Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und am Schluss noch die Kalte Sophie – oder ein wundertätiger Bischof, ein dem Namen nach alles beherrschender Märtyrer, ein weiterer Bischof, der angeblich mit einem Holzschuh erschlagen worden ist, ein aus Empathie christlich getaufter, der wegen seines neuen Glaubens grausam hingerichtet wurde und eine Märtyrerin, deren Reliquien in verschiedenen Ländern verteilt wurden – das sind die Eisheiligen. Und mit Frost haben sie wenig zu tun.

Verheerende Frühjahrsfröste

Temperaturen unter Null Grad treffen die Kulturen in einem empfindlichen Moment. Denn zu dieser Zeit öffnen Obstbäume ihre Blüten und Weinreben beginnen auszutreiben. Daher rührt wahrscheinlich der Versuch, die Gefahr in eine Regel zu fassen – wer vorgewarnt ist, kann seine Kulturen vor der Kälte schützen. 

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Je nach Entwicklungsstadium sind die Blüten an Obstbäumen unterschiedlich kälteempfindlich. Die Knospen an Apfelbäumen beispielsweise überstehen bis 4 Grad unter Null, geöffnete Blüten oder Jungfrüchte jeweils noch minus 2 Grad. (Bild Pixabay)

Statistik im Mittelalter

Gemäss dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz kommt die Überlieferung, dass gerade Mitte Mai häufig kalte Luft in unsere Breitengrade vorstiess, aus dem Mittelalter. Die Regeln von damals, dass vom 11. Mai (Mamertus) bis zum Namenstag der Kalten Sophie am 15. Mai die Gefahr für Spätfrost besonders gross ist, das ist aus zwei Gründen falsch:

1. Es ist das falsche Datum

Bei der Diskussion um die Eisheiligen vom 11. bis zum 15.Mai geht oft die gregorianische Kalenderreform vergesssen. Dabei wurde im 16. Jahrhundert von Papst Gregor XIII. der Kalender so angepasst, dass die Zählung dem Sonnenjahr entspricht. Dabei liess man 10 Tage ausfallen und änderte die Regeln für Schaltjahre.  

Somit fiele der Beginn der Eisheiligen eigentlich auf den 19. Mai, die Kalte Sophie auf den 23. Mai, hat Meteo Schweiz berechnet.

2. Keine spezielle Häufung 

Die längste Aufzeichnung der Temperatur direkt über dem Boden für die Schweiz geht bis ins Jahr 1965 zurück und wurde in Payerne VD erstellt. Regelmässiger Bodenfrost gibt es diesen Zahlen zufolge nur bis Mitte April. Vom 1. bis 25. Mai beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür noch etwa 10 Prozent.

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Häufigkeit von Bodenfrost im April und Mai zwischen 1965 und 2019, analysiert für die Messreihe Payerne (490 m ü. M.). (Grafik Meteo Schweiz)

Gemäss Meteo Schweiz zeigt sich weder in dieser langjährigen Messreihe in Payerne noch in kleineren Datensätzen eine Häufung von Frosttagen zu den Eisheiligen vom 19. bis am 23. Mai. «Es lässt sich also festhalten, dass die Eisheiligen, verstanden als besondere Phase im Mai mit gehäuftem Auftreten von Bodenfrost, in der Schweiz nicht feststellbar sind», schreibt Meteo Schweiz.

 

Frost im Mai gibt es schon

Auch wenn er sich anscheinend nicht an Regeln hält, tritt Spätfrost im Mai durchaus auf. Gemäss Meteo Schweiz gibt es im Wonnemonat an mindestens ein bis zwei Tagen Bodenfrost. In durchschnittlich knapp der Hälfte der Jahre gibt es mehr als zweimal Maifrost. 

Für die kommenden Tage meldet SRF-Meteo kühle Temperaturen, morgens bis Freitag im einstelligen Bereich. Punktuell sei Bodenfrost bis am Freitagmorgen möglich, dichtere Wolken und Bise sollen eine allzu starke Abkühlung aber verhindern.