Zwei Kälber äugten neugierig auf die Gruppe Menschen, die sich vor ihrem Auslauf versammelt hat. Anlass für die Medienveranstaltung auf dem Betrieb von Jürg Keller im zürcherischen Winterberg war der Spatenstich zum neuen landwirtschaftlichen Erlebnisweg «Farmtrail», der in wenigen Wochen eröffnet wird. 

Auch klimatische Aspekte

Auf einer Strecke von 2,5 Kilometern, die vom Strickhof Lindau bis zum Golfplatz im Weiler Kleinikon bei Winterberg teilweise durch den Wald führt, werden derzeit zwölf verschiedene Posten eingerichtet. Jeder ist einem landwirtschaftlichen Thema gewidmet, von Direktvermarktung über Mais und Food Waste bis zu Photovoltaik. Bei Station 10 zum Beispiel geht es um die standortgerechte Rinderaufzucht. Dazu sind auf der dazugehörenden Tafel einige Informationen zu entnehmen, etwa zur Fütterung sowie klimatischen Aspekten. 

Digitale Ergänzung per App

Doch damit nicht genug: Wer mehr wissen will, gelangt via Handy und der App «Actionbound» zu ausführlicheren Hintergrundinformationen, die interaktiv aufbereitet sind. Dabei werden jeweils zwei verschiedene Zielgruppen angesprochen, Erwachsene sowie Kinder bis elf Jahre. Während Kinder von der Henne «Henna Gluck» spielerisch mit lehrreichen Video-Sequenzen und Spielen durch den Trail begleitet werden, können sich die älteren Teil­neh­mer­(in­nen) vertiefteres Wissen aneignen. Sie erhalten nicht nur Zugang zu weiterführenden Texten und Videos, sondern können auch Fragen zum jeweiligen Thema beantworten. Zudem werden Jung und Alt zu verschiedenen Aktivitäten animiert, wie etwa vierblättrige Kleeblätter zu sammeln oder Geräusche zu erraten.

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Zu klimafreundlichem Handeln anregen

«Ziel ist es, Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Lebensmittelkonsum und Klima zu vermitteln», sagte Michael Wahl, Bereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit am Strickhof. Darüber ­hinaus gehe es darum, die Be­su­cher­(in­nen) zu klimafreundlichem Handeln anzuregen. 

Der «Farmtrail» soll sich nicht nur an ein breites Publikum richten, sondern auch als Muster­klimapfad für Schulen eine Rolle spielen. Zur Trägerschaft des Projektes gehören der Zürcher Bauernverband (ZBV), der Strickhof, das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sowie die Gemeinde Lindau. Finanziert wird der Trail unter anderem vom Kanton ­Zürich. 

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Erinnerung an eine Hungersnot

Peter Reinhard, Alt-Gemeinderat von Lindau, wies darauf hin, dass der Ausgangspunkt für die Entstehung des «Farmtrail» und seine Ausrichtung auf nachhaltigen Konsum weit zurück liegen: 1815 führte ein Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora auch hierzulande zu Missernten und Hungersnot. 

Vor diesem Hintergrund wurde zwei Jahre später bei Winterberg in der Gemeinde Lindau die Armenschule Bläsihof gegründet – die erste landwirtschaftliche Bildungsstätte im Kanton Zürich. Rund 200 Jahre später erfolgte 2017 die Gründung des Vereins Lehrblätz Bläsihof als Brückenschlag zur heutigen Landwirtschaftsschule Strickhof. «Der ‹Farmtrail› ist unter anderem aus der Idee heraus entstanden, den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Klima aufzuzeigen», sagte Reinhard. Daher soll auf dem Bläsihof, der wenige Kilometer vom Erlebnisweg entfernt liegt, ebenfalls eine Tafel errichtet werden, als Hinweis auf seine historische Bedeutung.

Der Farmtrail Lindau wird am 17. Juni eröffnet. Ab 13 Uhr ist ein Programm mit Alphornblaskurs, Spielplatz, Wettbewerb und Verpflegung angesagt. Weitere Informationen: www.farmtrail.ch