«Die ideale Milchkuh ist für mich braun, mittelgross und produziert viel Milch aus dem Grundfutter», sagte Walter Ruckstuhl. Er führt mit Ehefrau Ramona in Egnach TG einen Milchwirtschaftsbetrieb mit Mostobstanbau. Seine Eltern helfen ebenfalls mit auf dem Betrieb. Ruckstuhl war Mitte August Gastgeber des zweiten Arenenberger Milchviehstamms.
Laufstall mit Tiefboxen und Comfort-Liegematten
Der Grossteil der Milchkühe und das Galtvieh werden im Anbindestall mit Baujahr 1987 gehalten. Hier hat es 26 Kuhplätze. Weitere 15 Plätze gibt es in einem 2020 realisierten Anbau, einem Laufstall mit Tiefboxen. Der Anbau war zuerst für die Rinder und die Galtkühe gedacht. Dies sei dann aber nicht aufgegangen wegen der Erhöhung der Tierzahlen und weil er mehr melken konnte, und so verteilen sich die Milchkühe heute auf den Anbinde- und den Laufstall.
Im Frühjahr baute Walter Ruckstuhl im Anbindestall neue Liegenmatten ein, da die schwarzen Gummimatten in die Jahre gekommen waren. Er entschied sich für die Comfort-Liegematten «Friesian Island». Das System ist in Holland weit verbreitetet, ins Auge stechen die Matten schon aufgrund ihrer Farbe, sie sind nämlich hellgrün. Beim Gang durch den Stall fällt auch auf, dass sie mit bis zu 6 cm deutlich dicker und elastischer sind als die herkömmlichen Gummimatten. «Die Kühe haben die neuen Liegematten sehr gut angenommen», berichtete Ruckstuhl. Die Vorteile der Comfort-Matratze liegen für ihn auf der Hand: mehr Liegezeit, bessere Gelenkgesundheit, weniger Stress und damit Steigerung der Milchproduktion.
Zuerst die eine Stallseite, dann die andere
Die Kosten beziffert Walter Ruckstuhl auf 380 Franken pro Liegeplatz. Nicht eingerechnet sind die Eigenleistungen fürs Entfernen der alten Gummimatten, die Verlängerung des Lagers um 5 cm und den Einbau der neuen Comfort-Matratzen, bestehend aus zwei Schaumstoffschichten. Schwarzgummi -matten seien zwar günstiger, so Ruckstuhl, «aber wir brauchen jetzt viel weniger Stroh». Er ist überzeugt, dass der Systemwechsel sich langfristig finanziell rechnet.
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Ob seine Kühe lieber in den Liegeboxen oder auf den Comfort-Matratzen liegen, könne er nicht sagen, so Walter Ruckstuhl. Gemolken wird im Anbindestall mit Rohrmelkanlage. Wenn eine Stallseite gemolken ist, werden die Kühe in den Laufhof gelassen und die Gruppe aus dem Laufstall in den Anbindestall geholt.
«So erfüllen wir auch gleich das RAUS-Programm im Winter bei diesen Kühen», sagte Walter Ruckstuhl. Für die Jungtiere, die mit 12 Monaten nach Zizers GR auf einen Aufzuchtbetrieb gehen, hat er RAUS nicht mehr angemeldet.
Der Futtermischer bewährt sich
Die Kühe haben keine fixen Plätze im Stall. Das bedinge, dass man jede Kuh kennen müsse, denn das Kraftfutter werde individuell gefüttert, sagte Walter Ruckstuhl. «Meine zweieinhalbjährige Tochter kennt alle Kühe mit Namen. Kraftfutter füttern kann sie aber noch nicht», erzählte er mit einem Schmunzeln.
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Im Stall sind sie meist zu zweit: jemand, der füttert, und jemand, der melkt. «Für uns ist das die günstigste Variante, Milch zu produzieren», so Walter Ruckstuhl, der den Betrieb 2021 von den Eltern übernommen hat. Und er fährt fort: «Einen neuen Stall zu bauen, für gleich viele Kühe und mit gleich viel Boden, machte für mich zum Zeitpunkt der Betriebsübernahme keinen Sinn.»Die Weidemöglichkeiten rund um den Betrieb sind mit 2,5 ha begrenzt. «Ich würde gerne mehr weiden, aber das ist schwierig vereinbar mit intensivem Obstbau», sagte der 33-Jährige. Die Kühe werden während der Vegetationszeit morgens nach dem Melken drei Stunden auf die angrenzenden Wiesen gelassen.
Die Futterration für die Galtkühe besteht aus Ökoheu, Emd und älterem Heu. Für die laktierenden Tiere werden täglich mindestens vier verschiedene Schnitte Dürfutter, Luzerne, Maiswürfel, Eiweisskomponenten (Soja, Maiskleber), Mineralstoff und Salz gemischt. Im Winter wird die Ration mit Futterrüben ergänzt. Alle Komponenten werden im Futtermischer zu einer homogenen Futterration gemischt.
Die Umstellung erfolgte 2019, als Ruckstuhl noch Teilzeit auswärts arbeitete. Er sagt: «Dank des Futtermischers ist die Stallarbeit einfacher geworden. Die Kühe sind schneller satt.»