Bei den Importen der Schweiz von Futter-Soja ist es in den letzten Jahren zu einem grossen Umschwung gekommen: Stammte der gentechfreie Sojaextraktionsschrot bis vor 6 Jahren ausschliesslich aus Brasilien, kommen mittlerweile rund 80 Prozent der Ware aus Europa. Das hat verschiedene Gründe. So setzt das Soja Netzwerk Schweiz auf eine möglichst nachhaltige Futtermittelbeschaffung, was zu vermehrten Importen aus Europa führte.

Nur noch wenig Gentechfreiheit in Brasilien

Gleichzeitig haben sich europäische Standards wie Donau Soja etabliert, was eine grössere Verfügbarkeit von europäischer, gentechfreier Soja ermöglicht. Zudem ist das Angebot an GVO-freier Soja aus Brasilien deutlich zurückgegangen. Laut Soja Netzwerk sind mittlerweile auch in Brasilien 97 Prozent der angebauten Soja gentechnisch verändert. Dazu geführt haben eine knappes Saatgutangebot an GVO-freien Sorten sowie tiefe GVO-Prämien. Die Farmer schwenkten deshalb auf gentechnisch veränderte Sorten um, was für die Schweizer Importe keine Option ist.

Importierte Soja-Produkte für die Fütterung müssen aus gentechfreier Produktion stammen. Zwar wäre der Import von GVO-Soja grundsätzlich erlaubt, wenn es deklariert wird. Faktisch verlangen aber alle Labels in der Schweiz eine GVO-freie Fütterung.

[IMG 2]

Die Nachfrage nach GVO-freier Soja ist derzeit hoch. «Die aktuell hohen Prämien für GVO-freie Soja widerspiegeln die erhöhte Nachfrage in Skandinavien und Mitteleuropa», sagt Soja-Netzwerk-Geschäftsführer Stefan Kausch. Gibt es dennoch genügend europäische Soja für die Schweiz? Programme, die vor kurzem damit liebäugelten, auf GVO-freie Soja umzustellen, dürften die Umsetzung aus Kostengründen tendenziell verschieben, sagt Kausch. Zudem geht er von einer Zunahme der europäischen Produktion aus. Donau Soja rechnete damit, dass die Fläche für gentechfreie Soja dieses Jahr um 10 Prozent auf 4,8 Millionen Hektaren ansteige. «Mengen hat es also genug für die Schweiz», so Kausch. «Die Frage ist, zu welchen Preisen.» Er geht zudem davon aus, dass in Brasilien wieder vermehrt Farmer auf Gentechfreiheit setzen, wenn die die Prämien dafür auf hohem Niveau bleiben.

Ukraine als wichtiger Rohstoffproduzent

Schwierig einzuschätzen ist derzeit die Situation aufgrund des Krieges in der Ukraine. «Diese ist für die GVO-freie Produktion von Agrarrohstoffen – nicht nur Soja – wichtig», so Stefan Kausch. Die Konsequenzen der aktuellen Situation auf die Produktion liessen sich aktuell aber noch nicht abschätzen. 2021 kamen laut Réservesuisse 1657 Tonnen Sojaextraktionsschrot direkt aus der Ukraine in die Schweiz. Hinzu kommen Sojabohnen, die auch als Futtermittel verwendet worden. Insgesamt importierte die Schweiz gut 248'000 Tonnen Sojaextraktionsschrot.