Aldi Suisse gab die Preissenkung beim Brot letzte Woche bekannt. Die beiden Grossverteiler reagierten sofort und zogen mit Preissenkungen auf Brot nach. Dies wiederum brachte den Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) auf den Plan.

FMS hat bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine umfassende Untersuchung der Marktverhältnisse eingefordert, betreffend die neuen Hinweise auf wettbewerbswidrige Absprachen und missbräuchliche Verhaltensweisen im Brotmarkt. Ziel ist, die Missstände mittels Sektoruntersuchung im Getreide-, Mühlen- und Backwarenmarkt zu beenden.

Aldi Suisse nimmt Stellung

Die Bauernzeitung hat mit Jérôme Meyer, Country Managing Director bei Aldi Suisse, gesprochen. Er erklärt, dass er einer Überprüfung durch die WEKO gelassen entgegensehen könne; auch das günstigste Brot von Aldi Suisse werde mit Schweizermehl in der Schweiz gebacken. Der Verkauf erfolge nicht unter dem Gestehungspreis; die tiefen Preise seien durch das konzentrierte Sortiment, die günstigen Strukturen und die schlanken Abläufe in seiner Firma möglich. Die Kosten gingen nicht zulasten der Produzenten, sondern würden vollumfänglich von Aldi Suisse getragen. Er betont, dass Aldi Suisse ein verlässlicher Partner der Landwirtschaft sei und, wenn immer möglich, Schweizer Agrarprodukte verkaufe. Durch die Preissenkungen von Aldi Suisse werde der Einkaufstourismus ins nahe Ausland gebremst, was beim Fleisch seit Herbst 2024 offensichtlich wirkungsvoll sei.[IMG 2]

Grossverteiler äussern sich

Die beiden Grossverteiler beantworteten unsere Fragen ähnlich: Der Einschätzung der WEKO sehen sie ruhig entgegen. Coop betont, dass die Preissenkungen bei zwei von über hundert Brotsorten nur einen sehr kleinen Teil des Vollsortiments betreffen. Die Kosten dieser Preissenkungen würden vollumfänglich von Coop getragen und gingen nicht zulasten der Produzenten. Die Grossverteiler teilen auch mit, dass sie faire und marktgerechte Produzentenpreise bezahlen würden. Die Migros weist die Vorwürfe von FMS, soweit sie sich auf die Migros beziehen, klar zurück und erachtet sie als unbegründet. «Wir warten gelassen auf eine allfällige Einschätzung der Weko.»

FMS sieht die Preissenkungen durch die zwei Grossverteiler als nicht marktbedingt an, sondern als strategisch koordinierte Aktion, als Reaktion auf die Billigpreise von Aldi Suisse; das komme einem kartellähnlichen Vorgehen gleich. Und solche Praktiken gehen letztlich immer zulasten der Urproduzenten.

Gleiches Thema beim Fleisch

Aldi Suisse senkt auch die Preise von verschiedenen edlen Frischfleischprodukten um bis zu 30 %. Die entsprechende Medienmitteilung wurde diese Woche verschickt. «Unsere Preissenkungen im vergangenen Herbst haben gezeigt, wie gross die Nachfrage nach hochwertigem, bezahlbarem Frischfleisch ist. Deshalb senken wir erneut unsere Preise um bis zu 30 Prozent», so Jérôme Meyer. Die Aktionen würden von Aldi Suisse selbst getragen – auch hier ohne Auswirkungen auf die Produzentenpreise. Migros und Coop schreiben beide, dass sie die Marktentwicklung genau beobachten, und dass sie heute schon viele Produkte zu Tiefpreisen anbieten würden.