Das Wetter

Der Winter 2019/20 war laut Meteo Schweiz der Mildeste seit Messbeginn im Jahr 1864. Der Frühling 2020 knüpfte dort an und präsentierte sich als drittwärmster Frühling ebenfalls warm. Ausserdem gab es in vielen Regionen eine rekordnahe Sonnenscheindauer. Es fiel wenig Niederschlag, was in einigen Gebieten zu Trockenheit und Sorgenfalten in der Landwirtschaft sorgte. Die Bise verstärkte den Austrocknungseffekt. Auch der Sommer gehörte zu den wärmeren mit dem Hitze-Höhepunkt Ende Juli und Anfang August. Der Juni war eher nass und Starkniederschläge Ende August sorgten für eine überdurchschnittliche Niederschlagsumme. Im Herbst war es dann wechselhaft: Während September und November niederschlagsarm waren, gab es im Oktober auf der Alpensüdseite massiven Starkregen. Insgesamt war der Herbst wie im Vorjahr mild.

Die Pflanzen

Heu:

2020 brachte erst kurz Trockenheit dann viel Heu

Das Jahr 2020 brachte eine grosse Futterernte und füllte die Scheunen. Folglich war der Heumarkt zum Jahresbeginn gut versorgt. Der Monat April war trocken, aber auch das brachte den Futtermarkt nicht aus dem Gleichgewicht, denn die Bauern verfügten noch über Reserven aus dem Vorjahr. Die Heupreise blieben stabil. Das Frühjahr 2020 war warm und ab Mai mit dem einsetzenden Regen wüchsig. Im Herbst zeigte sich, dass die Scheunen mit viel gutem Heu und die Silos mit Gras und Mais bester Qualität gefüllt sind. Gemäss Umfrage von Agristat auf den Kunstwiesen sehr gut aus.

Zudem sind die Rindviehbestände sinkend und weniger Kühe bedeutet automatisch weniger Nachfrage nach Heu. Der Richtpreis des Schweizerischen Raufutterverbandes für in Ballen gepresstes, am Stock belüftetes beträgt nach wie vor 29 bis 32 Franken je 100 Kilo, ab Hof und auf Wagen verladen. Bio-Suisse hat einen eigenen Richtpreis für Bioheu. Dieser liegt für die beste Qualität bei 38 bis 42 Franken pro 100 Kilo, gepresst in Ballen, verladen auf Wagen und ab Hof. Der Importzoll für Heu liegt im November auf tiefen zwei Franken je 100 Kilo Heu, was auf einen entspannten Markt deutet.

Obst & Beeren:

Rekordernte bei den Zwetschgen

Die Nachfrage nach Sommerfrüchten war 2020 ausserordentlich hoch. Dies lag vor allem am Umstand, dass viele Schweizerinnen und Schweizer aufgrund der schwierigen Situation im Inland geblieben waren und vermehrt frische Früchte konsumierten. Die marktkonformen Mengen trugen dazu bei, dass die Vermarktung ohne grössere Probleme ablief. Eine Herausforderung stellten dabei die rekordhohen Mengen an Zwetschgen dar.

Nach dem milden Winter präsentierten sich die Kulturen in einem sehr guten Zustand. Der zeitige Vegetationsbeginn hat dazu geführt, dass die Kulturen in ihrer Entwicklung rund 10 bis 14 Tage Vorsprung hatten. Dies zog sich durch die gesamte Ernte. Die tiefen Temperaturen Ende März und Anfang April führten bei einigen Produzenten zu Frostschäden in den Kulturen. Diese waren regional und sortenabhängig unterschiedlich stark ausgeprägt. Die weitgehend überdurchschnittliche Sonnenstunden wirkten sich positiv auf die Qualität der Früchte aus.

Wegen der Corona-Pandemie war Ende März nicht klar, ob und wieviel Erntehelfer einreisen können. Dieser Umstand forderte die gesamte Branche. In Zusammenarbeit mit den Behörden wurden Lösungen erarbeitet, die schliesslich dazu führten, dass die erforderlichen Erntehelfer rekrutiert werden konnten. Die Rekrutierung, die Einarbeitung sowie die reduzierten Pflückleistungen waren für die Betriebe jedoch mit einem höheren Aufwand verbunden.

