Vor der Haustüre stehen ein Schlitten mit Babysack, ein Kinderwagen, ein Bob, Kinderskis… Nicht nur Zeichen einer Familie mit kleinen Kindern, sondern auch einer Familie, die gerne sportlich unterwegs ist. Und beim Sport haben sie sich auch kennengelernt, Bianca Reinhard und ihr Mann Martin. Beide Eishockey-Fans, beide aktiv in einer Plauschmannschaft – sie in Lyss im Seeland, wo sie aufgewachsen ist, er in Grasswil im Oberaargau. Und bei einem Turnier in der Ostschweiz, wo ihre beiden Mannschaften gegeneinander antraten, lernten sie sich kennen.
Immer wieder weiterbilden
Bianca Reinhard ist nicht auf einem Bauernbetrieb gross geworden, aber sie war als Kind oft in den Reben, half beim Traubenlesen. Sie absolvierte die kaufmännische Ausbildung und anschliessend die Ausbildung zur Kleinkinderzieherin (heute FaBe-Kinderbetreuung). Sie arbeitete im sozialpädagogischen Bereich, und als sie mit dem ersten Kind schwanger war, suchte sie eine Teilzeitstelle.
Die fand sie auch: Beim Trägerverein Kinderhut in Herzogenbuchsee ist sie pädagogische Kita-Leiterin und arbeitet nun 40 Prozent. Töchterchen Elina (3) und den kleinen Nevio (1) kann sie mitnehmen.
Am Waldhof in Langenthal besuchte sie 2011 bis 2013 den offenen Kurs und schloss kürzlich mit dem Bäuerinnenfachausweis ab. «Ich bilde mich gerne weiter», sagt die fröhliche junge Mutter. Die nächste Weiterbildung wird im pädagogischen und im Führungsbereich sein, immerhin hat sie in der Kita 25 Mitarbeiterinnen unter sich. «Das ist eine grosse Verantwortung. Doch es gefällt mir gut, und es ist schön mitzuerleben, wie die Kita wächst.»
Viele verschiedene Aufgaben
Während Elina eifrig Teig knetet, dazwischen dem Mami einen Tee serviert und nachschauen geht, ob Brüderchen Nevio noch schläft, erzählt Bianca Reinhard vom Hof in Seeberg, den sie und ihr Mann vor zwei Jahren von seinen Eltern übernommen haben. Milchwirtschaft mit 23 Milchkühen und Ackerbau sind die Haupterwerbszweige. Dazu kommen 54 Mastschweine, Hühner, der Schwiegervater hält noch zwei Pferde und die Schwiegermutter züchtet Kaninchen. «
Wir wechseln uns mit den Wochenenden im Stall ab», sagt sie und ist dankbar, dass die Schwiegereltern noch so viel mithelfen können und wollen. Sie selber hilft dort, wo es nötig ist, sei es im Stall oder auf dem Feld. Dazu kommen einige Gartenbeete im grossen Gemüsegarten und die Buchhaltung des Betriebs.
Im Moment sind aber die Kinder und der bäuerliche Haushalt ihre Hauptaufgabe neben ihrer Berufstätigkeit. Dazu kommt nun noch der Ausbildungsplatz des Bildungsjahrs Hauswirtschaft, eines Brückenangebots der Berner Landfrauen für Mädchen, die nach der Schule noch keine Lehrstelle haben. Ein junges Mädchen in der Familie zu haben ist wieder eine neue Erfahrung für Reinhards. «Es ist auch eine Entlastung für mich, und wir haben mit Aline wirklich Glück gehabt.»
Verbundenheit mit der Erde
Das Schönste am Leben auf dem Bauernhof findet Bianca Reinhard, etwas Eigenes und rundherum so viel Platz zu haben. «Das ist für uns als Familie eine riesige Bereicherung, und ich geniesse es sehr.» Selber etwas pflanzen zu können und zu schauen, wie es wächst, Tiere zu halten, die Verbundenheit mit der Erde zu spüren » Es bödelet», sagt sie. «Es ist toll, wenn Kinder so aufwachsen können.»
Die 3-jährige Elina hilft schon mit beim Melken, sieht wie Kälbchen geboren werden, geht den Hühnern die Türe aufmachen. «Es ist einfach schön.» Eher belastend findet sie es, als Landwirte nicht in die Zukunft planen zu können. «Wir wissen nicht, was geht. Der Milchpreis steigt und fällt, man weiss nie, was kommt.»
Die sportliche Familie nimmt sich auch Zeit für Ferien. Skifahren im Winter, Ferien am Meer im Sommer. «Das tut uns gut», betont Bianca Reinhard. Dank der Zusammenarbeit mit den Schwiegereltern ist dies möglich. Eishockey ist und bleibt ein Hobby, und das Schwimmen findet heute nicht mehr wie früher im Schwimmverein, sondern beim Badevergnügen mit den Kindern statt. Grosse Träume hat sie im Moment nicht. «Ich lebe gerne im Hier und Jetzt und nehme das Leben so, wie es ist.»
Renate Bigler-Nägeli