Ergänzungsleistungen (EL) sind keine Sozialhilfe, hält Pro Senectute fest. Trotzdem sind sie mit Scham behaftet und wohl um einiges weniger bekannt als die echte Sozialhilfe. In der Regel haben Senior(innen) Anspruch auf EL, wenn die Rente aus AHV und beruflicher Vorsorge für den Lebensbedarf nicht ausreicht. EL dienen somit der Sicherung des Existenzminimums und sind ausserdem verbunden mit zusätzlichen Vergünstigungen (z. B. bei der Krankenkasse).

Meist kein bewusster Entscheid

Von der ZHAW liess Pro Senectute eine Studie zum EL-Nichtbezug erstellen. Sie zeigt, dass rund 230'000 Seniorinnen und Senioren in der Schweiz trotz Anspruchs keine EL erhalten, wobei es sich in der Mehrheit der Fälle nicht um einen bewussten Verzicht handelt: Nur 12 Prozent der Nicht-Bezüger wissen über EL Bescheid.

Verbreitet auf dem Land

Was ebenfalls auffällt: Laut Studie sind Senior(innen) in ländlichen Gebieten deutlich häufiger in einer Situation von EL-Nichtbezug. Weitere «Risikofaktoren» sind ein Abschluss auf Stufe obligatorische Schule im Vergleich zu Tertiärabschlüssen und Frauen beziehen häufiger keine EL als Männer, insbesondere verwitwete. Bäuerinnen, deren Vorsorgesituation oft schwierig ist, dürften demnach nicht selten unter den EL-Nichtbezügern sein.

Scham und Angst als Beweggründe

AboDer Beobachter-Ratgeber beinhaltet viel Wissenswertes zu den Ergänzungsleitungen. (Bild Beobachter Edition)LandlebenErgänzungsleistungen beantragen, wenn das Geld nicht reicht - wir erklären wieDonnerstag, 25. März 2021 «Es herrscht ein Mangel an Informationen über diese Leistung der AHV», schreibt Pro Senectute. Offenbar gehören oft auch persönliche Wertvorstellungen oder Scham zu den Gründen, die Berechtigte von einem EL-Bezug abhalten: Man möchte dem Staat nicht zur Last fallen, auf «fremdes» Geld angewiesen sein oder als EL-bezüger bekannt werden.

Verschiedene Gründe hängen überdies zusammen: Dass besonders oft auf dem Land auf EL verzichtet wird, führen die Studienautoren auf Scham zurück –« Man hat Angst, dass im Dorf auskommt, dass jemand EL bezieht», wird Rainer Gabriel von der ZHAW bei Pro Senectute zitiert. Ein wichtiger Punkt sei aber auch der Papierkrieg, der für eine Anmeldung für EL zu bewältigen ist.

Hilfestellungen und Informationen zu Ergänzungsleistungen von Pro Senectute finden Sie hier.

Damit es Betrieb und Menschen gut geht, muss man die soziale Absicherung aller regeln. (Symbolbild Gerold Breu)VersicherungSoziale Absicherung: Das sollten Sie bei der Vorsorge beachtenSamstag, 15. Februar 2020