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Wegen der Coronavirus-Krise erfreuten sich die Selbstpflückfelder einer grösseren Beliebtheit als üblich. Einige Erdbeerproduzenten mussten ihre Selbstpflückfelder früher als sonst schliessen oder striktere Zeiten am Wochenende festlegen, um genügend reife Erdbeeren für die Ernte zu gewährleisten.

 

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2020 gab es besonders viele Schweizer Zwetschgen. (Grafik lid)

Gemüse:

Die Gemüseproduktion entwickelte sich 2020 generell sehr stabil, wobei wie jedes Jahr regionale Unterschiede vorhanden sind. Trotz verhältnismässig trockenem Winter startete die Saison gut. Im Frühling habe es teilweise ein bisschen viel Regen gegeben, wodurch im Freiland später angesetzt werden konnte, sagt Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP). Im Sommer gab es hingegen gegenüber dem Vorjahr weniger heisse und trockene Perioden. Ein übliches Sommerloch sei nicht entstanden, weil viele ihre Ferien zu Hause verbracht haben, so Waber. Der Konsum von Schweizer Gemüse blieb stabil bis dieser durch das Saisonende vieler Kulturen abnahm.

Die Covid-19-Situation hatte grossen Einfluss auf die Nachfrage von Schweizer Gemüse. Die Importmenge war im Frühjahr auf einem Rekordtief und blieb es bis ins Sommerende. Die Nachfrage nach Schweizer Gemüse habe sich zwangsläufig im Markt in den Detailhandel und in den Direktverkauf verlagert, da der Absatzkanal in die Gastronomie weggebrochen sei, erklärt Waber. So konnte im Frühjahr alle Schweizer Spargeln über die Direktvermarktung und den Detailhandel abgesetzt werden. «Das Zusammenspiel von Produktion und Handel funktionierte sehr gut und die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Schweizer Gemüse konnte jederzeit gewährleistet werden», so Markus Waber.

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Ein schönes Beispiel dafür: Grössere Kaliber sind normalerweise für den Gastrokanal vorgesehen. Da dieser aber zum Ende der Lagergemüse-Saison immer noch sehr eingeschränkt funktionierte, konnte diese Ware über den Detailhandel verkauft werden.

Auch die Wochenmärkte waren im Frühjahr vorübergehend geschlossen. Es mussten kurzfristig Alternativen gefunden werden. «Die Leute gingen direkt in den Hofladen oder bestellten Gemüseabos. Teilweise stellten geschlossene Restaurants den Gemüsegärtnern ihr Lokal als Verkaufsmöglichkeit zur Verfügung», so Waber.

Die Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner leisteten in diesem Jahr sehr viel. Die Arbeitskräfte konnten mit einem zusätzlichen Effort in die Schweiz einreisen, aber auch auf das inländische Personal wurde kurzfristig gesetzt. «Die Solidaritätswelle in der Schweizer Bevölkerung hat uns überwältigt», freut sich Markus Waber. Viele die einmal im Gemüsebau arbeiten wollten, konnten diese Erfahrung machen und stellten teilweise sehr schnell fest, dass sie dieser körperlich anstrengenden Arbeit nicht gewachsen sind. Die Einhaltung und Umsetzung der Schutzkonzepte sorgte für die Produzenten für einen Mehraufwand. Trotz aller Herausforderungen, konnten die Betriebe viele neue Erfahrungen sammeln und können generell auf eine gute Saison zurückblicken.

Kartoffeln:

Die Kartoffelernte 2020 liegt laut Schätzungen der Branchenorganisation Swisspatat bei knapp 490'000 Tonnen. Das sind rund 76'000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Die Anbaufläche lag mit 10'985 Hektaren ungefähr auf Vorjahresniveau, der Ertrag lag bei geschätzt 446 Kilo pro Are und damit über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Die Corona-Krise sorgte für starke Turbulenzen auf dem Kartoffelmarkt. Während des Lockdowns im Frühjahr legten die Frischkartoffel-Verkäufe massiv zu haben, während wegen der geschlossenen Gastronomie der Pommes-Frites-Markt einbrach. Für einen ähnlichen Effekt sorgte die erneute Verschärfung der Regeln ab November.

