«Das Umfeld, in dem sich die Landwirtschaft bewegt, hinterlässt Spuren» betonte Barbara Thörnblad. Die Wände im Gruppenraum des Jordihofes in Ochlenberg hatte sie beklebt mit Schlagzeilen, wie sie den Landwirten fast täglich begegnen. «Dieses Bauern-Bashing macht es schwierig, gesund zu bleiben und die Motivation nicht zu verlieren» betonte sie. Auch die Frauen, die zum Mut-Café gekommen waren, zeigten, dass sich erklären und schwierige Begegnungen mittlerweile zum Bauernalltag gehören. Entsprechend angeregt ­wurde diskutiert, wie damit umgegangen werden kann. Das Mut-Café wird vom Inforama organisiert und richtet sich an Bäuerinnen und Frauen vom Land. Behandelt werden Alltagsthemen, die manchmal auch etwas Mut brauchen.

Wegen Direktzahlungen mitreden wollen

Die Landwirtschaft sei ein dankbares Objekt um es zum Sündenbock zu machen, begründete Barbara Thörnblad: «Alle können Forderungen stellen, ohne dass es Konsequenzen für sie hat». Betroffen sind lediglich drei Prozent der Bevölkerung, welche noch Landwirte sind, also eine krasse Minderheit. Und dank der Direktzahlungen finanziert aus Steuergeldern haben einige gar das Gefühl, dass sie legitimiert sind bei Landwirschaftsbetrieben mitzureden oder auch auf den Feldern zu ernten, was sie möchten. Einige möchten auch einfach ihre romantischen Träume in die Landwirtschaft projizieren, dass dort zur Hauptsache Lebensmittel produziert werden, wird verdrängt.

Konsumenten die Realität zeigen

«Überlegt euch, was diese Anschuldigungen mit euch machen», stellte Barbara Thörnblad in den Raum. Bald waren die Schlagzeilen an den Wänden ergänzt durch Wortmeldungen der Teilnehmerinnen. Worin sich fast alle einig waren, die Schlagzeilen und Vorwürfe bilden nicht die Komplexität ab, werden deshalb als unfair empfunden. Oftmals werde ein Aspekt herausgegriffen, ohne den Kontext zu sehen. Dass viele Konsumenten keinen Bezug zur Landwirtschaft haben, macht es schwierig zu erklären. Aber auch das Rezept dagegen kristallisierte sich in der Diskussion heraus. Gute Erfahrungen haben Betriebe gemacht, die auf die Bevölkerung zugehen, die Stalltüren öffnen, den Produkten ein Gesicht und eine Geschichte geben. Als Beispiel erzählte eine Bäuerin, dass sie wegen Rückenproblemen bei der Kartoffelernte ausgefallen sei. Die Suche habe gezeigt, dass viele gerne auf dem Bauernhof helfen und diejenigen, die geholfen hätten und gesehen, wie viel Arbeit im Produkt stecke, gingen nun viel bewusster damit um. Klar wurde aber auch, dass diese Begegnungen Zeit und Nerven brauchen. Etwas, das heute auf den Landwirtschaftsbetrieben vielfach den sinkenden Preisen zum Opfer gefallen ist.

 

Rechtfertigen hilft nicht

Der Unterschied zwischen sich rechtfertigen und die eigene Meinung vertreten macht aus, ob eine Diskussion konstruktiv endet oder eben nicht:

- Sich rechtfertigen: (beruht auf Emotionen und Verhaltensmustern)

- Überraschungseffekt – wird häufig als Angriff empfunden.

- Gefühl von «an die Wand gedrückt» – Stress pur.

- Projektion an Aussenwelt.

- Abgeben der Verantwortung (Was kann ich dafür).

- Nehme mich aus der Schusslinie, prangere andere an.

- Nehme Opferhaltung an.

- Seine Meinung vertreten: (Beruht auf positive Prägung und Selbstvertrauen)

- Ich habe mir eine Meinung zum Thema gebildet.

- Ich habe mich entschieden diese Meinung sachlich zu vertreten.

- Ich habe mich entschieden eine Meinung zu haben.

- Die Meinung vertreten stärkt meine Persönlichkeit (authentisch und ehrlich sein).