Ähnlich wie Kleinbrauereien produziert das Unternehmen Koch und Gsell ihre «Heimat»-Zigaretten in kleinen Mengen – dafür regional. (Bilder nb)PflanzenbauSo wird die Hanf-Zigi gemachtSamstag, 22. Juli 2017 Die «Heimat»-Zigaretten mit einer Mischung aus Schweizer Hanf und Tabak waren zu Beginn innert kürzester Zeit ausverkauft. Später folgten innovative Zigaretten nur aus Hanf. Doch das ist Jahre her und in den letzten drei Jahren hatte das Start-up Koch & Gsell aus Steinach SG zu kämpfen. Nun müsse man wegen fehlender Liquidität und des Verlusts der Tabaklizenz Insolvenz anmelden, heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Den halben Umsatz verloren

2020 hatte Gsell & Koch einen Nachlassvertrag abgeschlossen, welche der Schuldensanierung dienen sollte. Allerdings seien in der Folge praktisch sämtliche Gewinne in die Rückzahlung der Schulden geflossen, wodurch nichts mehr übrig blieb für Marketing und Verkauf. Die Mischung aus negativem Firmenimage (wegen Schulden), dem Ende des Hanfhypes, Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und Inflation führten dazu, dass Koch & Gsell sich finanziell nicht erholen konnte.

Es fanden sich auch keine Investoren, was das Start-up unter anderem auf den Zusammenbruch sämtlicher Cannabis-Titel an der kanadischen Börse zurückführt.

Keine Betriebsbewilligung – «Genickbruch»

AboDer Tabakanbau ist in der Schweiz weiter rückläufig. Erntereife Blätter bei Patrick Egli in Geuensee LU. Swiss TabacDie Verwertung von Schweizer Tabak bleibt gesichertMontag, 11. Juli 2022 Aus Geldmangel konnte Koch & Gsell am Ende die Bürgschaft für die Tabak-Betriebssteuer nicht mehr bezahlen. «Das war für uns der Genickbruch», sagt Geschäftsführer und Inhaber Roger Koch. Auf den Verlust der Tabaklizenz können man nur mit Anmeldung der Insolvenz reagieren. «Wir haben nach weiteren Umsatzrückgängen keine Chance, die Schulden aus der Nachlassstundung und die laufenden Kosten zu decken», so Koch.  

Weiter nur mit Hanf

In den letzten drei Jahren habe Koch & Gsell ausschliesslich neue Hanfprodukte für Nichtraucher entwickelt, heisst es in der Mitteilung weiter. So kamen etwa zwei Teelinien und ein Hanfeistee in den Verkauf, die allerdings wegen mangelnder Finanzkraft nicht angemessen hätten vermarktet werden können.

Die Zigaretten aus purem Hanf waren 2019 eine technische Innovation von Koch & Gsell, denn Hanf lasse sich wegen des enthaltenen Harzes nicht wie Tabak verarbeiten. Das Verfahren steht unter Patentschutz. Auch mit dem biologisch abbaubaren Filter aus Cellulose ging das St. Galler Unternehmen neue Wege.

«Wir haben enormes Know-How, Wissen, Rezepte und ein Patent, das weltweit eingetragen ist», erklärt Roger Koch. «Damit müsste sich eigentlich schon etwas machen lassen.» Das Team sei bereit zum Weitermachen, doch für eine Anschlusslösung braucht das Start-up wiederum Kapital.

«Es tut mir extrem leid»

Als erstes gelte es aber, die Insolvenz zu bewältigen. Für Roger Koch ist das keine einfache Aufgabe, wie in der Mitteilung zum Ausdruck kommt: «Es tut mir extrem leid für alle Gläubiger, die uns derart geholfen haben und nun leer ausgehen.» Man habe alles versucht, aber letztlich habe es nicht gereicht.