben, wenn die Wurzeln der vorherigen Kultur entfernt wurden, keine Wirtspflanze angebaut oder der Boden gedämpft wurde. 

«Eine monatliche Anwendung ist wirksamer als eine wöchentliche.»

Paul Dahlin, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Agroscope.

Eine regelmässige Applikation gewährleiste zudem die Wirkungssicherheit. «Die Nematodenpopulation wird länger reduziert, wodurch man einen besseren Ertrag erzielen kann», setzt Dahlin fort. Die weitere Untersuchung zeigte, dass eine monatliche Anwendung von 0,2 g Bioact WG/Pflanze während der Vegetationsperiode wirksamer ist, als eine wöchentliche oder zweiwöchentliche Anwendung mit einer niedrigeren Dosis. 

Alternative Möglichkeiten zur Reduktion Nematodenpopulation

Ist allerdings der Nematodenbefall zu stark, helfe auch Bioact WG nicht mehr. Hier gebe es dann andere Möglichkeiten, auch ohne den Einsatz von chemischen Nematiziden. Dazu beitragen kann das Entfernen von Nematoden befallenen Wurzeln. Das Zuführen von organischer Substanz begünstigt natürliche Antagonisten wie Pilze und Bakterien, die ebenfalls zur Reduktion der Wurzelgallennematoden beitragen. Auch helfe eine Gründüngung mit Nichtwirtspflanzen oder der Einsatz von Nichtwirtspflanzen als Kultur sowie die kurze Schwarzbrache vor der nächsten Pflanzung: «Die Schwarzbrache zwischen zwei Kulturen kann eine Abnahme von Juvenilen innerhalb von drei bis vier Wochen hervorrufen», weiss Dahlin. 

Von einer thermischen Behandlung (Dämpfen) des Bodens rät Andermatt Biocontrol ab: Diese Bekämpfung sei nur kurzfristig gut wirksam und eliminiere nicht nur die Nematoden, sondern auch die natürlichen Gegenspieler. Weshalb im Herbst wieder die gleiche Populationsdichte wie vor der Behandlung zu erwarten sei, heisst es auf deren Website. 

Paul Dahlin betont aber: «Sind einmal pflanzenparasitäre Nematoden vorhanden, bekommt man diese auch mit Nematiziden nie ganz raus.» 

Im Freiland kein Potenzial vorhanden

Ob die Behandlung mit Bioact WG lukrativ für den Produzenten ist, hänge vom jeweiligen Produktionssystem, dem Marktpreis der Kulturpflanze und den Produktionskosten ab, konstatieren die Wissenschaftler. Zusätzlich zu beachten seien die Fruchtfolge und Umweltfaktoren, die die Fortpflanzung der Nematoden begünstigen oder hemmen können. 

Bisher ist Bioact WG nur in Tomaten und Gurken unter Glas zugelassen. Gemäss Samuel Stüssi von Andermatt Biocontrol ist höchstens noch eine Zulassung in Auberginen und Peperoni geplant. Im Freiland habe Bioact WG kein Potenzial. «Der Pilz braucht relativ hohe Bodentemperaturen und eine konstante Wasserverfügbarkeit für sein Wachstum. Diese Bedingungen haben wir nur im Gewächshaus», begründet er. Im Freiland würden Meloidogyne-Nematodenarten momentan kein grös­seres Problem darstellen.