Wein:

Weinernte 2020: Kleiner, aber guter Jahrgang

Die sehr frühe Weinernte lieferte 2020 in der ganzen Schweiz Trauben von guter Qualität, allerdings waren die Mengen geringer als in anderen Jahren. Die Coronavirus-Krise traf die Winzer aufgrund der Schliessung der Gastronomie und Absagen von wichtigen Veranstaltungen wie der Fête des Vendanges in Neuenburg hart, aber es gab auch eine positive Entwicklung: die Zahl der Privatkunden hat zugenommen.

Der heisse und relativ trockene Sommer hat dazu beigetragen, dass die Früchte sehr gesund und reif geworden seien. Die Zuckermengen der Trauben waren dabei sehr hoch. Doch sind die Erntemengen etwas tiefer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Dies gilt für die Westschweiz ebenso wie für das Wallis, wo insbesondere beim Pinot Noir die Erntemengen unterdurchschnittlich sind. Im Kanton Bern wurde die zweitkleinste Traubenernte des Jahrzehntes verzeichnet.

Zuckerrüben:

Schätzungsweise 220'000 Tonnen Zucker produzieren die beiden Fabriken der Schweizer Zucker AG in Aarberg und Frauenfeld dieses Jahr. 90 Prozent davon wird aus Schweizer Zuckerrüben hergestellt. Die Menge reicht nicht, um die Nachfrage zu decken. Über 100'000 Tonnen Zucker müssten aus der EU importiert werden, erklärte CEO Guido Stäger.

Für viele Rübenbauern war es ein schwarzes Jahr. Die von Blattläusen übertragene Krankheit Viröse Vergilbung sorgte für gelbe Felder, kleine Rüben und damit tiefe Erträge. Einbusse bis zu 50 Prozent waren die Folgen. Die Branche forderte erfolglos eine befristete Wiederzulassung des Beizmittels Gaucho, mit dem die Blattläuse unter Kontrolle gebracht werden könnten. Das Bundesamt für Landwirtschaft bewilligte stattdessen für nächstes Jahr zwei Blattbehandlungsmittel. Ob diese gegen die Viröse Vergilbung ankommen zeigt sich nächstes Jahr.

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Auch in der Fabrik sorgten die kleinen Rüben für Probleme. Die Rollenabstände der Reinigungsanlagen bei den Ernte- und Verlademaschinen musste angepasst werden. Dadurch landen auch Steine in der Fabrik. Das sorgte für Schäden an den Schnitzel-Schneidmaschinen.

Guido Stäger hofft, die Anbaubereitschaft der Rübenbauern erhalten zu können. «Wir werden intensiv mit den Pflanzern kommunizieren, um ihnen die Chancen des Ansatzes neuer Wirkstoffe und dem Blattlausmonitoring zu erklären. Damit hoffen wir, viele von ihnen zu überzeugen, auch 2021 wieder Rüben anzubauen.»

Getreide

Die Brotweizen-Ernte war mit rund 385'000 Tonnen annähernd gleich gross wie in den beiden Vorjahren. Die für die Müller wichtigen Protein- und Feuchglutengehalte lagen in der Ernte 2020 tiefer als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die Gesamt-Ernte von backfähigem Brotgetreide liegt laut provisorischen Zahlen von Swiss Granum mit 418'094 Tonnen (ohne vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband SGPV deklassierte sowie aus Qualitätsgründen nicht backfähige Brotweizenmengen) in der gleichen Grössenordnung wie im Vorjahr.

Die Futtergetreide-Ernte liegt mit 528'535 Tonnen deutlich über dem Vorjahreswert von gut 481'000 Tonnen. Zurückzuführen ist dies auf vor allem auf eine höhere Futterweizen- und Körnermais-Ernte (letzteres ist erst eine Schätzung). Die Futterweizenfläche lag so hoch wie seit 2010 nicht mehr. Mit rund 9'700 Hektaren ist der von der Branche gewünschte Zielwert von 20'000 Hektaren aber weiterhin weit entfernt. Um diesen zu erreichen bräuchte es auch höhere Preise für den Futterweizen.

