«In den letzten Jahren haben digitale Technologien im Feldbau deutlich zugenommen», stellte Bernd Robbert vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) fest. Mit ihnen eröffnen sich neue Chancen, stellen sich jedoch auch Herausforderungen. Um diese genauer zu beleuchten, hatte die Gemüsebauvereinigung Rheintal eine Informationsveranstaltung organisiert, die am Dienstag bei Risch Gemüse in St. Margrethen stattfand.

Höhere Präzision

Automatisierte Lenksysteme nutzen korrigierte Satellitensignale (GPS), um ihre Position im Feld genau zu kennen. «Sie ermöglichen bei der Feldbewirtschaftung eine präzise Spurführung und reduzieren damit Überlappungen und Lücken», so Bernd Robbert. Dies erlaubt eine höhere Präzision bei Aussaat, Pflege, Düngung und Ernte. Mit dem Effekt, dass sich Ressourcen wie etwa Dünger einsparen und Erträge optimieren lassen. Auch die automatische Teilbreitenschaltung (Section Control) etwa bei Sämaschinen, die auf dem Einsatz von Lenksystemen basieren, kommt dem Ruf nach einem nachhaltigen Anbau entgegen.

Dazu kommt, dass sich der Fahrer eines automatisierten Traktors nicht mehr mit Lenken beschäftigen muss, sondern sich auf das Anbaugerät konzentrieren kann.

Kosten und Nutzen abwägen

Als Herausforderung stellte Vivienne Oggier, ebenfalls vom LZSG, die umfangreichen Investitionen in Technologie, Ausrüstung und Software voran. «Ausserdem braucht es ein fundiertes technisches Know-how», sagte die LZSG-Beraterin. Landwirte und Landwirtinnen müssten lernen, mit verschiedenen digitalen Technologien, Software und Datenmanagement-Systemen umzugehen.

Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbands, wies ebenfalls auf die beträchtlichen Investitionen hin, welche der Einsatz einer GPS-Technologie erfordert: Die GPS-Technologie habe ihren Preis. Dabei komme es auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis an: Ein Schweizer Durchschnittsbetrieb könne nicht mit denselben Einsparungen rechnen, wie beispielsweise eine 1000-Hektaren-Farm. Doch auch im Pflanzenbau werde Smart Farming seinen Weg gehen, so Nüesch, das zeige auch die bisherige technische Entwicklung, welche der Landwirtschaft grosse Erleichterungen bringe.

Zwei Traktoren im Einsatz

Gastgeber Armin Risch führt in St. Margrethen in vierter Generation einen Familien-Gemüsebetrieb (12,15 ha) am Alten Rhein, direkt an der österreichischen Grenze. Die Schwemmlandböden und die ausgeglichenen Temperaturen sorgen für optimale Voraussetzungen. Im Einsatz sind zwei Traktoren mit Lenksystemen. «Wir nutzen sie vor allem für die parallele Spurführung auf den Feldern», so der Betriebsleiter. Jeweils Anfang Jahr würden die Kulturen geplant, wobei man auf der einen Seite eines Feldes beginne und parallel anfüge. «Damit lassen sich die Flächen effektiv ausnützen und Leerfelder werden vermieden», erklärte Risch.

AboPflanzenschutzmittel - MitteilungspflichtHält Digiflux, was es verspricht?Freitag, 2. Februar 2024 Er sieht die Digitalisierung jedoch auch kritisch. Dabei nannte er die geplante Webanwendung des Bundes «Digiflux», mit welcher ab 2026 alle Pflanzenschutzmittel-Anwendungen zusätzlich zum Feldkalender parzellenscharf erfasst werden müssten. Dies würde einen massiven administrativen Mehraufwand mit sich bringen, wobei die Kosten auf die Betriebe abgewälzt würden, so Risch.

RTK-Stationen vernetzen

Wer auf Smart Farming setzt, muss mit hohen Kosten rechnen. Teuer sind dabei nicht nur etwa Lenksysteme für Traktoren, die es dazu braucht. Ins Geld geht beispielsweise auch der Zugang zur Technologie, welche eine präzise Positionierung überhaupt ermöglicht: Bei diesem Verfahren handelt es sich um RTK (Real Time Kinematic), welche eine GPS-Genauigkeit von +/–2 cm erlaubt.[IMG 2]

Für solche Signalverbesserungen braucht es jedoch nicht nur geeignete Geräte, dazu kommen auch Abonnementskosten, welche für solche RTK-Services erhoben werden. «Wir wollen eine Alternative mit attraktiven Preisen anbieten», sagte Jean-Philippe Doyen, Co-Gründer von Onocoy. Dabei will das Zuger Start-up den Umstand nutzen, dass es weltweit bereits zahlreiche RTK-Basisstationen gibt. Diese werden beispielsweise von Vermessern, Forschungsinstitutionen oder Landwirten betrieben.

Ziel von Onocoy sei es nun, in den nächsten Jahren weltweit 100'000 Stationen anzubinden. Einzelpersonen können für ein paar hundert Franken eine RTK-Basisstation erwerben und sich anschliessend bei Onocoy registrieren. Dadurch tragen sie zur flächendeckenden Verbreitung des Services bei und erhalten eine Vergütung. Auch Armin Risch hat kürzlich auf dem Dach eine Basisstation installiert. «Diese RTK-Nutzung über eine Mitbeteiligung am Netzwerk könnte für zahlreiche Landwirte interessant sein, sofern sich nach Praxistests in der kommenden Saison die Genauigkeit als ausreichend herausstellt», so Vivienne Oggier vom LZSG.