Am Freitag, 31. März haben sich die Schweizer Geflügelproduzenten zur Delegiertenversammlung getroffen. Im Aviforum zu Zollikofen waren sie quasi im Epizentrum der Schweizer Geflügelproduktion zu Gast.

Aviforum erhält Baubewilligungen

Aviforum-Direktor Ruedi Zweifel, der im Juli in Pension geht, zeigte sich einleitend erfreut über den Besuch des Verbands, bei dem er seit einigen Jahren Ehrenmitglied ist. Er konnte den SGP-Delegierten gute Nachrichten überbringen. Einerseits konnte Zweifel die Baubewilligung für zwei Ersatzneubauten vermelden. Der Aufzucht- und der Legestall aus den 1960-er Jahren werden zurückgebaut und es entstehen zwei neue Ställe nach neusten Anforderungen.

Sehr zufrieden ist Zweifel auch mit der Möglichkeit, die im Aviforum produzierten Eier künftig als Bioware zu vermarkten. Er verwies auf die Ausnahmebewilligung des Bundes, wonach Versuchsanstalten auf Gesamtbetrieblichkeit verzichten können. Am Aviforum gibt es sowohl konventionelle, als auch Biohennen. Derzeit stehe man in Verhandlungen mit Bio Suisse. Diese werden darüber entscheiden, ob die Aviforum-Bioeier mit Knospe ins Regal kommen.

Krieg und Klima haben beschäftigt

Präsident Adrian Waldvogel aus Stetten SH warf in seinem ausführlichen Jahresbericht einen Blick zurück auf 2022 und einige Herausforderungen für den «drittwichtigsten Nutztiersektor» des Landes. Krieg und Pandemie hätten die Verletzlichkeit der internationalen Lieferketten gezeigt.

Beschäftigt hat die Geflügelhalter auch die Klimathematik. Aussentemperaturen über 30 Grad bringen laut Waldvogel oft Innentemperaturen deutlich über dem Sollwert. «Aus den Pouletbetrieben sind aber trotz lang anhaltenden heissen Temperaturen keine Problemmeldungen wegen Hitze gekommen», sagte der Präsident. Andere Jahre habe es mit schwüler Luft nach Regen mehr Probleme gegeben.

Er warf auch einen kurzen Blick zurück auf die MTI-Abstimmungskampagnen. Hier sei es zunächst verdächtig ruhig geblieben, so Waldvogel, «nach den ersten Medienkonferenzen gings aber richtig los». Auch er selber kam in den Fokus der Medien und stand für einen Artikel des Blick zur Verfügung.  

Viele Medienschaffende seien ohne grosse Ahnung von Hühnerhaltung ins Thema geraten. Da habe er einige lustige Erlebnisse gehabt, sagte der Schaffhauser. Er bedankte sich für die grosse Unterstützung von Seiten Bauernverband und Aviforum. Ebenso lobend äusserte er sich über Bell Geflügel: «Die hatten immer einen frisch eingestreuten Stall in der gewünschten Region parat für Medientermine». Es gab laut Waldvogel auch das Gegenteil, nämlich Integrationen, die keine Ställe zur Besichtigung liefern konnten oder den Produzenten gar solche Auftritte verboten.

Es mangelt an neuen Ställen

Der Markt entwickelt sich weiter erfreulich. Die Produktionsmenge ist erneut angestiegen, und zwar von 153’626 auf 156’904 t. Trotzdem war der Inlandanteil leicht rückläufig, er sank von 66,76 auf 66,33 Prozent. «Leider können wir die gewünschte Marktmenge Schweizer Geflügelfleisch nicht liefern», bemängelte Adrian Waldvogel. Derweil stiegen die Importe weiter an, da Poulet mit 14,99 kg Pro-Kopf-Konsum (+1,4 %) seine Rolle als zweitpopulärstes Fleisch (nach Schwein) noch konsolidieren konnte.

Die Bestände würden nicht nur durch normale Fluktuation reduziert, sondern es mangle auch an neuen Ställen. Viele Projekte seien auf Eis gelegt, nicht zuletzt wegen ständig wachsender ökologischer Anforderungen an die Produktion – Stichwort Absenkpfade. Aber auch die stark gestiegenen Baukosten und raumplanerische Hindernisse sorgten für Zurückhaltung bei möglichen Neuproduzenten. «Das ist erklärbar, aber wir brauchen in naher Zukunft die Stallfläche», sagte Waldvogel. Zudem stellten sich beim Generationenwechsel auf den Betrieben viele Junge die Frage, ob sie noch in der Pouletproduktion verbleiben wollten.

Ein Baum vom SBV

Neu in den Vorstand gewählt wurde Peter Liniger aus dem freiburgischen Courlevon. Er ersetzt Corinne Gygax aus Grünenmatt im Emmental, die aber weiterhin das Verbandssekretariat betreut.

Im Anschluss an den traktandarischen Teil pflanzten die Präsidenten von SGP, Gallo Suisse und der Micarna-Pouletproduzenten gemeinsam einen Baum, der ihnen vom SBV zu dessen 125-Jahr-Jubiläum geschenkt hat. Michel Darbellay bedankte sich bei der Geflügelbranche für den wichtigen Beitrag zur MTI-Kampagne und kann sich freuen, dass der Mitgliederbeitrag des SGP dank gesteigerter Produktionsmenge auf gut 103'000 Franken angestiegen ist.