«Prioris» soll einen Glasfaseranschluss in jeden Haushalt der Region Luzern West bringen, versprechen die Verantwortlichen im Steuerungsausschuss des Zukunftsprojekts, das von 22 Gemeinden der Region Luzern West getragen wird. Eine Infoveranstaltung fand in Schüpfheim statt.

Prioris-Gemeinden
22 Gemeinden sind Teil von Prioris und haben im Oktober 2021 die Einfache Gesellschaft «Ultrahochbreitbandversorgung Region Luzern West UHBB RLW» gegründet. Mit dabei sind Altbüron, Doppleschwand, Egolzwil, Entlebuch, Escholzmatt-Marbach, Ettiswil, Flühli, Fischbach, Grossdietwil, Hasle, Hergiswil, Menznau, Pfaffnau, Romoos, Ruswil, Schötz, Schüpfheim, Ufhusen, Werthenstein, Willisau, Wolhusen, Zell.

Anschluss nicht verpassen

Schnelles Internet ist in den Randregionen seit Jahren ein Thema. Betroffen sind vor allem Bauernfamilien mit Höfen in Distanz zum Dorf. Selbst die Grundversorgung kann nicht überall eingehalten werden. Swisscom hätte diesen Auftrag und bietet gemäss eigenen Angaben Festnetztelefonie (IP) sowie Breitband-Internet im «Regelfall» mit einer Übertragungsrate von mindestens 10 Mbit/s Down- und 1 Mbit/s Upload an. Auf einigen Höfen kann aber eine simple Meldung auf der Tierverkehrsdatenbank bereits zur Geduldsprobe werden, von Streaming (z. B. einen Film schauen) ganz zu schweigen. Corona mit Homeschooling und Homeoffice zeigte dem System seine Grenzen auf.

Luthern dient als Pilot-Projekt

Die an Prioris beteiligten Gemeinden wollen das Heft selbst in die Hand nehmen, indem sie ihre Versorgung mit «ultraschnellem, stabilem und damit zukunftssicherem Internet» lancieren, umsetzen und künftig Teil der eigenen Betreibergesellschaft werden. Schon zu lange wird auf nationaler und kantonaler Ebene über die bessere Versorgung von Randregionen lediglich diskutiert.

Aktiv wurde bereits Luthern. Als Projektleiter des Glasfaserausbaus wirkte Heini Walthert. In der Napfgemeinde sei nun das gesamte Glasfasernetz im Boden. 700 Freileitungsmasten wurden entfernt, 75 km Rohrleitungen, 220 km Micropipes und 220 km Glasfaserkabel verlegt. 370 Gebäude mit 700 Nutzungseinheiten wurden so erschlossen. Für Bau und Betrieb sorgte bzw. sorgt die Gemeinde. Das Netz bleibt in deren Besitz und wird analog der Wasserversorgung über eine Spezialfinanzierung finanziert.

Auch ausserhalb der Bauzone

Ein Vorgehen, das nun für die anderen Gemeinden als Pilot dienen soll. Denn wenn man nichts mache, werde lediglich die Bauzone mit Glasfaser erschlossen, sagte Gemeinderat Wendelin Emmenegger, Schüpfheim, selber Landwirt und langjähriges Vorstandsmitglied des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands. Er zeigte am Infoabend etwa auf, dass ein Haushalt ausserhalb der Bauzone in der Region Luzern West auf die Leistung heruntergebrochen, sprich Mbit/s, über 1000-mal mehr bezahle als Stadtluzerner. Man wolle gleiche Chancen und Möglichkeiten für alle.

Weshalb die Gemeinden und nicht die Swisscom baue, wurde ebenfalls erläutert. Swisscom ist daran, die Bauzonen mit Glasfaser zu versorgen. Ausserhalb der Bauzone gibt es diese Aufrüstung aber nur gegen Bezahlung. Daran stören sich die Prioris-Initianten. In der Region Biosphäre Entlebuch wohnen gegen 40 Prozent der Bevölkerung ausserhalb der Bauzone. Prioris möchte Dorf und abgelegene Liegenschaften zeitgleich erschliessen.

2023 wird abgestimmt

Ausserhalb der Bauzone liegt der Grundtarif für die Erschliessung einer Liegenschaft bei 1900 Franken, hinzu kommen Anschlüsse und Abo. Nachzügler zahlen mehr. 2023 wird in den 21 Gemeinden darüber abgestimmt, anlässlich der Gemeindeversammlung oder an der Urne. Der Nutzen für Gemeinden und Liegenschaftsbesitzer sei gross. Entsprechend zuversichtlich blicken die Verantwortlichen den Abstimmungen entgegen.