Ölsaaten

Die Rapsernte fiel mit gut 88'000 Tonnen so hoch aus wie seit 2014 nicht mehr. Mit verantwortlich dafür ist eine wegen der hohen Nachfrage um rund 1800 Hektaren ausgebaute Anbaufläche. Die geschätzte Sonnenblumen-Ernte lag mit rund 14'000 Tonnen unter dem Vorjahr, wobei auch die Anbaufläche abgenommen hat. Mit fast 6'000 Tonnen liegt die Sojaernte auf einem neuen Rekordwert.

Wald

Viel Holz auf dem Markt – viele Menschen im Wald

Zwei Trends prägten das Jahr in der Waldwirtschaft: Infolge Klimastress und Borkenkäfer gelangte weiterhin viel Schadholz auf den Holzmarkt und drückte die Preise. Und während dem Corona-Lockdown strömten in Stadtnähe viele Menschen in die Wälder, wo sie auch Spuren hinterliessen.

Trotz der Pandemie konnte die Waldarbeit unter Einhaltung der Schutzvorschriften weitergeführt werden. Nach den Klimaextremen im Vorjahr entwickelte sich die Witterung im Verlaufe des Jahres 2020 für den Wald günstiger. Allerdings herrschte im Frühjahr noch weitverbreitet Waldbrandgefahr und es musste eine Explosion der im Vorjahr gewachsenen Borkenkäferpopulationen erwartet werden. Die Käfer wüteten dann weniger schlimm als befürchtet, weil es in der zweiten Jahreshälfte regelmässig Niederschläge gab. Trotzdem fiel gebietsweise viel Schadholz an, in der Ostschweiz mehr als im Westen.

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Der Trend in Richtung Energieholz hielt an; landauf, landab werden neue Holzenergiezentralen erstellt. In Les Breuleux JU ging 2020 das neue Verarbeitungswerk für Buchenholz der Fagus Suisse SA in Betrieb. Stark wie Stahl und Beton, hat die Buche als Baustoff der Zukunft ein grosses Potenzial, dies weckt in Forstkreisen Hoffnungen für einen lukrativen Absatz von Laubholz.

Zur Jahresmitte wurde der Ergebnisbericht zum vierten Landesforstinventar veröffentlicht. Er zeigt auf, dass sich der Schweizer Wald insgesamt positiv entwickelt, dank umsichtiger Pflege. Die Bestandesaufnahme zeigt allerdings auch, dass immer mehr Wälder, besonders in schwer zugänglichen Gebieten, seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden und diese in der Folge nicht mehr alle Funktionen optimal erfüllen können. Ursache für eine rückläufige Holzernte ist die verzwickte Lage der Waldeigentümer: Die Einnahmen des Holzverkaufs vermögen oft den Aufwand für die Holzerei nicht mehr zu decken. In einer Motion fordert WaldSchweiz-Präsident Daniel Fässler, dass der Bund Gegensteuer gibt und die Waldeigentümer mit jährlich 25 Millionen Franken bei der Bewältigung des Klimawandels unterstützt. Der Ständerat stimmte dem Vorstoss deutlich zu, die Debatte im Nationalrat erfolgt anfangs 2021.

Nichtsdestotrotz zählen viele Landwirte auf einen Nebenerwerb aus der Waldarbeit. Viele von ihnen absolvieren zurzeit einen Auffrischungskurs in der sicheren Holzerei, wie es das neu Waldgesetz vorschreibt.

(Text: WaldSchweiz/Urs Wehrli)

Die Tiere

Milch:

Milch ist gefragt – und ein knappes Gut

2020 haben sich die Auswirkungen des Strukturwandels gezeigt. Zum ersten Mal in der aktuellen Geschichte der Schweizer Milch gab es weniger als 20'000 Milchbetriebe. Gleichzeitig sank die Anzahl Milchkühe weiterhin leicht und die Milchmenge insgesamt blieb stabil bis leicht abnehmend. Gleichzeitig war der Absatz bei den Milchprodukten unverändert hoch – auch wegen Corona, aber nicht nur.

