Ein wichtiger Betriebszweig für den viehlosen Biohof der Familie Hut im thurgauischen Bürglen ist seit 2005 die Produktion von Chicorée. Die zirka 15 cm langen und 3 bis 5 cm dicken Wurzeln für dieses Wintergemüse pflanzen sie auf einer Fläche von einer Hektare an. Wenn sie im Herbst die Wurzeln ernten, gedeihen diese während der Wintersaison in einer Erdkultur in der Treiberei zu Chicoréezapfen.

Nachhaltiger Anbau

Durch den Verzicht auf die Wassertreiberei für die Produktion der Chicoréezapfen fällt für die Familie Hut mehr Arbeitsaufwand an. Auch bei der Erde, welche sie in der Treiberei einsetzen, wird auf Ökologie und Nachhaltigkeit geachtet. Sie beziehen diese von einer Biogärtnerei aus dem Oberthurgau. Für den vitamin- und mineralstoffreichen Chicorée sind das ganze Jahr über zahlreiche Arbeitsgänge und viel Handarbeit nötig.

Beatrice und Hans Jörg Hut führen ihren Biobetrieb als Generationengemeinschaft mit Sohn Jannic. Sie freuen sich, dass ihre Betriebsphilosophie für schonende und nachhaltige Anbaumethoden von ihm mitgetragen wird. Jannic schloss 2015 die Ausbildung zum Landwirt EFZ mit Schwerpunkt Biolandbau ab und ist derzeit in der Weiterbildung an der Betriebsleiterschule. «In den Wintermonaten arbeite ich überwiegend auf dem elterlichen Betrieb mit», sagt Jannic Hut.

Ein vielseitiger Betrieb

Nebst Chicorée baut die Familie Hut zahlreiche Gemüsearten und weitere Kulturen an. «Wir produzieren mit grossem Selbstverständnis nachhaltig und ökologisch, so wie es die Konsumenten fordern», bemerkt Jannic Hut. «Uns ist aber bewusst, dass Bio nicht die Lösung aller Umweltprobleme ist.» Um die einheimische Selbstversorgung möglichst hoch zu halten, brauche es einen Zwischenweg, findet er. Dieser bewege sich zwischen den gesellschaftlichen Forderungen nach Ökologie und dem Leistungsauftrag an die Landwirtschaft der Nahrungsmittelproduktion.

Sein Vater ist überzeugter Biobauer und sagt, dass er sich von der Kritik an der Landwirtschaft in seiner Arbeit und Werthaltung infrage gestellt fühle: «Ich wünschte mir, dass wieder mehr Sachlichkeit in der öffentlichen Diskussion herrscht. Nachhaltigkeit, Ökologie und der Erhalt von gesunden, fruchtbaren Böden, die für kommenden Generationen die Nahrungsmittelproduktion sicherstellen, leiten unsere Arbeit.»

[IMG 2]

Für die Produktion des Chicorées fallen das ganze Jahr über Arbeiten an: Jannic Hut hilft auch beim Rüsten mit. 

Fakten statt Emotionen

Hans Jörg Hut sieht diese Bestrebungen ganz klar als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ­Verantwortung und nicht als einseitige Forderung an die Landwirtschaft. Damit spricht er unter anderem auf die Thematik der privaten Gärten an, in denen teils unkontrollierte Mengen an Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden und Biodiversität Mangelware sei. Jannic Hut räumt ein, dass er sich immer wieder Gedanken über die öffentliche Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Bevölkerung mache. «Es ist nötig, Missverständnisse auszuräumen und mit Fakten und Argumenten statt Emotionen die Konsumenten abzuholen», sagt er.

Übernahme in naher Zukunft

Familie Hut baut Kulturen an, die arbeitsintensiv sind. Sie setzen aus Überzeugung nur wenig Pflanzenschutzmittel ein. Bei den Kohlarten decken sie die Kulturen mit Schutznetzen ab oder sie setzen im Obstbau zur Schädlingsbekämpfung auf die Verwirrungstechnik. Hans Jörg und Beatrice Hut sind froh, dass sie die meisten Produkte direktvermarkten können und nur wenig über den Detailhandel absetzen. «Durch Direktvermarktung erfahren wir eine unmittelbare Bestätigung für unsere geleistete Arbeit und können praktisch alles ohne Verluste absetzen», sagt Hans Jörg Hut.

Hoffen auf betriebliche Perspektiven

Jannic Hut arbeitet derzeit im Frühjahr und Sommer auch noch auswärts in einem Gartenbauunternehmen. «Ich möchte gerne, wenn für meine Eltern der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den Betrieb übernehmen und weiterführen. Es gibt für mich nichts Schöneres, als etwas anzusäen und zu ernten.» Ihn motiviert, dass es für alles, was der Betrieb produziert, eine Nachfrage am Markt gibt. So hoffen er und seine Eltern, dass diese betrieblichen Perspektiven für eine nächste Bauerngeneration erhalten bleiben und nicht durch weitere Einschränkungen und Auflagen an Pflanzenschutz und Ökologie erschwert oder gar verunmöglicht werden.