Dank aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern konnte 2022 in Zell (LU) der bislang grösste Befall der Schweiz mit dem gefürchteten Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) entdeckt werden. Dieser gilt weltweit als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge, unter anderem, da er sich auf vielen Arten von lebenden Laubbäumen verbreiten kann. Waldschutz Schweiz bestätigte die Identität des Käfers und begleitet die Bekämpfungsmassnahmen der Behörden wissenschaftlich. Zuletzt wurde 2019 in der Schweiz ein Freilandbefall des Asiatischen Laubholzbockkäfer erfolgreich getilgt.
Im Tessin fünf meldepflichtige invasive Ambrosia- und Bockkäferarten
Weiter entdeckten Forstleute 2022 im Tessin gleich fünf meldepflichtige invasive Ambrosia- und Bockkäferarten. Vier der Käfer sind neue Funde für die Schweiz. Bisher ist wenig bekannt über ihre bevorzugten Baumarten in Europa und darüber, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Waldschutz Schweiz ist deshalb an Meldungen mit Foto aus dem Tessin interessiert.
Ahornstammkrebs auf Vormarsch
Ebenfalls in der Schweiz auf dem Vormarsch ist der aus Nordamerika stammende Ahornstammkrebs. Der Pilz tauchte erstmals 2021 auf sechs befallenen Bäumen auf. 2022 bestätigte Waldschutz Schweiz total 39 befallene Bäume in sieben Befallsgebieten. Der Ahornstammkrebs kann an Ahornbäumen beträchtliche Schäden verursachen, das Holz ist stark entwertet und die Bäume leicht brechen können.
Ein wärmeres Klima fördert ausserdem Pilze und andere Organismen, die aus südlicheren Gebieten stammen. Besonders stark nahmen schwarze Pilzkrusten an toten Buchen zu, die zur Verwandtschaft der Holzkeulen gehören. Die Vielzahl neuer Schädlinge und Krankheitserreger bedroht das Ökosystem im Schweizer Wald. Heimische Pflanzen verfügen über keine oder nur begrenzte Abwehrmechanismen gegenüber den eingeschleppten Arten. Krankheiten wie die Ulmenwelke, das Eschentriebsterben und dem Buchsbaumzünsler verursachen daher gravierende Schäden.
Ein Mix von Krankheitsursachen
Holzkeulen-Pilze profitieren von warmen Temperaturen und Dürreschäden und breiten sich in geschwächten und toten Buchen vermehrt aus. Sie verursachen die schwarze Pilzkruste. Foto: Südliche Kohlbeere auf einem Buchenast, Waldschutz Schweiz.
Ein Übel kommt selten allein
Immer öfter müssen die Expertinnen und Experten sich mit einem Mix von Erregern auf geschwächten Bäumen auseinandersetzen. Wie die verschiedenen Faktoren zusammenspielen und sich gegenseitig beeinflussen ist oft noch unklar. Zum Beispiel beim Schleimfluss, wie das Austreten von schwarzer Flüssigkeit am Stamm bezeichnet wird: Untersuchungen von Waldschutz Schweiz zeigen, dass dieser oft nicht durch einzelne Pilze oder Bakterien ausgelöst wird, sondern vielmehr durch die Gemeinschaft mehrerer Arten. Waldschutz Schweiz hofft deshalb, mit neuen Methoden Bakterien besser zu analysieren und identifizieren. Dadurch sollen einzelne oder Gemeinschaften von krankheitserregenden Bakterien besser erkannt werden. Jedoch könnten die neuen Methoden es auch ermöglichen, Bakterien zu finden, die Bäume vor bestimmten Krankheiten schützen können – ähnlich wie probiotische Joghurts bei Menschen den Darm.