Wer heute seinen Milchviehstall umbauen oder neu erstellen will, muss sich gut überlegen, wie dieser später auch aussehen soll. Dabei spielen nicht nur die Kosten, sondern auch die Arbeitserleichterung und das Tierwohl eine grosse Rolle. Bevor überhaupt ein Neubau ins Auge gefasst werden kann, müssen verschiedene Vorabklärungen wie: Baubewilligungen, Geldbeschaffung, Planung usw., getroffen werden.

Neue Richtlinien

An der Baufachtagung von DeLaval vom Mittwoch in Sursee LU wurde aufgezeigt, wo die grössten Hürden sind beim Realisieren eines neuen Stallbaus. Was jedoch früher einmal recht simpel und einfach in Form und Nutzbarkeit gehandhabt wurde, ist heute aufgrund moderner landwirtschaftlicher Richtlinien, Voraussetzungen für die artgerechte Tierhaltung und ökonomischer Bewirtschaftungssystemen weit komplexer als noch vor wenigen Generationen und so braucht es eines, um einen funktionellen und wirtschaftlichen Stall zu erhalten, eine kompetente und kompakte Stallplanung.

Genaues Vorgehen

«Entscheidend beim Bau ist immer das richtige Vorgehen», sagt Lukas Suter, Leiter Planung bei DeLaval. Dabei soll sich die Betriebsleiterfamilie Zeit lassen wie und wo sie Bauen möchten. «Mindestens zwei Jahre dauern die Abklärungen, bis der erste Spatenstich erfolgen kann», hält Suter fest. In dieser Zeit gelte es, verschiedenen Offerten zu prüfen, die Bewilligungen einzuholen und sich mit den Behörden und Gesetzgebungen auseinanderzusetzen. Auch die Abstände zu den Gewässern, dem Wald oder zu den Siedlungen könne ein Bauvorhaben massiv erschweren. Auch die Tragbarkeit müsse noch vor der Planung sichergestellt werden. «Wichtig dabei ist, dass die Offerte genau die ist, welche auch am Bauende noch ihre Gültigkeit hat», sagt Sutter. Denn es sei schon oftmals vorgekommen, dass das Gebäude am Schluss anders ausgesehen hat und die Baukosten massiv angestiegen sind. Wer heute einen Stall bauen will, müsse je nach Tieranzahl und Betriebsform (Silage, Heuraum usw.) um 25 000 bis 35 000 Franken pro GVE-Platz rechnen. DeLaval bietet sogar einen eigenen konzipierten und schlüsselfertigen Normstall (siehe Bild oben) für 53 Kühe an. Dabei wurde grosser Wert auf das Tierwohl und die Optimierung der Betriebsabläufe gelegt. Dieser Normstall kostet 720 000 Franken.

Bewilligungen einholen

Bevor ein Bauprojekt überhaupt realisiert werden kann, sind die vielen Bewilligungen die grössten Hindernisse. Dafür gibt es das schöne Sprichwort: «Wer nicht kennt das Recht, dem ergeht es leider schlecht». Einer, der sich bei den Bewilligungsver-fahren bestens auskennt, ist Clemens Meyer, Agriexpert beim Schweizerischen Bauernverband. «Grundsätzlich ist jede Bautätigkeit bewilligungspflichtig», hält der Fachmann fest. Sogar wenn jemand einen Roboter installiere, oder von Milch- auf Mutterkühe umstelle. «Und eines kann ich sagen: Die Vorschriften werden nicht weniger. Vor allem die Hürde bei den Lärm- und Geruchsemmissionen sind die Schlimmsten», weiss Meyer.

Zuerst abklären

Viele Vorschriften seien je nach Kanton auch sehr unterschiedlich. Einige Ämter können das Bauvorhaben sogar stoppen, wenn in der Nähe des Betriebes noch eine leer stehende Siedlung vom Nachbarn vorhanden sei. «Hier zwingen uns einzelne Kantone zuerst abzuklären, ob man einen Abtausch der zwei Liegenschaften in Betracht ziehen kann», sagt der Fachmann.