Die roten Rosen blühen in voller Pracht. Daneben jätet Cathrin Iten ihren Garten, aber sie ist nicht alleine. Petra, ein Betreuungsgast, hilft ihr dabei. Das Rietli, der Hof von Cathrin und Franz Iten ist idyllisch gelegen nahe des Ägerisees in Unterägeri im Kanton Zug. Auf dem 12-Hektaren-Betrieb stehen etwa 80 Hochstammbäume - Apfel, Kirsche, Birnen und Zwetschgen. Die Milch aus der silofreien Milchproduktion geht an die Dorfchäsi.

Ein eingespieltes Team

Auf dem Hof betreuen Cathrin Iten und ihr Ehemann Franz kognitiv beeinträchtigte erwachsene Menschen. «Es ist unser Ding, wir machen es gerne. Es geht auch nur weil Franz und ich so gut zusammen arbeiten», sagt sie. Das Paar spricht alles zusammen ab. Wenn etwas nicht stimmt oder etwas schief läuft mit den Betreuten, besprechen sie sofort das weitere Vorgehen. Ein eingespieltes Team also. «Wir können uns blind aufeinander verlassen», so Cathrin Iten.

Zu ihrer Schwiegermutter pflegt sie ein sehr gutes Verhältnis - sie kommt aber in der Landfrauenküche-Sendung nicht vor, weil sie das selber nicht wollte. Ihre Hilfe im Garten will Cathrin Iten nicht missen: «Sie hat einen grüneren Daumen als ich, für ihre Tipps bin ich sehr dankbar», sagt sie.

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Lieblingsplätze auf dem Hof hat Cathrin Iten mehrere - einer davon ist im Garten, wo sie sich gerne mal bei einem Buch entspannt. Doch manchmal verzieht sie sich auf den Balkon, wo sie ungestört ist und keine Arbeit ruft. Denn bei so vielen Menschen, die auf dem Betrieb leben, gibt es immer genug zu tun. Neben Cathrin und Franz Iten, ihren Kindern Elias (9), Alice (7) und Helen (4) und der Mutter von Franz hat es Betreuungsgäste. 

Petra, die heute beim jäten hilft, von Montag bis Freitag und Laurin an zwei Tagen für die Tagesbetreuung. An einem Tag pro Woche macht eine Schülerin oder ein Schüler der Heilpädagogischen Schule ein Betriebspraktikum auf dem Hof. Als weiteres Betreuungsangebot leitet Cathrin Iten ein bis zweimal im Monat an einem Abend Kurse von Insieme Cerebral. Hier können die Kursteilnehmenden Teemischungen zusammenstellen oder Heuherzen basteln und einfach mal eine Pause machen vom Heimalltag. 

Selbstständigkeit als Ziel

Mit den Betreuten ist Cathrin Iten vor allem im Haushalt tätig: Zum Beispiel im Garten Kräuter zupfen für die Teemischungen, Wäsche machen, kochen, Hofladenprodukte machen. Wichtig ist ihr, dass die Arbeit Sinn macht. «Brezeln» zum Beispiel bietet sich gut als sinnvolle Beschäftigung an, was auch die Betreuten sehr gerne mitmachen und dabei auch gut mithelfen können. Arbeiten erfinden will Cathrin Iten nicht. 

«Wir wollen sie gut betreuen und dabei auch etwas erreichen», sagt sie. Zum Beispiel, dass sie etwas lernen und die Arbeit mit der Zeit auch selbstständig machen können, dafür braucht es aber meist viele Wiederholungen. Für den kleinen Hofladen des Betriebs bereiten die Betreuten die Produkte vor, auch das eine sinnvolle Beschäftigung. Dort findet sich selbstgemachte Glace, Bärlauchpesto, Teemischungen aus Kräutern vom Hof und vieles mehr. [IMG 3]

«Diesen Tapetenwechsel brauche ich!»

Aufgewachsen ist Cathrin Iten in einer Blockwohnung in Steinhausen. Sie ist gelernte Geomatikerin (Vermessungszeichnerin) und ging früher viel auf Reisen, auch für längere Zeit. Als sie ihren jetzigen Mann kennenlernte und auf den Hof kam, haben sie das Betreuungsangebot zunächst in Form eines Mittagstischs gestartet. Bis zum dritten Kind hat sie jeweils einen Tag in der Woche weiter gearbeitet. 2014, als die mittlere Tochter drei Monate alt war, gab sie die Arbeit für den Fachausweis Bäuerin ab. 

Steckbrief
Name: Cathrin Iten
Alter: 38
Beruf: Geomatikerin, Bäuerin FA
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 12 ha
Viehbestand: 15 Milchkühe, Hühner, Kaninchen, Katzen.

Ihren alten Job vermisst sie nicht. «Ich bin zufrieden und glücklich so wie es ist», sagt die Bäuerin. Zwar ist sie hier ziemlich angebunden mit dem Betreuungsauftrag und kann nicht einfach mal einen halben Tag weg, der Austausch ist schwieriger geworden. Auch fürs Einkaufen müssen sie und ihr Mann sich stets absprechen. Letztes Jahr absolvierte sie zusätzlich die Ausbildung «Betreuung im ländlichen Raum» am Inforama in Zollikofen, wo sie nützliche Kontakte knüpfte.

