Bio Grischun hat zwei neue Kräfte im Vorstand – Käthi Roffler und Linard Martinelli. Sie wurden an der Generalversammlung, die vor einer Woche in Landquart stattfand, von den zahlreich anwesenden Mitgliedern gewählt. Zuvor hatten Ursula Babst Brunner und Reto Viletta den Rücktritt bekanntgegeben. In ihrem Amt bestätigt wurden die übrigen Vorstandmitglieder Christian Bosshard aus Igis, Gion Franzestg Schaniel aus Tinizong, Peter Wolf aus Buchen sowie Claudio Gregori aus Bergün als Präsident.
Die Qualität von Bio-Produkten hochhalten
Die beiden neuen Vorstandsmitglieder vertreten eine jüngere Generation: Käthi Roffler aus Pany ist Mutter von drei Kindern und bewirtschaftet mit ihrem Mann auf rund 1200 m ü. M. einen Bio-Mutterkuhbetrieb von 37 Hektaren. Die 37-jährige Bäuerin machte ursprünglich eine KV-Lehre und bildete sich zur Immobilienbewirtschafterin weiter. Sie werde sich gerne im Vorstand dafür einsetzen. «Mir ist es unter anderem wichtig, die Qualität von Bio-Produkten hochzuhalten», sagte Roffler.
Linard Martinelli bewirtschaftet in Strada auf 40 Hektaren den elterlichen Bio-Milchwirtschaftsbetrieb, den er kürzlich übernommen hat. Der 35-Jährige ist verheiratet und Vater einer dreijährigen Tochter. Er wolle sich im Vorstand besonders für die wirtschaftliche Bio-Produktion im Berggebiet und Randregionen einsetzen, so Martinelli.
[IMG 2]
Mit viel Herzblut und Ausdauer
Die beiden scheidenden Vorstandsmitglieder, Ursula Bapst Brunner und Reto Viletta, wurden derweil gebührend verabschiedet. Bapst war 2013 in den Bio-Grischun-Vorstand gewählt worden. Die Pflege des Bio-Netzwerks – in und ausserhalb Graubündens – sei ihr immer ein grosses Anliegen gewesen, stellte Vizepräsident Christian Bosshard fest. «Ursula Bapst Brunner hat den Bio-Gedanken mit viel Herzblut und Ausdauer gelebt», sagte er weiter.
Viletta hatte seit 4 Jahren im Vorstand von Bio Grischun gesessen und dabei das Engadin und die Bündner Südtäler vertreten. Die ruhige Arbeitsweise des aktiven Schaf- und Mutterkuhhalters sei im Vorstand sehr geschätzt worden, hielt Bosshard fest.
Zudem wählte die Mitgliederversammlung Käthi Roffler und Linard Martinelli zu Delegierten von Bio Suisse. Dem voraus gegangen waren die Rücktritte von Simon Buchli und Giovanni Bott.
Wo drückt der Schuh am meisten?
Was soll mit der AP30+ erreicht werden? Wo drückt der Schuh im Berggebiet am meisten? Antworten darauf waren an der diesjährigen GV von Bio Grischun nicht von Gastreferenten gefragt, sondern von den versammelten Mitgliedern – in Anwesenheit von Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli. Hier einige Stimmen:
Berg und Tal: Der Unterschied bezüglich Direktzahlungen zwischen Berg und Tal ist beizubehalten.
Betriebsgrösse I: Die Betriebe im Berggebiet werden immer grösser. Ab einer gewissen Grösse sind sie bei einer Generationenübergabe oder ausserfamiliären Hofübergabe nicht mehr finanzierbar.
Betriebsgrösse II: Grosse Betriebe haben viel investiert. Sie sollen nicht mit einer Reduktion der Direktzahlungen «bestraft» werden.
Konsumenten: Die Einkommensschere geht auseinander, der Mittelstand vermag (regionale) Bio-Produkte nicht mehr.
Bürokratie: Die Bürokratie hat überhandgenommen. Gefragt ist Vereinfachung.
Weisungen: Neuerungen von Ämtern müssten besser, durchdachter und planbarer sein.
Milchwirtschaft: Die Milchproduktion im Berggebiet ist sicherzustellen. Auch sollen die Alpen gestärkt werden.
Bodenfruchtbarkeit: Humusaufbau und Kompostierung gestalten sich im Berggebiet viel schwieriger als im Tal.
Man solle nicht in einen Verteilungskampf zwischen Berg und Tal einsteigen, warnte Urs Brändli. «Viel mehr braucht es eine Agrarpolitik, die gute Bedingungen für Markt und Absatz schafft.» Was die Diskussion um die Direktzahlungen betrifft, betonte Laura Spring, Co-Leiterin Politik bei Bio Suisse: «Direktzahlungen sind Entschädigungen für bestimmte Leistungen. Daher dürfen die Bauern ruhig selbstbewusster hinstehen.» Zum Abschluss der Diskussion strich Vorstandsmitglied Peter Wolf die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit von Bio-Betrieben heraus: «Das Einkommen im Berggebiet ist viel zu niedrig.» Praktisch jeder Betrieb sei auf einen Nebenerwerb angewiesen. Daher brauche es unter anderem Leistungen von Bund, Kantonen und Gemeinden. Aber auch eine tragbarere Produktion durch weniger Bürokratie und Anpassungen der Bio-Richtlinien.