Das Coronavirus machte vieles möglich, was zuvor fast unvorstellbar schien. Die Grossverteiler Coop und Migros haben in dieser ausserordentlichen Zeit einen fast revolutionären Schritt gemacht und die bis dahin als unveränderbar geltenden Kalibergrössen und Gemüsenormen teilweise angepasst.

Dies zeige, wie absurd und unnötig die Ansprüche und Normen an landwirtschaftliche Güter hierzulande seien, schreibt der Verein grassrooted in einer Medienmitteilung. Nach der Bekanntgabe, dass die Anpassungen nun wieder verworfen werden, fordert der Verein die Grossverteiler dazu auf, die Qualitätsnormen und Kalibergrössen für das gesamte Obst- und Gemüse-Sortiment nach unten anzupassen.

Zu viel Food Waste in der Schweiz

»Anscheinend haben wir es in der Schweiz nicht nötig, die riesigen Mengen an Food Waste zu reduzieren,” meint Dominik Waser, vom Verein grassrooted. Nebst dem grossen negativen Einfluss von Food Waste auf die Umwelt, hatten gerade in Zeiten von Corona viele Menschen aufgrund des Verteilungsproblems zu wenig Lebensmittel, weshalb Food Waste ethisch schlicht nicht vertretbar sei, so der Verein.

Obwohl Coop und Migros immer wieder beteuern, Food Waste reduzieren zu wollen, folgen laut grassrooted auf die Versprechen keine Taten. Die Corona-Krise hätte gezeigt, dass die Bevölkerung dazu bereit ist, auch anders aussehendes Gemüse und Obst zu kaufen.

 

Auch der SBV bedauert Rückkehr zu den Normen

In seinen aktuellen SBV-News Nr. 24 schreibt der Schweizer Bauernverband, der Verkauf von nicht ganz den Normen entsprechendem Gemüse sei bei der Kundschaft «sehr gut» angekommen (das bestätigten Coop und Migros gegenüber der BauernZeitung). Dass diese Lockerung der Ansprüche nun wieder rückgängig gemacht werden soll, wäre «äusserst bedauernswert». 

Angesichts der Food-Waste-Thematik, des Klimawandels und der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln gibt es nach Ansicht des SBV gar keinen anderen Weg, als bei äusseren Qualitätsforderungen toleranter zu sein.