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Das Reisen ist heute etwas schwieriger geworden. Doch ganz darauf verzichtet die Landfrau nicht. «Wir beide fahren sehr gerne Ski, darum gehen wir mit den Kindern jeweils eine Woche in die Skiferien.» Und zwischendurch gönnt sie sich mit den Kindern zusammen ein paar Tage Ferien in der Schweiz oder im näheren Ausland. «Diesen Tapetenwechsel brauche ich!», so Cathrin Iten.

Eine Suppe gehört dazu

[IMG 4] Spontan und gesund, so bezeichnet Cathrin Iten ihre typische Küche. Ausserdem gehört bei ihr immer eine Suppe dazu. Diese Gewohnheit hat sie von ihrer Schwiegermutter übernommen. «Zuerst war ich etwas skeptisch, aber mittlerweile bin ich voll Fan davon, weil Gemüse, das nicht mehr so schön ist, einfach gekocht und püriert werden kann, dann sieht mans nicht mehr und - die Kinder essen es!» sagt sie und lacht. Ihr Tipp für ein schnelles, gesundes Gericht: Lauwarmer Gemüsesalat. Und so gehts: Gemüse für 15 Minuten in den Steamer, mit Kräutern aus dem Garten, Essig oder Balsamico und Olivenöl würzen, dann lauwarm (oder kalt) servieren.

Als Hilfe beim Kochen in der Sendung steht ihr Eliane, eine ehemalige Kollegin aus der Bäuerinnenschule zur Seite. Plötzlich zu zweit in der Küche zu stehen, daran musste sie sich zuerst gewöhnen. Die Teilnahme bei der Landfrauenküche bezeichnet Cathrin Iten als Abenteuer, aber sie betont: Es geht nicht ohne Unterstützung. Einerseits sind sie und Franz ein gutes Team und sie haben unterstützende Menschen um sie herum: «Wir haben so viele liebe Leute, die uns immer gut gesinnt sind», schwärmt Cathrin Iten.

Noch steht die Entscheidung bevor, wer dieses Jahr die Landfrauenküche gewinnt. Doch wenn es nach Elias, Alice und Helen ginge, bekäme wohl ihr Vater den ersten Platz bei der Landfrauenküche: «Die Kinder sagen, Dädi kocht besser als Mami», sagt Cathrin Iten und lacht. Weil wenn er kocht, gibt’s alte Brotscheiben in Butter gebraten mit Zucker darüber. Cathrin Iten ist aber froh, muss sie nicht vorkochen, ist der Mann mal alleine: «Dann gibt’s halt Käsehörnli, das ist ja auch okay! Da bin ich relativ pragmatisch», sagt die fröhliche Landfrau.

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Sich selber nicht immer so ernst nehmen 

Dossier«SRF bi de Lüt - Landfrauenküche» 2022Donnerstag, 12. Mai 2022 Wie lange die Betreuungsgäste auf dem Rietli bleiben, ist unterschiedlich. Es gibt oft Wechsel, denn für die Betreuung arbeitet Cathrin Iten eng mit dem Verein Wohnen und Arbeiten mit Behinderten auf dem Bauernhof Zug (Wabb-Zug) zusammen und dient dort auch mal als «Notnagel», wie sie sagt, fürs Schnuppern oder für Spezialfälle. In ihrer Freizeit liest Cathrin Iten deshalb auch viel Fachliteratur.

Ihren Tag gestaltet sie jeweils spontan. Denn mit den Betreuten gibt es oft Planänderungen. Ganz so einfach ist das nicht immer. Doch für Familie Iten passt es bestens. «Man muss sich bewusst sein, dass immer jemand Fremdes auch am Tisch sitzt, Tag und Nacht. Damit können wir gut umgehen. Wenns nicht so läuft wie es soll, kommt man aber schon manchmal an seine Grenzen», weiss Cathrin Iten, die stets ein Lächeln auf den Lippen hat. Sie findet es wichtig, miteinander lachen zu können und sich selber nicht immer ganz ernst zu nehmen... Ein gutes Rezept fürs Leben.

Fünf Fragen an Cathrin
Mein Lieblingsessen als Kind: Kartoffelstock vom Rössli-Grosi
Das esse ich (heute) nicht gerne:  Esse fast alles, ausser Milchreis
Meine Küchenwunderwaffe: Abwaschmaschine und Steamer
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Alles vom Rüsten bis zum Abschmecken
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Aufräumen, vor allem wenn die Kinder alleine gekocht haben.

[IMG 7]Der grosse Wettbewerb zur «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2022

Mitmachen und tolle Preise gewinnen: Jede Woche stellen wir Ihnen eine Quizfrage zu den diesjährigen Kandidatinnen. Unter allen Einsendungen verlosen wir tolle Preise im Gesamtwert von über 10’000 Franken, unter anderem 15x Kärcher Nass-/Trockensauger WD 5 S V-25/6/22 im Wert von je Fr. 260.–
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