Das Wetter meinte es am vierten September gut mit den Organisatoren der Manifestation für ein Ja zum revidierten Jagdgesetz: Unter einem stahlblauen Himmel versammelten sich Älplerinnen und Älpler, Bauern und Bäuerinnen, Jäger und andere Befürworter der Abstimmungsvorlage auf dem Bundesplatz. Ziel des Komitees waren die Sensibilisierung und Mobilisierung des Stimmvolks.

Bunt gemischtes Publikum

Der Wunsch nach einer Anpassung des Jagdgesetzes vereint Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Ansichten. Das zeigte auch die Auswahl der Rednerinnen und Redner vor dem Bundeshaus. Sie sprachen vor Delegationen aus der ganzen Schweiz, wie die zahlreich zu sehenden Kantonsflaggen zeigten. Das freute Urs Schneider, den stellvertretenden Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV): «Wir müssen uns Gehör verschaffen und wollen unsere Botschaft ins ganze Land hinaus senden», sagte er zum Auftakt der Kundgebung. Die Gegner, die Schneider vor allem in den urbanen Räumen verortet, würden mit ebenso viel Aufwand mobilisieren, weshalb es nun gelte, in der heissen Phase des Abstimmungskampfes noch einmal kräftig Stimmung für ein «Ja» zu machen.

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Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz versammelten sich auf dem Bundesplatz in Bern. (Bild lja)

Rednerinnen und Redner unterschiedlicher Couleur

  • Esther Friedli, Nationalrätin (SVP) aus dem Kanton St. Gallen: Als erste Rednerin trat Esther Friedli ans Rednerpult. Die Politologin und Unternehmerin rechnete vor, wie sich die Wolfspopulation in den kommenden Jahren entwickeln könnte, wenn nicht durch eine rechtzeitige Anpassung des Gesetzes die Grundlagen für eine Gegenwehr geschaffen würden. Sie betonte, dass auch nach dem neuen Gesetz keine willkürlichen Abschüsse möglich würden und bezeichnete das Gesetz als eine «absolut massvolle Regelung».
  • Jill Nussbaumer, Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen Schweiz aus dem Kanton Zug: Die Zugerin Nussbaumer machte gleich zu Beginn klar, dass sie als «Unterländerin» nicht persönlich von der Wolfs-Problemtik betroffen sei. Allerdings gehe es für sie als Freisinnige bei der kommenden Abstimmung auch um mehr Föderalismus. Sie finde es daher wichtig, dass die Kantone mehr Kompetenzen im Umgang mit problematischen Grossraubtiere erhielten. Es gehe nicht an, dass die Städter der Bergbevölkerung vorschrieben, wie diese zu Leben hätte. Deshalb zeige sich Nusbaumer solidarisch mit den direkt Betroffenen und unterstütze die Gesetzesrevision.
  • Christine Bulliard-Marbach, Nationalrätin (CVP) aus dem Kanton Freiburg, Präsidentin der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB): Als Präsidentin der SAB wies Christine Bulliard-Marbach mit Nachdruck darauf hin, dass das revidierte Jagdgesetz für den Tourismus in den Bergen von enormer Wichtigkeit sei. Dieser baue auf eine attraktive und schöne Alpenlandscht. Ein allzu stark ausgebauter Herdenschutz eröffne eine zusätzliche Konfliktsituation mit Touristen, Wanderern und Mountainbikern. Bullirad-Marbach wies ausserdem darauf hin, dass mit dem revidierten Jagdgesetz gerade der Luchs und der Biber künftig besser geschützt würden.
  • Simone de Montmollin, Nationalrätin (FDP) aus dem Kanton Genf: Die Genferin wies in ihrer Rede ebenfalls darauf hin, dass die lokalen Behörden befähigt werden müssten, schneller auf allfällige Bedrohungen reagieren zu können. Dies erreiche man mit der Revision des bestehenden Jagdgesetzes. Zusätzlich bekräftigte de Montmollin, dass mit der neuen Vorlage der Schutz der Arten und Lebensräume erhöht werde. Eine Ablehnung der Revision würde viele Fortschritte der vergangenen Jahre gefährden, gab sie sich überzeugt.
  • Anton Merkle, Präsident Jagd Schweiz: Als oberster Jäger versicherte der Freiburger, dass der Schutz von Nutz- und Wildtieren sowie die Förderung der Biodiversität auch Kernanliegen der Schweizer Waidmänner und -frauen seien. Dazu brauche es klare Regeln. Das revidierte Jagdgesetz biete nun eine fortschrittliche Lösung, welche auch eine moderne Jagdauffassung wiederspiegle.
  • Regula Schmid-Blumer, Bergbäuerin aus dem Kanton Graubünden: Als direkt Betroffene sprach die Bio-Landwirtin zur versammelten Menge. Ihre Heimat liege mitten im Revier des Beverin-Rudels und sie wisse, wovon sie spreche, sagte sie mit Nachdruck. Es sei ein belastendes Gefühl, zu wissen, dass der Wolf jederzeit in der Nähe des eigenen Heims und der Herde sei. Sobald man seine Tiere auf die Alp schicke, müsse man sich ständig begründete Sorgen um deren Leben machen, was für viele Bergbauern fast nicht zu ertragen sei. Schmid-Blumer betonte, dass der Herdenschutz im Gebirge teilweise nur schlecht oder gar nicht bewerkstelligt werden könne. Diese Situation führe letzten Endes dazu, dass Alpen nicht mehr bestossen würden. Als Folge prognostizierte sie einen Verlust an hochwertigen Nahrungsmitteln, Massentierhaltung und eine Zunahme der Importe.
  • Markus Ritter, Präsident des SBV, Nationalrat (CVP) und Bio-Landwirt aus dem Kanton St. Gallen: Als oberster Schweizer Bauer wies Ritter noch einmal auf die strengen Tierschutzgesetze in der Schweiz hin. Die hiesigen Bauern würden dem Tierwohl grosse Bedeutung beimessen und hätten eine starke Beziehung zu ihrem Vieh. Deshalb sei ihr Interesse am Schutz ihrer Herden legitim. Es gehe den Bauern nicht um eine Ausrottung des Wolfs. Im Gegenteil: Die Landwirtschaft begrüsse eine vielfältige Natur. Die ganze Ansprache von Markus Ritter ist im Video zu sehen.

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Nationalrätin Simone de Montmollin geht davon aus, dass die Gesetzesrevision die Akzeptanz für den Wolf erhöhen würde. (Bild lja)