Die Schweizer Hofläden kämpfen mit den hohen Kosten und Lieferengpässen. Die Direktvermarktung ist grundsätzlich anspruchsvoll: Die Bäuerinnen und Bauern müssen ihre Preise ständig mit dem Detailhandel, der Konkurrenz, dem Kundenpotenzial und den regionalen Gegebenheiten vergleichen und kalkulieren. Durch die Teuerung gilt es, die Preise neu zu kalkulieren und anzupassen.

Die Produkte werden teurer

Aufgrund der Preisanstiege bei Verpackungsmaterialien wie Glas und Karton war die Jucker Farm, die insgesamt vier Hofläden im Kanton Zürich führt, gezwungen ihre Preise zu erhöhen. Die Kundinnen und Kunden hätten aber grösstenteils verständnisvoll reagiert, da es schliesslich ein globales Problem sei, wie Nadine Gloor, Marketing- und Kommunikationsverantwortliche der Jucker Farm, sagt. «Natürlich gab es auch negatives Feedback, aber das ist immer so, wenn es um den Preis geht», so Nadine Gloor.

Auch Christine Burren, die mit ihrem Mann Tobias Burren den Hofladen Burehofmärit in Liebewil BE führt, musste Preiserhöhungen vornehmen: «Beim gesamten Backwaren-Sortiment haben wir vor zwei Monaten die Preise angehoben. Auch die Konfitüre wurde teurer», meint Christine Burren.

Fritz Lehmann vom Schache Märit in Lyssach BE musste aufgrund der Preisanstiege der Lieferanten ebenfalls die meisten Preise seiner Produkte erhöhen. «Die Verpackung ist ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Bestandteil», sagt Fritz Lehmann.

Kunden mündlich informieren

Der Schweizer Bauernverband (SBV) bestätigt die Beobachtungen der Hofläden. Gemäss SBV-Mediensprecherin Sandra Helfenstein habe sich ein Konfiglas (288ml mit Deckel) im Einkauf zwischen 2020 und 2022 um 22 Prozent verteuert.

Die Direktvermarkterinnen und -vermarkter hätten aber den Vorteil, dass sie die Preisgestaltung viel stärker selbst in der Hand haben: «Sie können die Verkaufspreise erhöhen und die Kunden mündlich oder mit einer Tafel über die Gründe informieren. Letzteres ist sicher hilfreich, denn ein Teil der Kundschaft ist auch in der Direktvermarktung preissensibel», sagt Sandra Helfenstein.

Grosser Bedarf an Planung

Nicht nur die höheren Preise, sondern auch die Lieferverzögerungen bei den Verpackungsmaterialien beeinflussen die Hofläden. «Wir müssen viel früher mit der Planung beginnen, können nicht mehr gleich flexibel arbeiten und müssen Verzögerungen einrechnen», erklärt Nadine Gloor. Schlussendlich könne die Jucker Farm nichts daran ändern und sie müsse sich der Situation anpassen: «Wir arbeiten zum Glück mit zuverlässigen langjährigen Partnern zusammen. Das hilft uns. »

Christine Burren wurde bisher von Engpässen bei Gläsern und Glasflaschen verschont, da sie gerade zur rechten Zeit ganze Pallets auf Vorrat bestellt hatte. «Bald müssen wir nachbestellen. Ich kann mir vorstellen, dass es einen Lieferverzug gibt», erzählt die gelernte Köchin. Dafür spürte sie Verzögerungen bei Geschenkverpackungen wie Körben und Taschen: «Da müssen wir schon schauen, wo welche zu welchem Preis verfügbar sind», so

[IMG 2]

Steigende Tendenz im Sommer
Auch andere Schweizer Unternehmen haben mit der Teuerung zu kämpfen. Bereits in Bierbrauereien machten sich im Frühling Engpässe und Lieferverzögerungen bemerkbar. Diese Tendenz könnte sich im Sommer verschlimmern, aufgrund des Nachholbedarfs der Konsumentinnen und Konsumenten nach Corona und dem einladenden Wetter im Sommer. Zusätzlich seien auch hier die Preise für Glasflaschen und andere Gebinde gestiegen. Schweizer Brauereien reagierten darauf mit dem Füllen der Lager, wie foodaktuell im Mai berichtete.