Die Nachfrage nach Milchprodukten stieg im Detailhandel vor allem in der Zeit der Lockdowns an, wodurch die Einbrüche durch den Wegfall der Gastronomie kompensiert werden konnten. Gleichzeitig fiel der Einkaufstourismus weg, was den Milchabsatz in der Schweiz weiter in die Höhe trieb. «Auch wenn der Milchpreis insbesondre bei der Molkereimilch noch nicht da ist wo er sein könnte und müsste, können wir aus Sicht der Milchproduzenten von einem ein guten Jahr sprechen», sagt Reto Burkhardt, Kommunikationsleiter der Schweizer Milchproduzenten (SMP).

Die Schweizer Milchmarkt litt 2020 unter einer Unterversorgung mit Milchfett und einer Überversorgung mit Milcheiweiss. Das führte zu einer knappen Butterlagersituation, weshalb in vier Tranchen insgesamt 5'800 Tonnen Butter importiert werden mussten. Auch dies eine Auswirkung der eher knappen Milchmenge und der gleichzeitig sehr guten Verkäufe von Käse und Molkereiprodukten für den Privatkonsum. Die Zeiten von Milchsee und Butterberg sind momentan definitiv vorbei. Um ausreichend Schweizer Butter zu haben, müsste man die Milchströme so umlenken, dass Eiweiss exportiert und mehr Fett in der Schweiz bleibt. Wichtig ist, dass die Swissness dabei erhalten bleibt. 2020 zeigte, dass Schweizer KonsumentInnen Schweizer Produkte die mit dem Schweizer Kreuz ausgezeichnet sind wollen und nicht Importware unbekannter Herkunft. Die Schweizer Milchproduzenten haben Hand geboten eine entsprechende Massnahme in der BO Milch umzusetzen. Die dazu notwendigen Mittel werden sie aber nur dann einsetzen, wenn der Mehrerlös das eingesetzte Geld übersteigt.

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Die Klimadiskussion hat die Milchbranche 2020 definitiv erreicht und das Bewusstsein für eine nachhaltigere Produktion ist weiter gestiegen. In dieser Thematik ist auch die Einführung des «grünen Teppichs» zu verstehen, welche im 2020 primär tierwohlorientiert war. Bei künftigen Weiterentwicklungen kann es gut sein, dass emissionsbeeinflussende Faktoren stärker einbezogen werden. Die zehn Grund- und acht Zusatzanforderungen, welche die Milchproduzenten erfüllen müssen, werden jedoch frühestens per 2024 angepasst, da die erste Phase des «grünen Teppichs» noch bis 2023 andauert.

«Die Diskussionen sind auch immer eng mit der Agrarpolitik verknüpft», sagt Burkhardt. Grundsätzlich sei man mit dem ersten Jahr nach Einführung «grünem Teppich» zufrieden. Das sind echte Mehrwerte die auf den Milchproduktionsbetrieben generiert werden. Die 3 Rappen Nachhaltigkeitszuschlag als Entschädigung für die Mehraufwände der Produzenten sind von den Milchkäufern umgesetzt worden. Zusammen mit der guten Marktlage, ist dadurch der Milchpreis für Molkereimilch um 2,9 Rappen gestiegen – Geld, das direkt am Markt generiert werden konnte. «Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn die Milch sollte wieder den Wert erhalten, den sie auch verdient», sagt Burkhardt. Nach dem ersten Jahr machen bereits deutlich über 10'000 Betriebe beim «grünen Teppich» mit, was dazu führt, dass mehr als 2/3 der Molkereimilch noch nachhaltiger produziert wird als bisher. Es lohnt sich also Schweizer Milch und Milchprodukte anstelle von ausländischen zu kaufen.

Schweine:

Schweineproduktion: Licht und Schatten

Dank einer an die Absatzmöglichkeiten angepassten Produktion konnten nach dem Jahr 2019 erneut kostendeckende Preise erzielt werden. Seit November sei der Markt wegen der leicht gestiegenen Produktion wieder angespannt und der Erlös und Stundenlohn rückläufig, wie Adrian Schütz von Suisseporcs erklärt.

