Wir leben im Überfluss. Uns fehlt es an nichts. Rein gar nichts. Das haben die Päcklischlacht der Verwandten an die Kinder und die üppigen Mahlzeiten an Weihnachten einmal mehr deutlich gemacht. Doch meist ist es uns zu wenig bewusst, wie gut wir es haben. Alles ist selbstverständlich. Wir haben Strom, fliessend Wasser, immer genug zu essen und auch Kaffee. Kaffee ist ganz wichtig. Ein Knopfdruck genügt und die schwarze Brühe fliesst dampfend in meine Tasse. Ganz einfach.

Wenn die Maschine streikt

Na gut, zugegeben. Es geht nicht immer so einfach. Meist im dümmsten Moment, wenn man nur ganz, gaaanz schnell einen Kaffee trinken will, bockt die Maschine. Wasser füllen, steht dann etwa auf dem Display, oder Trester leeren. Ja doch. Ist  das gemacht, heisst es sicher auch noch: Bohnen füllen. Ach ja, und ein Reinigungsprogramm durchführen, verlangt das Teil auch noch. Und in 99 von 100 Fällen heisst es danach: Wasserfilter wechseln. Grrrrrr. Ich wollte doch nur schnell einen Kaffee trinken und keinen Kaffeemaschinenservice durchführen. Ich kann ja auf Vieles verzichten, aber sicher nicht auf Kaffee. 

Kaffeepause ohne Kaffee geht nicht

Wie gesagt, wir schätzen zu wenig, was wir haben. Das wird mir deutlich bewusst, als vor einiger Zeit kurz nach halb zehn Uhr morgens alles den Geist aufgibt. Pffffff und weg war er, der Strom. Komplett. Kein Radio lief mehr, keine Waschmaschine und kein Kühlschrank mehr. So, und jetzt? Endlich hätte ich nun genügend Zeit, mich mit einer Tasse dampfenden Kaffees hinzusetzen. Ach Mist. Geht ja nicht. Für eine Millisekunde vergesse ich, dass auch die Kaffeemaschine Strom braucht. Kaffeepause ohne Kaffee geht aber so gar nicht. Aber was tun?  Frau weiss sich in dem Fall zu helfen. Zum Glück steht bei mir im Schrank immer ein Glas gefriergetrockneter Kaffee. Fehlt nur noch heisses Wasser. Also Fonduerechaud hervor, Brennpaste anzünden und Wasser ins Fondue-Chinoise-Pfändli geben. Und jetzt heisst es nur noch warten, bis das Wasser kocht. Kein Problem. Ich hab ja Zeit, denn weder Kochen, noch Bügeln noch die Buchhaltung erledigen geht ohne Strom. Aber wie genau soll ich etwas Zmittag auf den Tisch bringen, wenn der Stromausfall noch lange dauern sollte?

Die goldene Möwe hat Strom

Mit den Herren der Schöpfung, die dann mit Kaffee am Tisch sitzen, geht grad die Fantasie etwas durch. Mein Göttergatte findet angesichts des Chinoise-Pfändli, er könne gut leben mit Fondue Chinoise. Fleisch biete die Tiefkühltruhe ja genug.  Unser Auszubildender sieht das anders. Er hegt die Hoffnung, dass die goldene Möwe im Nachbarort, wo es Strom gibt, für eine warme Mahlzeit sorgen könnte. Ach, Sie wissen nicht, was die goldene Möwe ist? Das ist ein etwas edlerer Name für den Fastfood-Giganten McDonalds. Goldene Möwe tönt doch viel besser, oder etwa nicht? Wie auch immer. Ich musste die Herren enttäuschen. Nach einer guten halben Stunde floss der Strom wieder und der Kocherei stand nichts mehr im Wege. Dem Maschinenkaffee übrigens auch nicht.

Doch noch ein Neujahrsvorsatz

Zwar habe ich das Fassen von Neujahrsvorsätzen schon lange abgeschafft, da die ja doch nie eingehalten wurden. Heuer mache ich aber eine Ausnahme. Ich nehme mir vor, das Bedienen der Kaffeemaschine nicht länger als Selbstverständlichkeit anzusehen, sondern künftig mehr zu schätzen.