Die Frühkartoffeln gelten als erste Vorboten des Erntejahres. Sie sind begehrt, aber aufwendig im Anbau. Zwei Produzenten berichten über die aktuellen Herausforderungen im Anbau, insbesondere in Bezug auf die Kraut- und Knollenfäule.
Früher Start wichtig
«Wir sind schon am Graben», sagt Nicolas Seiler aus Satigny bei Genf. Seiler setzt auf seinem Betrieb auf eine Vielfalt an Sorten wie Avanti, Agata, Lady Cristl, Amandine, Celtiane, Colomba und Twinner.
Die ersten Kartoffeln, die er gerade ausgräbt, gehen als nicht schalenfeste Frischkartoffeln in den Handel. «Der frühe Start in die Saison ist wichtig, nur so können wir der ausländischen Konkurrenz entgegenhalten», sagt er. Darum werde bei ihm ein grosser Teil der Kartoffeln gedeckt, also unter Vlies, angebaut.
Dieses besteht aus einem leichten und reissfesten wasser- sowie luftdurchlässigen Kunststofftuch, das wie eine Bettdecke nach dem frühen Setzen über die Kartoffeldämme gelegt wird. Das Vlies wirkt so als Schutz vor der kalten Witterung im Frühjahr und erhöht die Bodentemperatur, wodurch die Kartoffeln schneller wachsen.
Nachteile des Vlieseinsatzes: Neben dem zusätzlichen Material braucht es auch einen deutlich höheren Arbeitsaufwand. Für sämtliche Feldarbeiten muss das Vlies nämlich von Hand abgedeckt, das heisst von den Dämmen auf die Seite gelegt werden.
Erste Primärherde
Dasselbe gilt bei steigenden Temperaturen. Unter dem Vlies wäre es sonst zu warm und zu feucht, davon würden neben den Kartoffeln vor allem Pilzkrankheiten wie die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora) profitieren. Laut Phytopre, einem gemeinsamen Meldeprogramm der kantonalen Pflanzenschutzdienste und der Agroscope, gibt es aktuell erste Primärherde von Phytophthora in den Kantonen Waadt und Zürich.
Ausreissen und vernichten
«Der Druck ist ganz klar da», sagt Seiler. Er deckt seine Kartoffeln ab und führt Kontrollgänge durch. Findet er einen Primärherd, also erste isolierte befallene Pflanzen, reisst er diese aus und vernichtet das Kraut. Das verlangsamt die Verbreitung der Sporen. Gleichzeitig setzt er auf eine Kombination aus toleranten Sorten wie Twinner und Pflanzenschutzmitteln wie zum Beispiel Cymoxanil – einem Harnstoffderivat mit einer kurativen (heilenden) Wirkung –, oder Mapro – einem Kontaktfungizid mit spuren-abtötender Wirkung. Zusätzlich wird streng darauf geschaut, dass die Wirkstoffe gewechselt werden, um Resistenzen zu vermeiden.
Kontrollen und Kupfer
Auch bei Martin Bucher, Biolandwirt aus Ferenbalm, spielen Vliese und der Pflanzenschutz eine wichtige Rolle in der Produktion von Frühkartoffeln. Bucher baut die Sorten Avanti und Anabelle an, die er an Terraviva liefert. Mitte Februar setzte er seine Frühkartoffeln, anschliessend wurden sie mit dem Vlies zugedeckt.
Auch bei ihm folgt nun ein Wechselspiel der Ab- und Zudeckerei, nach dem Takt der Natur und der mechanischen Unkrautbekämpfungsmassnahmen. Dies macht er, bis sich die Frühlingswärme durchgesetzt hat. Seit dem 25. April wachsen die Kartoffeln ohne Einschränkung. Im Pflanzenschutz ist Martin Bucher eingeschränkt – er kann im Bio-Anbau nur Kupfer einsetzen. «Sobald ich fahren kann, gebe ich eine erste Kupfergabe von 200 g pro Hektare», sagt Bucher. Der Einsatz gehe anschliessend weiter; je nach Witterung oder alle 10 Tage schützt er seine Kartoffeln mit 200 bis 400 g Kupfer. Insgesamt dürfe er maximal 4 kg pro Jahr ausbringen, ihm reichen häufig jedoch eine geringere Menge von 2,5 kg.
Die Bestände kontrollieren und Primärherde früh bekämpfen, das ist auch bei Martin Bucher neben dem Pflanzenschutz das Erfolgsrezept, um qualitativ hochwertige Frühkartoffeln auf den Markt zu bringen. Bisher sei er zufrieden mit der Qualität seiner Kartoffeln und auch die Mengen stimmen für ihn.