Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wurden in der vergangenen Woche vor allem nachts weitere Zuckerrübenparzellen geerntet. Während in den Westschweizer Kantonen die Rübenernte nahezu abgeschlossen ist, ist in diversen Regionen der Deutschschweiz nach wie vor Geduld gefragt. Das vermeldet die Schweizer Zucker AG im aktuellen Rübenbericht. «Die Niederschläge zu Beginn der laufenden Woche verunmöglichen vorerst die Erntearbeiten», heisst es.

«Das ist es nicht wert für 20'000 Fr.»

«Es ist schlichtweg nicht wert, den Boden für 20'000 Franken kaputtzumachen.» Ueli Krapf aus dem aargauischen Suhrental ist geneigt, die Zuckerrüben seiner 4,5 ha grossen Parzelle im Boden zu lassen. Es sei viel zu nass – der Unterboden durchtränkt, sonst würde das Wasser versickern. Bis der Boden wieder befahrbar wäre, ohne bleibende Schäden zu erleiden, würde es noch lange gehen, ist der Landwirt überzeugt.

Nächstes Jahr keine Rüben mehr

Seit 45 Jahren baut Ueli Krapf auf schweren Böden in Schöftland Zuckerrüben an, meist gefolgt von Kartoffeln. Das sei lange sehr gut gegangen. Wenn es so weitergeht, werde er nächste Saison aber keine Rüben mehr anbauen. Er bedauere das, zumal Schweizer Zucker ja eigentlich gefragt wäre. «Aber die Böden tun mir richtig leid», sagt er. Seit einigen Jahren und mehreren milden Wintern hat er auf den ehemaligen Zuckerrübenparzellen vermehrt Schwierigkeiten mit dem Boden.

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Termine nach hinten verschoben

Sein Abfuhrtermin wurde zwar nach hinten verlegt, aber er nehme seine Zuckerrüben nicht aus dem Boden, solange dieser so durchtränkt sei, sagt Ueli Krapf. Die Fabrik sollte hier entgegenkommen, fordert er. «Warum kann man diejenigen Zuckerrüben, die noch nicht geerntet werden konnten, nicht bis zur nächsten längeren Trockenperiode im Boden lassen und sie dann im Januar/Februar erst verarbeiten?», fragt sich der Produzent.

«Es lohnt sich nicht, den Boden für 20'000 Franken kaputtzumachen.»

Ueli Krapf aus dem Suhrental lässt seine Rüben wahrscheinlich im Boden.

«Das ist unrealistisch», sagt die Fabrik

«Das ist energietechnisch und finanziell unrealistisch», sagt Guido Stäger von der Schweizer Zucker AG. Eine solche Strategieänderung wäre zudem auch personell schwierig zu stemmen, so der CEO. Es sei klar, dass die Verarbeitung momentan gedrosselt würde und es sei auch klar, dass eine Fabrik länger laufen werde als die andere. Momentan sehe es so aus, dass Aarberg die Kampagne ungefähr nach Weihnachten beende und die Fabrik in Frauenfeld um Neujahr, erklärt Stäger am Telefon. Für die laufende Woche sei die Rübenversorgung gewährleistet.

«Bis Ende Jahr ist der Grossteil geerntet»

Anders als diejenigen Rübenpflanzer, deren Rüben noch im Boden sind, ist Guido Stäger optimistisch gestimmt. «Bis Ende Jahr wird der Grossteil der Zuckerrüben geerntet und verarbeitet werden», ist Stäger überzeugt. Sobald sich die nächste längere Trockenperiode einstellt, werden die verbleibenden Posten eingebracht werden können, heisst es vonseiten der Fabrik. Für diejenigen Produzenten, deren Zuckerrüben im Verlauf des Restjahres nicht mehr aus dem Boden geholt werden könnten, müssten dann individuelle Lösungen gesucht und Einzelfälle betrachtet werden, so Stäger. Davon seien aber nur wenige Produzenten und Produzentinnen betroffen, schätzt Stäger. Aktuell handle es sich im Westen wohl um wenige Prozente – im Osten um rund 10 Prozent.

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Qualität kaum beeinträchtigt

Dass die Rüben nun im Wasser stehen, beeinträchtigt deren Qualität kaum, sagt Raphael Wild von der Schweizer Zucker AG. Es komme aber vor, dass die Rüben teils Wasser ziehen, schwer werden und der Zuckergehalt sinkt, erklärt Guido Stäger. «Von der Fäulnis haben die Fachpersonen keine grosse Angst.» Auch das aktuell milde Wetter sollte den Rüben nichts machen. «Das Grundproblem ist momentan das Wasser auf den Feldern», so Wild.

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Noch drei Viertel im Boden

Thomas Vögeli vom Rübenumschlag Mittelland «ist gespannt», wie es um die restlichen Flächen der laufenden Kampagne steht. «Es ist eine ganz spezielle Situation.» Über 10 000 Tonnen müssten in seinem Einzugsgebiet noch geladen werden, sagt Vögeli. «Drei Viertel sind noch im Boden», schätzt der Geschäftsführer des Rübenumschlags. Von einer Beeinträchtigung der Rübenqualität geht er aber nicht aus. «Frost ist gefährlicher als Nässe», so der Fachmann.

Sobald es die Bodenverhältnisse zulassen, sind die Pflanzer gebeten, die Rüben zu ernten und der zuständigen Transportorganisation anzumelden, wie die Schweizer Zucker AG schreibt. Die Transportorganisationen seien in engem Austausch mit der Schweizer Zucker AG, um im Bedarfsfall die Fabrikleistung anzupassen.