Wie die die Branchenorganisation Schweizer Kartoffel Swisspatat kürzlich in einer Mitteilung verlauten liess, führt die Corona-Krise zu erheblichen Verschiebungen auf dem Kartoffelmarkt. So ging etwa der Absatz von Verarbeitungskartoffeln, namentlich zur Herstellung von Pommes Frites, drastisch zurück. Die Branche reagierte in der Folge mit der Schaffung von Garantielagern auf diese Veränderung am Markt.

Müssen die Anbauflächen reduziert werden?

Während der letzten Monate habe sich die Situation infolge des Gastro-Lockdowns noch ­einmal drastisch verschärft, schreibt die Fenaco in einer Mitteilung an ihre Produzenten, die der BauernZeitung vorliegt. Wegen der weiterhin schlechten Aussichten im Frites-Segment hat auch die Fenaco beschlossen, weitere Tranchen aus den Garantielagern für die Frischverfütterung freizugeben.

Die schwierige Situation auf dem Kartoffelmarkt wirkt sich auch auf die Anbauplanung 2021 aus. In ihrem Schreiben vom 2. Februar 2021 teilt die Fenaco ihren Produzenten mit, dass man allfällige Flächenkürzungen ins Auge fassen müsse. Während der Konzern seinen Pro-duzenten eine Entscheidung darüber bis zum 10. Februar in Aussicht stellte, zeigt er sich auf ­Anfrage der BauernZeitung zurückhaltender: Der Ausgang der Beratungen werde erst im Lauf des Februars kommuniziert. Unter den Produzenten kursiert indessen das Gerücht, man müsse sich auf Kürzungen von rund 10 Prozent einstellen.

Angst vor Überschüssen im Herbst

An der Garantielagersitzung in der vergangenen Woche habe sich die Branche intensiv mit dem Anbau 2021 beschäftigt, sagt Ruedi Fischer, Präsident des Verbandes der Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP). Produktion, Handel und Verarbeitung von Ost bis West seien sich einig, dass der Anbau von Veredelungskartoffeln 2021 reduziert werden müsse, um im Herbst nicht grössere Übermengen an Frites-Kartoffeln zu haben, fährt er fort (siehe Nachgefragt). Dies dränge umso mehr, da es die Finanzen aus dem Verwertungsfonds nach der Garantielageraktion 2020 nicht erlauben würden, heuer ein zweites Mal grosse Überschüsse aus der Ernte 2021 zu verwerten.

Für das Pflanzgut, das zu Teilen bei den Produzenten, bei den Händlern oder den Vermehrungsorganisationen am Lager ist, werde die Branche in den nächsten Tagen eine Lösung präsentieren, versichert Fischer.

Bina kürzt Flächen und baut intern um

Der Entscheid über eine Reduktion der Anbauflächen für das Jahr 2021 wurde bei den Lieferanten der zur Migros-Gruppe gehörenden Bischofszell Nahrungsmittel AG (Bina) bereits im vergangenen Oktober kommuniziert.

Der Hauptgrund für diese Flächenkürzungen sei aber nicht etwa bei den Corona-bedingten Schwierigkeiten am Kartoffelmarkt zu verorten, weiss der oberste Kartoffelproduzent des Landes Ruedi Fischer. Der Grund für den frühen Entscheid der Bina liege vielmehr darin, dass der Nahrungsmittelhersteller aus dem thurgauischen Bischofszell im Frühling 2022 einen grösseren Umbau geplant habe und dadurch über eine längere Zeit nicht produzieren werde.

Trotzdem haben die früh kommunizierten Reduktionen der Bina bei einzelnen Ostschweizer Betrieben für Unsicherheit gesorgt. Ein von Kürzungen betroffener Produzent, dessen Name der BauernZeitung bekannt ist, ist der Meinung, dass es durch die früh kommunizierten Kürzungen der Bina zu einem Ungleichgewicht zwischen der Produktion in der Ost- und der Westschweiz kommen könnte. Er befürchtet, dass die kostspielige Verwertung allfälliger Überschüsse auch von jenen Ostschweizer Produzenten mitgetragen werden müsste, deren Flächen bereits gekürzt wurden.

Kartoffelbranche sucht eine Lösung

Ruedi Fischer beschwichtigt jedoch und entkräftet solche Befürchtungen: «Diese Sorgen sind unbegründet; es gibt keinen Graben zwischen der Ost- und der Westschweiz. Die gesamte Kartoffelbranche ist im Moment mit grosser Anstrengung daran Lösung, zu erarbeiten die der ganzen Wertschöpfungskette dienen.» Fischer betont, dass diese Lösung alle Produzenten im Land gleichermassen berücksichtigen werde. Ähnlich tönt es auch vonseiten der Fenaco. Der Konzern verweist auf Swisspatat, wo eine Arbeitsgruppe an einer Lösung arbeite, die für alle Akteure in der Kartoffelbranche praktikabel und tragbar sei.

Rüben säen, statt Kartoffeln pflanzen

Ruedi Fischer empfiehlt den betroffenen Produzenten nun den Anbau von Zuckerrüben auf den frei werdenden Flächen: «Der Zuckerrübenbranche fehlen mehrere hundert Hektaren Anbaufläche. Deshalb sie hat kurzfristig ein attraktives Anreizsystem geschaffen, das für unsere Produzenten sicherlich interessant sein wird. Genaue Details dazu werden nächste Woche bekannt gegeben.»