Coop hat 2020 die Verantwortung für ihr Naturafarm-Programm bei den Schweinen an IP-Suisse abgegeben. «Zusätzliche Leistungsanforderungen an die Landwirtschaftsbetriebe und weniger Prämie für die Mehrwerte sind offeriert», sagt Schütz.

Die Schweinhalter verbesserten zudem in Eigeninitiative das Gesundheitsprogramm und mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) wurde das elektronische Behandlungsjournal erfolgreich eingeführt. Damit wurde ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung getan.

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Die Schweinehalter konnten nach schwierigen Jahren wieder investieren. Die Verbesserungen in Zucht und Verbesserungen in der Haltung kämen den Wünschen der Endverbraucher entgegen, sagt Adrian Schütz. Er betont, dass sich der Einsatz von Stickstoff bei den Schweinen seit den 80er Jahren halbiert hat.

Allerdings sehe sich die Schweinhalter laut Suisseporcs mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Es gibt Kreise, die alle Anstrengungen der Nutztierhalter in Frage stellten. Die Veredelung soll mit Aufrufen und Verfassungs- und Verordnungsänderungen heruntergefahren werden, sagt Schütz. Er hält es für stossend, dass dabei vermehrte Importe von aus in der Schweiz verbotenen Produktionsmethoden in Kauf genommen werden. Für Schütz ist klar: «Die gut ausgebildeten Schweinehalter sehen der Zukunft dank hochstehender Qualität zuversichtlich entgegen.»

Eier:

Corona führt zu rekordmässigem Eierabsatz im Detailhandel

Saisonbedingt ging der Eierverkauf zu Jahresbeginn deutlich zurück. So blieben für das Ostergeschäft genügend Eier zum Färben übrig. Ab Mitte März prägte die Corona-Pandemie den Eiermarkt. So brach im Gastro-Sektor der Absatz ein und auch im Grosshandel sanken die Umsätze signifikant. Parallel dazu stieg die Nachfrage nach Eiern im Detailhandel aufgrund der ausserordentlichen Lage stark, bei Bio-Eiern sogar extrem. So wurden im Detailhandel im April gegenüber dem Vorjahresmonat um bis zu 23 Prozent mehr Eier verkauft. Um die Nachfrage zu decken, mussten deshalb deutlich mehr Eier importiert werden als im Vorjahr, denn die Eierproduktion kann nicht kurzfristig erhöht werden. Weder können die Hennen Nachtschichten einlegen, noch können kurzfristig mehr Hennen gehalten werden. In der Folge hat die die Paritätische Kommission der Eierproduzenten und des Handels PAKO den Bundesrat ersucht, das Importkontingent für dieses Jahr um 1000 Tonnen auf 18'428 Tonnen zu erhöhen.

Im Juni normalisierte sich die Lage in der Schweiz allmählich und mit ihr die Lage auf dem Eiermarkt. Die Nachfrage nach Konsumeier stabilisierte sich und diejenige nach Schweizer Eiprodukten erholte sich langsam mit der Wiederöffnung der Gastronomie. Jedoch kam es zeitweise zu einzelnen Lücken im Sortiment. Erst ab Anfang August waren wieder alle gekochten und gefärbten Eier-Produkte verfügbar.

Der Eierabsatz im Oktober war im Detailhandel noch immer höher als in den Vorjahren; die zweite Welle im Herbst wirkte sich aber nicht so stark auf den Eierabsatz aus wie die erste. Bei den Eiprodukten hingegen lag er auch im Oktober einiges unter dem Vorjahr. Aufgrund der Pandemiesituation waren die Absätze in den Tourismus-Gebieten auf sehr tiefem Niveau, da zwar sehr viele Tagestouristen kommen, diese aber eher wenig Eier konsumieren. Entsprechend wurden bis Ende November deutlich weniger Verarbeitungseier importiert als in den Vorjahren.

