Hansueli und Sonja Wittwer aus Lyssach BE bewirtschaften 32 Hektaren und haben vor rund einem Jahr die Milchviehhaltung aufgegeben. Nach der Umstellung auf reinen Ackerbau und der damit verbundenen Zunahme der Traktorstunden liessen die beiden einen Traktor mit einer GPS (Global Positioning System)-gesteuerten Lenkautomatik nachrüsten. In Lyssach sind damit drei von elf Betrieben mit GPS-Technik ausgestattet.

Auch eine variable Nutzung ist möglich

Das Lenkrad wurde durch einen Lenkradmotor ersetzt. Auf dem Dach des Traktors befindet sich ein GNSS-Empfänger (Global Navigation Satelite System). In der Kabine wurde ein Monitor installiert, über den die Steuerung erfolgt. Die Lösung ist clever: Der Monitor und der GNSS-Empfänger sind mobil einsetzbar und lassen sich auch im zweiten Traktor des Betriebs nutzen. Das ermöglicht eine variable Nutzung je nach Arbeitseinsatz. Das macht das System nicht nur flexibler, sondern spart auch Kosten.

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Das System erkennt die Feldgrenze automatisch

Zuerst müssen alle Geräte und Felder digital erfasst und mit den entsprechenden Informationen hinterlegt werden. Auf Basis dieser Grunddaten erkennt das System automatisch die Gerätegrösse sowie die exakten Feldgrenzen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Übersicht, präzisere Arbeit, weniger Mittelverbrauch. Das RTK-gestützte (Real Time Kinematic) System ermöglicht eine hohe Präzision mit einer Abweichung von plus/minus zwei Zentimetern. Dies wirkt sich positiv auf viele Arbeitsgänge aus.

Fahrgassen können exakt angelegt, Überlappungen beim Düngen oder Spritzen können reduziert werden. Zudem verbessert sich die Sichtbarkeit bereits bearbeiteter Flächen deutlich. «Auf dem Display sehe ich sofort, wo ich schon war», sagt Hansueli Wittwer.

Pflegearbeiten lassen sich genauer durchführen. Gerade bei den Saatkartoffeln führt die exakte Spurführung zu einem deutlich effizienteren Anbau. «Ich kann mich jetzt ganz auf das Feld und die Maschine konzentrieren, den Rest übernimmt das System», erklärt der Landwirt.

Nachrüsten ist bei fast allen möglich

Wie Ueli Hofer von der Firma Studer AG in Lyssach erläutert, ist ein Nachrüsten bei praktisch allen Traktoren möglich. Die Kosten für ein GPS-gesteuertes Lenksystem bewegen sich zwischen 6000.- bis 25 000.- Franken. Dazu kommen je nach Anbieter jährliche Lizenzgebühren für die RTK-Nutzung von rund 400–700 Franken.

«Marktleader bei satellitengestützten Systemen aller Art ist die Firma Trimble, die seit Jahren GPS-gesteuerte Systeme anbietet», weiss Hofer. In den letzten Jahren seien zunehmend auch Firmen wie CHCNAV aus Asien auf den europäischen Markt gekommen, die ihre Produkte zu deutlich günstigeren Preisen anbieten.

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Auch ohne Internet ist vieles möglich

Systeme, die mit EGNOS-Signalen (European Geostationary Navigation Overlay Service) arbeiten, brauchen keine Internetverbindung, sind aber auch deutlich weniger genau, mit einer Abweichung von 15 bis 20 Zentimetern. Dafür fallen keine Lizenzgebühren an.

Die Kosten belaufen sich beim Beispiel eines Systems der Marke CHCNAV und vom Typ NX510 SE auf rund 6500 Franken. Dazu gehören der Lenkradmotor, der Sensorbox-Lenkwinkel, ein Monitor, GNSS-Empfänger, eine Kamera (z. B. für den Heckanbau zur Geräteüberwachung) plus der Einbau und die Verkabelung. In diesem Fall beträgt die Lizenzgebühr für das RTK-Signal jährlich rund 400 Franken – dazu kommt eine SIM-Karte für rund 180 Franken.