«Gemüse ist im Moment sowieso der Wahnsinn», kommentierte De Schepper die Inszenierung pflanzlicher Produkte. «Jesus würde heute wohl eher Gemüse als Brot brechen», fuhr er fort. Als studierter Theologe muss er es ja wissen.

Verzicht ist elitär

Zur neuen «Religion» des Verzichts sagte der Schweizer-Illustrierte-Chefredaktor, das sei eine elitäre Sicht: «Wer verzichten kann, hat schon zu viel». Ausserdem mache das einsam. Daher sei man besser mit Kontakten zu jenen beraten, die Freude am Leben (und das heisse auch am Essen) hätten.

Sein Referat illustrierte Werner De Schepper reich mit den Titelseiten verschiedenster Meiden und sparte weder an Kritik für die Konkurrenz noch mit Lob für seine eigenen Produkte.

Vegane Ausgabe der Schweizer Illustrierte

Aber auch De Scheppers eigenes Blatt hat dem Veganismus bereits eine Ausgabe gewidmet, «nach langen Diskussionen», wie der Chefredaktor betonte. Allerdings habe man dabei einen ganz anderen Zugang zum Thema gewählt als die Konkurrenz: die SI habe den Veganismus lustvoll und lockerer inszeniert, statt als Ideologie verarbeitet. Der wichtigste Punkt sei, dass man nicht polarisiere. «Viele Veganer kehren sowieso wieder in die reale Welt zurück, nachdem sie ein Jahr schlecht gegessen haben», so De Schepper.

Ernährung braucht Erklärung

Die Aufgabe der Medien sieht Werner De Schepper in der Information. Sie sollten Wissen etwa um die Lebensmittel-Pyramide vermitteln und Informationen statt Ideologien verbreiten. Auch Produzenten sollen, seiner Meinung nach, den Kontakt zu Menschen ausserhalb der Landwirtschaft suchen und zeigen, was sie tun und weshalb.

Zur Aufklärung der Konsumenten gehört für ihn auch, falsche Bilder einer idyllischen Landwirtschaft zu korrigieren. Als Beispiel zeigte er Fotos von Bio-Gewächshäusern, in denen in Holland unter kontrollierten Bedingungen Gemüse produziert wird. Denn so etwas passt weniger in das gängige Image des Bio-Anbaus, der besonders natürlich sein soll.

Information sei die einzige Möglichkeit, damit «sich die Leute nicht wegen verschiedener ‘Religionen’ auf die Köpfe geben».

Die Quintessenz: der soziale Aspekt

Seinen Vortrag schloss De Schepper trotz der vielen lauten Worte relativ versöhnlich. Weniger wichtig als was man esse, sei, mit wem man esse. Die Gesellschaft, die Gespräche, das Beisammensein sei das Wichtigste beim Essen. Dann sei es auch egal, was genau auf den Teller komme. So hat De Schepper nach eigenen Angaben auch schon mit seinen Mitarbeitern, darunter zwei Veganern, auf einem Hof Raclette gegessen. «Der eine hatte seinen eigenen Ersatz-Käse dabei, der andere hat eben etwas gehungert. Beim Dessert waren dann aber alle begeistert.» Dies dank einer reaktionsschnellen Bäuerin, die die Lage erkannt und beim Dessertbuffet alle veganen Speisen rasch noch deklariert habe.

In Interview verrät Werner De Schepper unter anderem, was er einem überzeugten Veganer sagen würde:

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