Coronabedingt blieb die Lage auf dem Eiermarkt bis Ende Jahr unübersichtlich; die Entwicklung schwer abschätzbar. Besonders in der Ost- und Westschweiz wurden ab Frühling deutlich mehr importierte Eier gekauft. Als Grund wird der Wegfall des Einkaufstourismus vermutet. Um die Nachfrage bis Ende Jahr zu decken, hat die Paritätische Kommission der Eierproduzenten und des Handels PAKO im Herbst bis Ende Jahr um weitere 2000 Tonnen Importkontingent für Konsumeier ersucht. Der Bundesrat hat dieses Kontingent bewilligt. Vergeben wird das Importkontingent im Windhundverfahren, also nach zeitlichem Eingang der Bedarfsanmeldung. Wenn es ausgeschöpft ist, können Eier nur noch zum hohen Ausserkontingentszollansatz importiert werden.

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Die Inlandproduktion wird auf Basis der Kükenstatistik für 2020 auf 1063,7 Millionen Eier geschätzt, gut 63 Millionen Eier oder 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon 197,3 Millionen Bio-Eier. Das sind knapp 20 Millionen Eier oder 11,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Umgerechnet sind das 64'040 Tonnen Schweizer Eier, davon 11'885 Tonnen Bio-Eier. Für die Mehrproduktion wurden entsprechend mehr Küken zu Legehennen aufgezogen. Gemäss Schätzung wächst der Bestand bis Ende Jahr auf 3,5 Millionen Hennen, das sind 5 Prozent mehr als Ende 2019. Die Produktion von Schweizer Eiern wird also 2021 weiter zunehmen.

Geflügel:

Schweizer Pouletproduktion wächst weiter

Schliesslich setzt sich der in den vergangenen Jahren beobachtete Aufschwung der Geflügelhaltung auch 2020 fort. Sie erreicht 2020 einen Produktionswert von 0,6 Milliarden Franken (+6,0%), was insbesondere auf den zunehmenden Konsum von Geflügel und Eiern aus der Schweiz zurückzuführen ist.

Zudem sind bis Anfang Oktober des aktuellen Jahres rund 4% mehr Mastküken geschlüpft als in der Vorjahresperiode, das deutet auf ein weiteres Wachstum in der inländischen Pouletproduktion hin.

Rinder/Kälber:

2020 war ein gutes Jahr für die Viehzüchter

Die Rindviehhalter erlebten im Corona-Jahr 2020 ein wechselvolles Jahr, das am Ende doch noch gut endete. Die Schlachtviehpreise für sämtliches Grossvieh zogen nach Neujahr an und lagen Mitte März deutlich über dem Vorjahr. Am 16. März trat der Lockdown in Kraft und mit der Schliessung der Gastronomie kamen die Preise der Schlachtkühe und der Muni, Rinder und Ochsen unter Preisdruck. Die Produzentenpreise brachen innert Tagen um rund 10 Prozent ein. Die Branchenorganisation Proviande reagierte auf den Preiszerfall und liess mit Beiträgen einen Teil des Rindfleisches einfrieren, um den Markt zu entlasten.

Im Mai waren 286 Tonnen Rindfleisch eingefroren, weniger als man erwartet hatte. Ab Mitte Mai, zwei Monaten, öffneten die Restaurants. Die Nachfrage der Gastronomie und das sowie das weiterhin bestehende Verbot, für Einkäufe ins nahe Ausland zu fahren, liess die Nachfrage rasch ansteigen und in der Folge erholten sich die Preise rasch. Proviande gab im Laufe des Sommers das eingelagerte Rindfleisch zum Konsum frei. Zugleich stiegen die Rindfleischpreise weiter an. Als ab Juni der Einkaufstourismus wieder erlaubt wurde, kam er nicht wieder in Schwung wie in vor Corona. Das alles wirkte sich positiv aus auf einheimisches Rindfleisch. «Nie hätte ich mir träumen lassen, dass die Preise für Muni auf 9 Franken und 80 Rappen steigen würden», sagte der Rindermäster Christian Meier aus Waltenschwil AG Mitte November in der BauernZeitung. 

