Erstes Gebot, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und Extremereignisse wie Hitze und Starkregen auszugleichen, ist das Schliessen des Wasserkreislaufs», sagte Florian Klingel, Co-Leiter Stadtentwässerung St. Gallen. Sein Inputreferat stand im Zentrum des traditionellen Gabris-Gesprächs, das am 7. September auf dem Hof des Vereins Förderband Gabris stattfand und rund 80 Interessierte anzog.
Klimaveränderungen stellen Städte zunehmend vor Probleme. «Immer häufigere Starkniederschläge überlasten die Kanalisation, während Hitzewellen das Stadtklima aufheizen», erklärte Klingel. «Beton, Asphalt und Stein versiegeln grosse Flächen, Regenwasser kann nicht abfliessen und verursacht Schäden.» Das Prinzip der Schwammstadt greift beide Herausforderungen auf und wird weltweit umgesetzt – besonders in Asien, Australien und den USA.
Speichern und abgeben
Auch die Stadt St.Gallen setzt auf das Schwamm-Prinzip: Überschüssiges Wasser soll vor Ort gespeichert werden, um es in Hitzeperioden wieder abzugeben. Verdunstung über Boden und Vegetation kühlt die Umgebung und verbessert das Stadtklima. Gleichzeitig entlastet das Versickern die Kanalisation bei Starkregen und beugt Überschwemmungen vor. Gespeichertes Wasser steht Pflanzen, Bäumen und Grünflächen auch in Trockenzeiten zur Verfügung. «Eine langsame Verdunstung wirkt wie eine Klimaanlage und schafft zusätzliche Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Stadt», sagte Klingel.
Anreize durch Fonds
Um solche Massnahmen zu fördern, hat St.Gallen einen Schwammstadtfonds eingerichtet. Er wird aus den regelmässigen Abwassergebühren von Haushalten und Unternehmen gespeist. Damit unterstützt die Stadt Projekte wie Versickerungsanlagen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Retentionsräume oder die Nutzung von Regenwasser. Private Partner beteiligen sich ebenfalls, wie zum Beispiel die Mobiliar-Versicherung, weil Überschwemmungen und Rückstau grosse Schäden verursachen und viel kosten. Zudem verlangt die Stadt bei Neu- und Umbauten von Bauherren, dass 85 Prozent des Regenwassers zurückgehalten werden müssen. Wer Massnahmen umsetzt, kann bis zur Hälfte der Kosten rückvergütet bekommen.
Auch einzelne können mithelfen, betonte Klingel: «Gestalten Sie in Ihrem Garten ein Biotop, verwenden Sie Kies statt Asphalt oder installieren Sie einen Regenwassertank.» Konflikte in Quartieren seien jedoch nicht auszuschliessen. So stören sich Betroffene etwa an wegfallenden Parkplätzen, Schatten durch grosse Bäume oder an Kiesplätzen, die für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen unpraktisch sind. Hinzu kämen Mehrkosten von zehn bis zwanzig Prozent. «Verhandlungen, Informationsveranstaltungen oder gar Gerichtsverfahren brauchen Zeit und Geduld.» Wichtig sei es, Betroffene früh in die Prozesse einzubeziehen, so Klingel.
Böden nicht verdichten
Auch auf dem Land sieht Florian Klingel Handlungsbedarf. Er rief die Anwesenden auf, sich aktiv dafür einzusetzen, dass «Moore wieder Moore sein dürfen», denn diese seien überaus wichtig für die Biodiversität und die CO2- und Wasserspeicherung. «Bäche sollen nie wieder begradigt werden und in der Landwirtschaft ist darauf zu achten, dass Böden nicht verdichtet werden», fuhr Klingel fort.