Der Weg zum Glück führt über seinen Tisch. Ueli Rindlisbacher verbindet jene, die von einem eigenen Hof träumen, mit denen, die einen Hof bewirtschaften und keinen Nachfolger haben. Rindlisbacher führt im aargauischen Bözberg selber einen Betrieb. Gleichzeitig arbeitet er zu 30 % bei der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe, wo er als moderner «Matchmaker», waltet und Hofsuchende mit Hofabtretenden verbindet, sowie die Prozesse rund um die ausserfamiliäre Hofübergabe begleitet.

Wie kam er zur Stiftung und was treibt ihn an? Die BauernZeitung hat mit ihm gesprochen.

Herr Rindlisbacher, wie kamen Sie zur Landwirtschaft?

Ich bin Bauernsohn und wuchs auf einem Betrieb in Unterohringen bei Seuzach, in der Nähe vom städtischen Grossraum Winterthur auf. Wir waren zu Hause drei Bauernbuben, alle mit demselben Wunsch nach einem eigenen Betrieb. Ich absolvierte eine Lehre als Landwirt und ein landwirtschaftliches Studium. Später hatte ich das Glück, dass ich selber, ausserfamiliär, einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen konnte – meine zwei Brüder hatten ebenfalls Glück.

Mit meiner Frau und meinen drei Kindern führe ich also nun einen eigenen Betrieb im aargauischen Bözberg. Es ist ein Biobetrieb mit 30 ha LN und 30 Simmentaler Mutterkühen.

Was treibt Sie bei der Stiftung an?

Wie gesagt, ich durfte selber ausserhalb meiner Familie einen Betrieb übernehmen und ich bin überzeugt vom Konzept der Familienbetriebe, wie wir sie in der Schweiz kennen und ich bin überzeugt, dass man die landwirtschaftlichen Existenzen am Leben erhalten soll. Je mehr Landwirte ein Dorf bewohnen, umso lebendiger wird es. «Wir wollen Nachbaren und keine Hektaren», lautet diesbezüglich ein französisches Sprichwort.

«Lieber Nachbaren statt Hektaren.»

Ueli Rindlisbacher, setzt sich dafür ein, dass Betriebe bestehen bleiben.

Gefällt Ihnen ihre Arbeit?

Ja, mir gefällt, dass ich etwas dazu beitrage, dass die Betriebe erhalten bleiben. Es ist auch spannend, die Lebensgeschichte der Familien und der jeweiligen Betriebe kennenzulernen.

Wie läuft eine typische Hofübergabe bei Ihnen ab?

AboSandra Graf und Matthias Kern (mit Katze) pachteten 2024 den Landwirtschaftsbetrieb «Hof Langenegg» von Hansueli Zähner (rechts). Kern und Zähner lernten sich über die Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe kennen. Neustart ausserhalb der FamilieHansueli Zähner hat in Matthias Kern seinen Hofnachfolger gefundenDienstag, 14. Januar 2025 Bei uns läuft jeder Fall etwas anders ab. In der Regel kommen wir zuerst für ein Erstgespräch auf den Hof vorbei. Anschliessend vermitteln wir Interessenten. Das heisst, wir verschicken jeweils eine Auswahl an Dossiers an den Hofabtretenden. Dieser schaut sie durch und nimmt selbständig bei Interesse mit den Hofsuchenden Kontakt auf und lernt sie kennen.

Wie geht es weiter?

Uns ist es wichtig, sowohl Abtretende und Hofsuchende nach ihrem individuellen Bedürfnis zu begleiten und zu unterstützen. Das kann bedeuten, dass wenn sich zwei Parteien gefunden haben, ein Zweitgespräch folgt. Anschliessend kommen die Vertragsausarbeitungen zur Hofübernahme.

Und dann? Gibt es Folgegespräche?

Nicht systematisch. Aber wenn man es wünscht, dann bieten wir Folgegespräche. Das kann hilfreich sein, wenn zum Beispiel nach der Übernahme Differenzen oder Probleme zwischen den Parteien auftreten. In solchen Fällen bieten wir an, dass vorbeikommen und die Sachen besprechen. Das geschieht am besten so früh wie möglich.

Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit die Hofübergabe, ausserhalb der Familie gelingt?

Es braucht von beiden Seiten Kompromissbereitschaft, Grosszügigkeit und eine grundsätzliche Sympathie zwischen den Parteien. Diese sollten sich auch über die weitere betriebliche Entwicklung, zumindest im Grundsatz, einig sein. Das kann zum Beispiel sein, dass es wichtig ist, dass einer melkt oder den Betrieb nach gewissen Standards bewirtschaftet. Im Grossen und Ganzen muss es einfach zusammenpassen und die Kommunikation muss gerade am Anfangs stimmen. Die Parteien sollen keine stillen Erwartungen zu bestimmten Aspekten der Übergabe haben – es muss alles auf den Tisch.

Welche Ratschläge können Sie Hofabtretern und Hofsuchenden mitgeben?

Für die Hofabtretenden: Das Loslassen früh üben und sich früh mit dem Thema der ausserfamiliären Hofübergabe auseinandersetzen.

Für die Hofsuchenden: Machen Sie eine gute Ausbildung, sammeln Sie Erfahrungen und fangen Sie früh an zu sparen. Landwirtschaftliche Betreibe kosten Geld. Zu guter Letzt; bleiben sie realistisch. Bei der Hofsuche läuft es ähnlich wie bei der Partnersuche. Eine reiche, schöne und gescheite Frau, die auf einen wartet, sowas gibt es selten.

[IMG 2]

Für Interessenten

Für Landwirtinnen und Bäuerinnen ab 55 Jahren, die möchten, dass ihr Hof weitergeführt wird, bietet die Stiftung zwei Infotage an.

Sie informiert über:
- verschiedene Möglichkeiten
- rechtliche und finanzielle Fragen
- steuerliches Vorgehen
- Altersvorsorge und Wohnformen
- persönliche und familiäre Bedürfnisse
- möglicher Ablauf einer Übergabe
- Erfahrungsbericht eines Ehepaars

Die Veranstaltungen finden am 5. Februar in Alberswil LU und am 18. Februar in Ganterschwil SG von 09.15 bis 16.00 statt. Auskunft und Anmeldung unter: 061 971 71 31.

Weitere Informationen: www.hofnachfolge.ch