Der Heimat-Aufenthalt in der Schweiz ist zu Ende und der Alltag in Paraguay hat uns wieder. Es ist schön, nach dem Heimaturlaub frisch mit Energie aufgetankt wieder nach Hause zu kommen und zu spüren, wie man an allen Orten vermisst worden ist. Nicht nur die Hunde wedeln mit dem ganzen Körper, sogar die Schweine machen Freudensprünge, wie wir es noch nie gesehen haben.

Mitten in die Hitze

Doch die Hitze hat uns auch wieder. Obwohl die fast 50 Grad Unterschied innerhalb von 24 Stunden – von fast −7 ºC in der Schweiz zu gut 41 ºC im Schatten hier in Paraguay – uns zum Glück nicht gross belasten, hat die Natur hierzulande erheblich unter der langanhaltenden Dürre und Hitze gelitten.

Überall brennen Hektaren um Hektaren, wie fast jedes Jahr. Der Himmel ist milchig; das dämmt ein bisschen die stechende Sonne. Regen ist weit und breit keiner auf dem Radar. Die Preise für Kühe sinken auf ein lächerliches Niveau – jetzt sollte man zuschlagen, doch bei der Futterknappheit will niemand noch zusätzliche Kühe kaufen. So stark wie die Tierpreise sinken, so stark steigen die Preise für Futtermittel jeglicher Art. Das zwingt uns und viele Kleinbauern zum Handeln.

Entscheid schnell gefällt

Man muss nicht grossartig rechnen können, um zu verstehen, dass Schlachten und direkter Fleischverkauf sich weitaus mehr lohnen, als Kühe zu verkaufen.

Eine registrierte Durchschnittsmilchkuh wird hier in unserer Region normalerweise mit zwei bis drei Jahren nach der ersten Laktation und trächtig zwischen rund 680 und 900 Franken gehandelt, das geht bis circa 1000 Franken. Eine unregistrierte Kuh wechselt zwischen 450 und 650 Franken die Hand.

Die Preise zurzeit, mitten in der Dürresituation, werden nach Fleischigkeits-Kriterien berechnet. Im Schnitt liegt der Preis bei ungefähr 1.50 Fr. pro Kilogramm Lebendgewicht, das hier auf dem Lande auch nur so ungefähr geschätzt wird. Da der Preis nach Schlachtgewicht im Fleischhandel auch nur bei 2.75 Fr. pro Kilo liegt, ist schnell beschlossen, dass wir selber schlachten und direkt verkaufen wollen. Wir entscheiden uns für vier Rinder aus der Kreuzung unseres Brahman-Stieres, welche die deutliche Genetik dieser Fleischrasse aufweisen.

Selber den Preis festlegen

Im Schätzen des Gewichts sind wir noch nicht so geübt und die Bestellliste von Kunden, die unser Fleisch dem aktuellen hiesigen Fleischangebot im Einkaufszentrum vorziehen, ist lang. Unser erstes Rind ergab 248 kg Fleisch. Victor übernimmt die Schlachtung, ich wage mich ans Zerlegen und den sofortigen Verkauf am selben Tag, da wir keine Möglichkeiten haben, das Fleisch fachgerecht abhangen zu lassen.

Wir verkaufen das Fleisch 1.20 Fr. bis 1.80 Fr. teuer, als es im Supermarkt angeboten wird, da wir eine bessere Qualität vorweisen können und weil unser Fleisch schon fast allen Schweizer Bio-Anforderungen gerecht würde.

Ob sich die Situation bessert?

Vielleicht ist es ein grosses Glück im sogenannten Unglück, dass Bundesrat Ignazio Cassis soeben Paraguay, Bolivien und Brasilien besucht. Er verhandelt die Finalisierung des Freihandelsabkommens zwischen den EFTA- und den Mercosur-Staaten sowie die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und den drei besuchten Ländern. Möglicherweise hat es eine indirekte Auswirkung auf die finalen Fleischpreise in den Supermärkten Paraguays. Denn die Preise, die letzten Endes der Endverbraucher bezahlt, sind absurderweise trotz der ganzen Situation im Land extrem gestiegen. So werden Filet und Entrecôte für rund 14.50 Fr. pro Kilo, Huft für 11 Fr. und Gehacktes für rund 6 Franken pro Kilogramm angeboten.

Wenn wir nun noch unseren Zuschlag darauf verrechnen, und dies bei fast 250 kg Fleisch machen, ohne jegliche Abgaben oder Versteuerung, dann muss man nicht mehr viel rechnen, wenn unser Durchschnittspreis bei guten 9 Fr. pro kg liegt. Wir sind jedenfalls einfach dankbar, dass dieses Land uns noch den Freiraum schenkt, das zu tun, was aus Sicht eines Bauern sinnvoll und nötig ist.

Zur Person: Michèle Huber ist gelernte Landwirtin mit Fachrichtung Bio und Permakultur. Ein von ihr initiiertes PRE mit dem Ziel einer neu ausgerichteten regional-solidarischen Landwirtschaft fand Anklang bei Inforama, FiBL und Bio Schwand und wurde sogar vom BLW und Lanat anerkannt und finanziell mitunterstützt. Leider funktionierte die Umsetzung nicht ganz, der Landkauf gelang nicht. Überzeugt von ihren Idealen, gab Michèle Huber nicht auf und startete das Projekt nun im fernen Paraguay.[IMG 2]