Susanne muss schmunzeln. Gerade hat sie etwas gesehen, das sie an alte Zeiten erinnert hat. Ja, jetzt kann sie darüber lachen. Doch damals fand sie es gar nicht lustig. Sie weiss noch ganz genau, wie sie voller Freude und Tatendrang zu ihrem Freund Simon auf den Landwirtschaftsbetrieb gezogen war. Susanne übernahm den Haushalt und half auf dem Betrieb mit, wenn sie frei hatte. Ihre Anstellung im Büro hatte sie beibehalten. Dann wurde sie schwanger und Ronja, ihre erste Tochter, kam zur Welt. Susanne arbeitete nun noch Teilzeit, doch als die zweite Tochter Laura zur Welt kam, hörte sie auf auswärts zu arbeiten. Sie kümmerte sich um die Kinder, den Haushalt, begann zu gärtnern und half Simon weiterhin auf dem Betrieb. Doch wenn sie selbst einmal Hilfe benötigte, hatte ihr Mann kaum Zeit.

Trotz Familie stand Susanne doch alleine da

Susanne ärgerte sich mehr und mehr über ihn. Sie hatte den Eindruck, dass er sich immer nur um den Betrieb kümmerte. Auch am Wochenende hatte er kaum Zeit für sie und die Familie. Sie konnte es kaum glauben. Jetzt hatte sie einen Mann und zwei Kinder, und trotzdem stand sie alleine da. Ihre Nerven lagen blank. Zudem stellte sie dieses Phänomen nicht nur bei Simon fest. Auch sonst, in der Familie und im Verein hatte sie zunehmend das Gefühl, dass sie die Arbeit machte. Niemand wollte ihr helfen. Dabei half sie, wo immer sie konnte: im Büro, im Stall, draussen auf dem Feld oder im Verein.

Es ist wichtig sich zunächst um sich selbst zu kümmern

Zu jeder Zeit legte Susanne mit Hand an, und stand mit gutem Rat zur Seite. Selbstverständlich stellte sie ihre Bedürfnisse hinten an, und sorgte sich erst einmal um die anderen: Simon, die Kinder, den Haushalt, den Betrieb, etc. Erst danach dachte sie an sich. Sie glaubte, alles richtig zu machen. Doch statt Lob und Anerkennung erntete sie Kritik und Vorwürfe. Heute macht es Susanne anders. Zunächst kümmert sie sich um sich, und danach um die anderen. Sie hat gelernt, dass es nichts nützt, wenn sie immer erst den anderen hilft oder Ratschläge gibt. Zudem kam sie selbst immer unter Zeitdruck. Denn sie löste die Probleme der anderen, doch ihre eigenen Probleme waren dann immer noch da. Diese wollte niemand für sie lösen. Susanne musste lernen, sich an die erste Stelle zu setzen. Sie lernte weiterhin, dass es den anderen nur gut geht, wenn es ihr selbst gut geht. Seither geht Susanne freier und zufriedener durchs Leben.

Eine Veränderung der Reihenfolge hat allen geholfen

Auch heute hilft sie noch ihrem Mann und den Kindern, kümmert sich um den Haushalt und den Verein. Allerdings hat sie die Reihenfolge geändert. Erst sorgt Susanne für sich und erledigt ihre eigenen Dinge bevor sie anderen hilft. Nun hat sie ihre Angelegenheiten im Griff, hat genügend Zeit für Pausen und Freizeit und vor allen Dingen schätzen es die anderen nun, wenn sie ihnen hilft.