Ab Mitte Oktober sanken die Kuhpreise um 50 Rappen je Kilo Schlachtgewicht. Dieser Preiseinbruch ist aber zu relativieren. Denn die Kuhpreise von Fr. 8.50 je Kilo Schlachtgewicht für eine mittelfleischige Schlachtkuh lag damit immer noch um 30 Rappen über dem Preis von vor einem Jahr und sogar Fr. 1.70 über dem Kuhpreis vor zwei Jahren. Dass ein Viehhalter ein gutes Jahr 2020 erleben, zeigen die Zahlen von Agristat mit aller Deutlichkeit. Die Viehhalter lösten in den ersten drei Quartalen rund 39 Millionen Franken mehr als in der Vergleichsperiode 2019, das ist ein Plus von 5,3 Prozent. An den Versteigerungen für Milchkühe lagen die Preise je Tier rund 300 bis 500 Franken höher als vor einem Jahr.

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2020 war ein wechselvolles Jahr für die Kälbermäster

Die Kälbermäster erlebten das Jahr 2020 mit ausserordentlich grossen Preisschwankungen und Unsicherheiten, ausgelöst durch die Corona-Krise. Das Jahr 2020 startete mit dem saisonalen Preisrückgang. Dieser findet gewöhnlich zu Jahresbeginn statt und wird in der Regel ausgelöst durch ein steigendes saisonales Angebot. Kalbfleisch wird überwiegend in der Gastronomie konsumiert. Diese Abhängigkeit traf den Kalbfleischmarkt hart. 

Nach der Schliessung sämtlicher Restaurants ab Mitte März stürzten die Kälberpreise im Wochentakt unaufhaltsam in die Tiefe. Um den Kalbfleischmarkt zu stützen, liess die Branchenorganisation Proviande mit Beiträgen Kalbfleisch einfrieren. Im Mai waren 739 Tonnen Kalbfleisch eingefroren. Mit der Öffnung der Restaurants ab Mitte Mai erholte sich der Kalbfleischmarkt sehr rasch. Weil fünf Prozent weniger Kälber geschlachtet wurden, erholte sich der Kalbfleischmarkt sehr rasch und die Preise stiegen über die vergleichbaren Preise der beiden Vorjahre. Weil sich die Situation entspannte, wurde das eingefrorene Kalbfleisch wurde zum Konsum frei gegeben. Im Herbst wurde sogar der Import von Kalbfleisch bewilligt, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.

Im Gegensatz zum Rindfleisch, traf jedoch die zweite Corona-Welle den Kalbfleischmarkt härter. Mit den verschärften Corona-Vorschriften wurden Versammlungen ins Internet verlegt und die dazugehörenden Geschäftsessen fanden nicht statt. Auch die Kälberpreise sanken. Trotz des Einbruchs im Frühjahr und Sommer resultiert für die Kälbermäster in den ersten drei Quartalen ein leichtes Plus bei den Einnahmen von fünf Millionen Franken verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahres. Der Konsum von Kalbfleisch liegt be 2,5 Kilo pro Kopf und Jahr und ist in der Tendenz sinkend.

Honig:

Ein gutes Jahr für den Schweizer Honig

Das Klima meinte es 2020 gut mit den Schweizer Bienen. Die Imkerinnen und Imker konnte deshalb laut der Dachorganisation Apisuisse im Durchschnitt 29,9 Kilo Honig pro Bienenvolk (11,2 Kilo in der Frühlingsernte, 18,7 Kilo in der Sommerernte) ernten. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr, damals waren es nur 13 Kilo im Schnitt gewesen. Die Ernte 2019 war aber wegen des nass-kalten Mais rekordtief ausgefallen. Regional gibt es Unterschiede zu verzeichnen: Am meisten Honig produzierten die Bienen mit 40 Kilo im Schnitt pro Volk in den Kantonen des Jurabogens. Aufgrund von südexponierten Hängen mit viel Flora ist dort der Ertrag meistens höher als im Mittelland. Auch im Tessin war die Ernte hoch. Schlechter präsentiert sich die Marktlage für die Imkerinnen und Imker. Hatten sie letztes Jahr nur wenig zu verkaufen, fallen dieses Jahr wegen der Pandemie die wichtigen Absatzkanäle wie Herbst- und Weihnachtsmessen weg.