Vor Kriegsbeginn war die Ukraine für die internationale Getreideversorgung ein Schwergewicht. 45 Millionen Tonnen Getreide exportierte die Ukraine pro Jahr. Am 24. Februar änderte sich dies: Seit dem Beginn des russischen Angriffs waren Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen blockiert, wie «Tamedia» berichtet. In der Folge explodierten die Preise und drohten in Ländern Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens Hungersnöte auszulösen. Nach der monatelangen Blockade der Häfen gelang es der Türkei und den Vereinten Nationen, zu vermitteln.

Russland kritisierte den Deal

So unterzeichneten die Kriegsparteien am 22. Juli unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen, das von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine ermöglichte. Der Deal sollte bis zum 18. November gelten, hätte aber – wenn keine Seite widersprochen hätte – nach UN-Angaben automatisch verlängert werden können. Offenbar hatte Russland den Deal immer wieder kritisiert, weil es sich bei den Getreideexporten ausgebremst sieht.

Angriffe aus Luft und Meer

Am Samstag hat Russland das Abkommen nun offiziell gekündigt. Das russische Aussenministerium stellte die Behauptung auf, die ukrainischen Streitkräfte hätten unter Missbrauch des humanitären Korridors für die Getreideausfuhren per Schiff Angriffe aus der Luft und vom Meer aus gegen die russische Flotte verübt. Im Zusammenhang mit diesen Attacken könne die russische Seite die Sicherheit der zivilen Getreideschiffe nicht mehr gewährleisten, teilte das Ministerium mit. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski fordert nun eine scharfe Reaktion der Vereinten Nationen und der G20-Staaten auf die Aufkündigung des Getreideabkommens.

Russland provoziere bewusst eine Hungerkrise

Russland verursache mit diesem Schritt Hungersnöte in armen Ländern, sagte Selenski. «Algerien, Ägypten, Jemen, Bangladesch, Vietnam – diese und andere Länder könnten unter einer weiteren Verschärfung der Nahrungsmittelkrise leiden, die Russland bewusst provoziert», so der ukrainische Präsident.

Moskau blockiere unter einem Vorwand die Transporte, welche für Millionen von Menschen die Lebensmittelsicherheit bedeuten. Die Vereinbarung wieder versuchen aufzugreifen, sei eine Zeitverschwendung, so die Ukraine. Denn neben der Getreideblockade würden atomare Erpressung und Energieterror ausgeübt. Der Kremlchef nutze in seinem hybriden Krieg auch Nahrungsmittel als eine Waffe gegen die Welt.